Analyse
09:40 Uhr, 09.05.2017

IBM - Warren Buffett schmeißt hin!

Als Buffett mitteilte, dass er ein Drittel seiner IBM Aktien verkauft hat, verlor das Unternehmen auf einen Schlag 4 Mrd. an Wert. Der Anfang vom Ende?

Erwähnte Instrumente

  • Int. Business Machines (IBM) - WKN: 851399 - ISIN: US4592001014 - Kurs: 153,030 $ (NYSE)

Als Investor braucht man manchmal Geduld. Das predigt Buffett seit Jahrzehnten. Er kauft zwar gerne Unternehmen, deren Kurs günstig erscheint, doch das bedeutet nicht, dass der Aktienkurs auch gleich morgen wieder anspringt. Bis der Markt zu der gleichen Schlussfolgerung kommt, kann es eine ganze Weile dauern, manchmal viele Jahre.

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Ein Unternehmen kann durchaus viele Jahre lang unterbewertet bleiben. Irgendwann kehrt der Kurs aber zum fairen Wert zurück. Wenn man als Investor Glück hat, geschieht dies innerhalb weniger Monate. Wenn man Pech hat, muss man auch einmal 5 oder 10 Jahre warten.

Warren Buffett bringt eigentlich viel Zeit mit. Er bleibt sich dabei fast immer treu. Manchmal ändert er seine Einschätzung. Ob es daran liegt, dass ihm die Geduld ausgeht, lässt sich nicht sagen. Er stieg bei IBM im Jahr 2011 ein. Der Kurs der Aktie war damals etwas höher als heute. Seither konnte Buffett allerdings 20 Dollar Dividende je Aktie einfahren. Erst wenn der Kurs unter 140 Dollar fällt, dürfte die Position von damals ins Minus rutschen.

Mit diesem Sicherheitspolster lässt sich noch etwas ausharren, allerdings nicht unbedingt mit der vollen Positionsgröße. Ein Drittel der Aktien hat Buffett abgestoßen. Buffett ist zwar kein Charttechniker, aber ein Blick auf den Kursverlauf zeigt, dass die Entscheidung nicht schlecht war. Grafik 1 zeigt den Kurs der Aktie seit 1962.

Als Anleger musste man immer wieder viel Geduld mitbringen. Die Aktie hat eine Tendenz dazu, viele Jahre oder gar Jahrzehnte in einer weiten Range seitwärts zu laufen. Gefolgt wird das Ganze durch eine kurze, explosive Kursentwicklung. Dann stagniert der Kurs wieder.

Es gab durchaus berechtigte Hoffnung, dass der Kurs in eine Rally übergeht. Der Jahresverlauf 2016 sah konstruktiv aus. Inzwischen ist klar: die Rally war nicht nachhaltig. Der Kurs dürfte auf unbestimmte Zeit weiter nach unten driften.

IBM hat derzeit ein großes Problem. Der Umsatz geht seit 2011 zurück. Der Gewinn ist seit 2011 um fast 30 % zurückgegangen. Je nachdem wie der Rest des Jahres 2017 verläuft, könnte das Minus per Ende Jahr 50 % im Vergleich zu 2011 erreichen. Für dieses Szenario ist der Kurs noch immer viel zu hoch.

Die nach wie vor hohe Bewertung erklärt sich vermutlich durch die attraktive Dividende und Aktienrückkäufe. Allein im letzten Jahr schüttete IBM 5,3 Mrd. Dollar an Dividenden aus und kaufte für 3,5 Mrd. eigene Aktien zurück.

Mit der enttäuschenden Geschäftsentwicklung steht das nun auf dem Spiel. Geht der Gewinn tatsächlich auf 8-9 Mrd. in diesem Jahr zurück, kann sich IBM die hohen Ausschüttungen fast nicht mehr leisten. Die Dividende ist vermutlich erst einmal sicher. Das Unternehmen hat einen exzellenten Track Record. Grafik 2 zeigt die Dividendenentwicklung seit 1913.

IBM hielt die Dividende selbst in der Zeit der Großen Depression der 30er Jahre konstant. Gesenkt wurde sie bisher nur Anfang der 90er Jahre als der Umsatz substantiell zurückging. Das war das erste Mal nach fast 50 Jahren, dass IBM eine solche Krise durchmachte.

Bisher konnte sich das Unternehmen immer wieder neu erfinden. IBM hat hervorragende Produkte, ist aber bei weitem nicht alleine auf dem Markt. Die Margen sind unter Druck und die Wachstumsfelder können den Rückgang im Kerngeschäft noch nicht auffangen. IBM schreibt zwar noch gute Gewinne, doch das Unternehmen befindet sich praktisch in der größten Krise seit 100 Jahren. Eine schnelle Trendumkehr ist kaum zu erwarten. Für einen Einstieg ist vermutlich noch zu früh.

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2 Kommentare

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  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Ich denke hingegen, dass Buffett genau zum falschen Zeitpunkt das Handtuch geworfen hat. IBM wird in absehbarer Zeit über 200$ notieren. Zwar hat apoxx nicht Unrecht mit seiner Kritik. Aber immerhin arbeitet IBM an einer Lösung seiner Probleme. Das sehe ich dann wiederum anders als er.

    11:48 Uhr, 09.05. 2017
  • apoxx
    apoxx

    Hallo Herr Schmale,

    Buffett hat mal wieder am Hoch verkauft. Bei ihrer Aussage "IBM hat hervorragende Produkte" ist meine Meinung eine ganz Andere (komme aus der Softwarebranche). IBM hat vielleicht ein hervorragendes Marketing, die Produkte sind es auf jeden Fall nicht. Das Cloud Geschäft haben sie auch verschlafen und versuchen nun mit großem Marketing Tamtam nachzuziehen.

    Grüße

    09:50 Uhr, 09.05. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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