Kommentar
20:05 Uhr, 18.06.2015

Hilfsprogramm für Griechenland soll verlängert werden - EU dementiert

Einem Medienbericht zufolge wird das Hilfsprogramm für Griechenland bis Ende des Jahres verlängert. Anschließend soll es ein drittes Hilfspaket geben.

Sind die internationalen Gläubiger in den Verhandlungen mit Griechenland eingeknickt? Einem Medienbericht zufolge will die Eurogruppe das vom Bankrott bedrohte Land mit einem ultimativen Angebot vor der Pleite bewahren. Wie die "Zeit" unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertraute Kreise berichtet, soll das laufende Rettungsprogramm bis Ende des Jahres verlängert werden. Aus dem laufenden Rettungsprogramm sind rund zehn Milliarden Euro übrig, die eigentlich für die Rekapitalisierung der Banken verwendet werden sollten. Dieses Geld solle nun benutzt werden, um die griechischen Verbindlichkeiten bei der Europäischen Zentralbank (EZB) und beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in den kommenden Monaten zu begleichen, heißt es. Als Gegenleistung werde von Griechenland erwartet, die bei einem Krisentreffen im Kanzleramt vor zwei Wochen vereinbarten Reformauflagen umzusetzen.

EZB unterstützt das Projekt – der IWF ist raus

Der IWF würde sich an der Finanzierung vorerst nicht mehr beteiligen, weil er die Bedingungen dafür nicht mehr erfüllt sieht, so das Blatt. Eingebunden in das Projekt seien Notenbankchef Mario Draghi und die Staatschefs der wichtigen Euroländer. Die EZB würde sich an der Finanzierung beteiligen, indem sie der griechischen Regierung erlauben will, für zwei Milliarden Euro zusätzliche kurz laufende Staatsanleihen auszugeben. Die griechischen Banken würden diese Anleihen kaufen und bei der EZB als Sicherheit für frisches Geld hinterlegen können. Bislang hatte sich die Notenbank dagegen stets gewehrt.

Drittes Hilfsprogramm geplant

Im Anschluss an die neuerliche Verlängerung soll ein drittes Hilfsprogramm verabschiedet werden. Dabei gehe es um einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Milliardenbetrag. Der IWF werde sich daran nur beteiligen, wenn die Europäer einem Schuldenschnitt für Griechenland zustimmen.

EU-Vertreter dementieren

Ein EU-Diplomat hat den Bericht der "Zeit" dementiert: "Die angeblichen Zugeständnisse der Gläubiger an Griechenland haben mit der Realität nichts zu tun." EU-Vizekommissionschef Valdis Dombrovskis teilte im Anschluss an das Treffen der Euro-Finanzminister mit, dass es keine Vereinbarung zu Griechenland gegeben habe. "Die Situation um Griechenland ist blockiert", sagte EU-Währungskommissar Moscovici. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem merkte an, dass weiterhin keine Einigung mit Griechenland in Sicht sei. Aus EU-Kreisen heißt es, für Montag sei ein Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone zur Schuldenkrise Griechenlands angesetzt. Griechische Regierungskreise berichten davon, dass Finanzminister Varoufakis der Eurogruppe neue Vorschläge vorgelegt hat.

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19 Kommentare

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  • Vito Corleone
    Vito Corleone

    @CRISS1, die 1.800 Mrd. oder die 780 Mrd. etc. sind Folgekosten, wie sich erst
    hinterher herrausstellte - keine direkten Hilfen an Lehman.

    Hätte Henry ("Hank") Paulson das schon 2008 gewusst - er hätte wohl anders entschieden.
    Da hätten die USA den Laden billig (teil-)verstaatlichen können, und sich die
    Kosten hinterher (über Jahre gestreckt) von den Banken zurückholen können
    (incl. Zinsen). War bei den FMs (Fannie Mae/Freddie Mac) auch kein Problem.
    Wie wäre die Geschichte wohl verlaufen, wenn es GS statt Lehman getroffen hätte.
    Mit Finanzminister Paulsen als vorherigem GS-CEO ? Jedenfalls ganz anders.

    So wollte bekanntlich keiner die (unbekannten) Lehman-Risiken übernehmen.
    Dazu noch einige persönliche Animositäten.
    Ähnliche Situation jetzt mit GR. Angst vor den Folgen/Folgekosten !
    (Freunde werden Merkel und Tsipras oder Schäuble und Varoufakis auch nicht mehr)

    USA hatten 2007 ein BIP ~14.480 Mrd.$, "Anteil" von Lehman Brothers
    daran ca. 59 Mrd.$ (Umsatz) - rechnerisch also ~0,4% vom US-BIP.
    GR-Anteil am EU-BIP heute ~1% (sogar etwas drüber), also das 2,5fache ;-)
    (ich weiß, der Vergleich hinkt, geht aber nur um die Größenordnungen)

    Wenn also der Futzel von 0,4% US-BIP eine Weltfinanzkrise auslösen kann,
    was könnten dann 1% vom (größeren) EU-BIP innerhalb der EU auslösen ?

