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14:11 Uhr, 11.11.2019

Hohe Inflation in China : Die PBoC kann keine Schweine drucken

Die Verbraucherpreise in China steigen so stark wie seit acht Jahren nicht mehr. Der Anstieg fiel zudem stärker aus, als Analysten erwartet hatten.

Peking (Godmode-Trader.de) - Wie aus Daten der chinesischen Regierung vom Samstag hervorgeht, stieg die Verbraucherpreisinflation in China im vergangenen Monat auf ein Siebenjahreshoch von 3,8 Prozent. Der Anstieg fiel zudem stärker aus, als Analysten erwartet hatten. Im September hatte die Inflation bereits deutlich zugelegt. Die Verbraucherpreise hatten sich um 3 Prozent erhöht.

Vor allem die Lebensmittelpreise stiegen rasant. Das hat seinen Grund in der Afrikanischen Schweinepest. Denn der stärkste Preistreiber war Schweinefleisch, das wegen der Schweinepest im Oktober mehr als doppelt so viel kostete wie noch vor vor einem Jahr. Die Lebensmittelpreisinflation dürfte in den kommenden Monaten angesichts des jüngsten Rückgangs der Schweinebestände noch weiter nach oben ziehen. Selbst wenn sich das Schweinevolumen bald erholt, ist der Verbraucherpreisindex auf dem besten Weg, in diesem Jahr um fast 3,0 Prozent und im nächsten Jahr um mindestens 3,5 Prozent zu steigen.

Der Preisdruck versetzt die People's Bank (PBoC) in eine unangenehme Lage, da sie das Ziel für den durchschnittlichen jährlichen Anstieg des Consumer Price Index auf 3,0 Prozent taxiert hat. Dieser Wert wird als oberste Toleranzgrenze für die Inflation angesehen. Da die PBoC keine Schweine drucken kann, könnte die Zentralbank die Inflation nur im Zaum halten, wenn sie den nachfrageseitigen Preisdruck durch geldpolitische Straffung dämpft, meinte das Analysehaus Capital Economic in einem Kommentar. Dies wäre wiederum kontraproduktiv, da der Preisdruck, die Lebensmittel einmal ausgeklammert, ansonsten auf schwachen Füßen stehe. Der Kern-Verbraucherpreisindex stieg im Oktober so langsam wie seit drei Jahren nicht mehr und die Erzeugerpreise sinken (im Oktober um 1,6 Prozent und damit so stark, wie seit Juli 2016 nicht mehr).

Grundsätzlich ist zu bedenken, dass die PBoC ein breites Mandat hat und nicht nur für Preisstabilität, sondern auch für die Unterstützung des Wachstums, die Förderung der Beschäftigung und die Wahrung der Finanzstabilität verantwortlich ist. Die Abwägung dieser Ziele deutet eher auf eine Lockerung der Geldpolitik in den kommenden Quartalen hin, insbesondere wenn sich die Konjunktur weiter abschwächen sollte. Insbesondere sollte die PBoC über die sinkenden Herstellerpreise besorgt sein, was das Wachstum der Industriegewinne belastet und negative Nebenwirkungen für Beschäftigung und Schuldendienst mit sich bringt.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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