Kommentar
09:40 Uhr, 26.01.2021

IBM - Jetzt kann es doch nur besser werden, oder?

Am Freitag ging es mit der Aktie von IBM deutlich nach unten. Es war einer der größten Tagesverluste der Geschichte. Eigentlich kann es jetzt nur noch besser werden - mit der Aktie und dem Unternehmen. Oder doch nicht?

Erwähnte Instrumente

  • Int. Business Machines (IBM) - WKN: 851399 - ISIN: US4592001014 - Kurs: 118,580 $ (NYSE)

Gewisse Aktien erleben zweistellige Kursbewegungen häufiger als andere. Bei Netflix geht es mit der Aktie regelmäßig nach den Quartalszahlen zweistellig nach oben oder unten. Bei IBM sind solche Bewegungen eine Seltenheit. So schlimm wie am Freitag war es bei IBM seit 1962 nur sieben Mal zuvor. Dazu zählte das Platzen der Internetblase und der Oktobercrash im Jahr 1987, als der Gesamtmarkt um über 20 % an einem Tag fiel.

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Der Tagesverlust der Aktie von fast 10 % zeigt, dass IBM in einer tiefen Krise steckt. Quartal um Quartal hört man leider immer wieder das gleiche: der Umsatz ist gesunken. Der Umsatz fällt bereits seit 8 Jahren (Grafik 1).

Das Ausmaß des Rückgangs ist dabei recht atemberaubend. Das Tempo hat sich ein wenig reduziert. Das hat auch mit der Übernahme von Red Hat zu tun.
Die Übernahme, die immerhin 34 Mrd. Dollar kostete, hätte Wachstum bringen sollen. Die Wachstumszahlen von Red Hat werden von IBM immer noch separat ausgewiesen. Das Wachstum lag zuletzt bei 17 %. Das reicht allerdings nicht, um das Wachstum des Gesamtkonzerns zu steigern. Die Abwärtsspirale dreht sich weiter.

Der Gewinn sank im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 5,5 Mrd. Dollar. Das ist nicht besser als 1996 oder 1983 (Grafik 2). Die Zahlen kann man nur als katastrophal bezeichnen. Wenn ein Unternehmen nach mehr als 30 Jahren „Wachstum“ immer noch nicht mehr verdient, ist etwas falsch.


Immerhin hat es IBM geschafft, dass der Aktienkurs nicht auf das Niveau der 80er Jahre zurückgegangen ist. Dahinter steht eine Art Trick. IBM hat über viele Jahre Aktien zurückgekauft. Betrachtet man die Marktkapitalisierung und nicht den Aktienkurs, so zeigt sich, dass das Unternehmen heute nicht mehr wert ist als 1986 (Grafik 3). Dabei ist das Preis- Buchwert-Verhältnis heute noch etwas höher als damals. Würden Anleger auch dieses wieder wie 1985 bewertet, stünde der Kurs noch einmal tiefer.

Geld für Aktienrückkäufe hat IBM inzwischen nicht mehr. Das Unternehmen zahlt jährlich eine Dividende in der Höhe von knapp 6 Mrd. Dollar. Zählt man die Investitionen dazu, bleibt kein Geld mehr übrig. Ohne höhere Schulden können keine Aktien mehr zurückgekauft werden. Der Cashflow ist einfach zu niedrig. Schon jetzt stehen die Schulden bei mehr als 60 Mrd.

Analysten prognostizieren bis Ende 2022 einen minimalen Umsatz und Gewinnanstieg (in Grafiken 1 und 2 als schwarze Linien dargestellt). Das reicht nicht, um die Aktie wieder nach oben zu hieven. IBM bleibt in der Stagnation. Seit Jahren wird ein Turnaround versprochen. Er kommt nur nicht.

IBM hat viele Trends verschlafen. Es ist nicht das erste Mal, dass das Unternehmen in der Krise steckt. Von 1990 bis 1994 war es in der Krise, konnte sich aber neu erfinden. Das gelang auch nach der Krise von 2000 bis 2003. Die aktuelle Krise dauert nun schon sehr lange an. Man muss daran zweifeln, dass die Neuerfindung wirklich gelingt.

Genau das geschieht, wenn das Management schläft und anstatt zu investieren, nur Aktien zurückkauft. Wird jahrelang zu wenig investiert, ist der Rückstand irgendwann nicht mehr aufzuholen. Selbst die Übernahme von Red Hat, praktisch eine Verzweiflungstat, hat wenig gebracht. IBM gehört bis auf weiteres nicht ins Depot.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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