IfW schlägt Alarm: Welthandel in Gefahr
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Frankfurt/ Kiel (Godmode-Trader.de) - Seit Monaten bremsen Lieferengpässe die deutsche Industrie. Von November auf Dezember 2021 sank die reale Produktion nach vorläufigen Angaben des Bundesamtes um 0,3 Prozent. Im Vergleich zum Dezember 2020 ergab sich kalenderbereinigt ein Rückgang um 4,1 Prozent. Die Auftragsbücher quellen über, doch die Firmen müssen ihre Produktion drosseln.
Nun schlägt das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) Alarm. Staus auf den internationalen Routen der Containerschifffahrt behindern weltweit weiterhin die Versorgung mit Gütern und Rohstoffen. „Rund 11 Prozent aller weltweit verschifften Waren stecken derzeit in Staus fest", berichtete das IfW am Montag. „Im Roten Meer, der wichtigsten Handelsroute zwischen Europa und Asien, sind aktuell rund 11 Prozent weniger Waren unterwegs als üblich."
Die Corona-Pandemie hat die Fahrpläne der Linienreedereien durcheinander gebracht, auch weil immer wieder Häfen nach Ausbrüchen geschlossen wurden. Hinzu kommt, dass die Konjunktur vor allem in den USA kräftig angezogen hat. Das sorgt dafür, dass die weltweiten Transportkapazitäten über die Maßen ausgelastet sind.
Die mit der gegenwärtigen Omikron-Welle so stark wie noch nie eskalierende Pandemie sieht das IfW bislang zwar in erster Linie als Gefahr für China. „Die harte Null-Covid-Politik Pekings ist für die dortige Wirtschaft ein Risiko. Es ist zu befürchten, dass Verzögerungen in Chinas Containerumschlag auch Europas Handel in Mitleidenschaft ziehen würden“, sagte Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator. „Das chinesische Neujahrfest und die Ausrichtung der Olympischen Spiele sind eine Bewährungsprobe für China, dass sich die pandemische Situation und damit auch der wirtschaftliche Ausblick nicht verschlechtert.“ Die chinesischen Behörden bekämpfen bereits kleinere Ausbrüche mit harten Maßnahmen. In den vergangenen Wochen verhängten sie in mehreren Millionenstädten im Land Lockdowns. Dadurch kam es unter anderem zu Produktionsstopps in Fabriken und logistischen Verzögerungen.
Der Welthandel dürfte dem IfW zufolge derweil dennoch um 2,4 Prozent zulegen, getragen vor allem durch die positiven Handelszahlen des Westens, insbesondere durch die starken Exporte der USA. Er liegt nun preis- und saisonbereinigt 7 Prozent über seinem bisherigen Höchststand vor der Corona-Krise im August 2018. „Trotz Omikronwelle brummt der Welthandel so kräftig wie nie zu vor. Die anhaltenden Lieferengpässe sind daher Ausdruck einer extrem schnell gestiegenen Nachfrage, der das Angebot nicht hinterherkommt“, sagt IfW-Ökonom Stamer.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.