    Die unabsehbaren Folgen eines GRexit sind das Problem !
    Sowohl die finanziellen als auch die politischen.
    Deswegen auch mM "Griechenland bleibt im Euro, koste es was es wolle." (Jürgen Stark)
    http://www.godmode-trader.de/artikel/griechenland-...,4241700

    Also munter weiterwurschteln, nach dem Motto "Alle Jahre wieder",
    bis es eine EU-weite Regelung gibt ... irgendwann einmal.
    Grundübel in Europa: Ein Club von 28 Egoisten (EU-Staaten) ergibt nie eine Union.

    10:22 Uhr, 19.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • kingkong007
    kingkong007

    Dass das Rentensystem in Griechenland marode ist

    und Reformen dringend notwendig sind, weiß doch nun jeder.

    Hatte der Professor auch eine Meinung dazu,

    oder wollte er auch mal was dazu sagen.

    08:40 Uhr, 19.06.2015
  • markuss
    markuss

    Unsere deutschen Politiker verschwenden unser deutsches Steuergeld für dieses gescheiterte Projekt Europa und speziell aktuell für Griechenland. Diese Damen und Herren sollten dafür verantwortlich gemacht werden. Ebenso muss sich die Führung der EZB früher oder später für ihr Tun verantworten und für evtl. Fehlverhalten bestraft werden.

    Griechenland wird in einem halben Jahr nicht haushalten können, genauso wie es dies in den vergangenen 5 Jahren nicht geschafft hat. Griechenland wird auch keinerlei Reformen umsetzen, weil dazu die staatliche Infrastruktur fehlt und die Führung nicht gewillt ist, diese auch nur ansatzweise aufzubauen. Griechenland schafft es jetzt nicht einmal, die dringend nötigen Kapitalverkehrskontrollen einzuführen .... ein afrikanisches Land in Europa.

    08:01 Uhr, 19.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Cristian Struy
    Cristian Struy

    Aber am ende egal. Das sind alles so unreale Zahlen, da kommt es auf 500 mrd nicht an.ist nur elektronisches Geld in irgenwelchen Rechensystemen. In Geldscheinen kann man das nicht mal in angemessener Zeit ausdrucken. Da sind Druckereien allein schon wer weiss wie viele Monate voll ausgelastet und koennten wegen papierlieferschwierigkeiten gar nicht ausliefern.

    500mrd =5000 Paletten voll 100 dollarnoten, je palette 100 Millionen

    http://alles-schallundrauch.blogspot.de/2010/01/wi...

    00:20 Uhr, 19.06.2015
  • mkgeld
    mkgeld

    verstehe die ganze Aufregung nicht 1 % Anteil an der EU und die ganze Welt sogar Amerika hat Angst das die Griechen pleite gehen. Die Politiker verkaufen uns doch für blöd

    21:49 Uhr, 18.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Investor
    Investor

    Laut den Executive Report of the Hellenic Parliament's Debt Truth Committee werden die Troika Kredite für illegal und verabscheuungswürdig erklärt.

    "In the Greek case, such a unilateral act may be based on the following arguments: the bad faith of the creditors that pushed Greece to violate national law and international obligations related to human rights; preeminence of human rights over agreements such as those signed by previous governments with creditors or the Troika; coercion; unfair terms flagrantly violating Greek sovereignty and violating the Constitution; and finally, the right recognized in international law for a State to take countermeasures against illegal acts by its creditors, which purposefully damage its fiscal sovereignty, oblige it to assume odious, illegal and illegitimate debt, violate economic self-determination and fundamental human rights."

    http://globaleconomicanalysis.blogspot.de/2015/06/...

    Stellt sich die gr Regierung hinter diese Argumentation würden die Kredite Gegenstand eines Schiedsgerichtes. Ich glaube die Diskussion bleibt uns noch lange erhalten.

    Anbei nochmals die Kosten pro Land. Damit würden mindestens Spanien sein Verschuldungsziel reichen. Und in der Rechnung sind noch die die rd 300 Mrd private Kredite, die auch ausfallgefährdet wären

    Und mittelfristig ist das Ziel die Auflösung der EU. ......

    Mish Calc Bilateral loans Guarantees on the borrowings of EFSF to fund its loans Implicit share of TARGET2 claims of the Eurosystem Implicit share in the SMP holdings of bonds by the Eurosystem Total
    France 11.389 31.02 24.47 5.439 72.32
    Germany 15.165 41.308 31.07 6.903 94.45
    Italy 10.008 27.259 21.25 4.722 63.24
    Spain 6.65 18.112 15.26 3.391 43.41
    Total 52.9 141.8 118.0 27 339.7
    21:14 Uhr, 18.06.2015
  • Bradley
    Bradley

    Ich denke, genauso wird es kommen, die Griechen haben gewonnen (natürlich mit Unterstützung der USA und den "Dumpfbacken" in der EU, die Namen sind ja hinlänglich bekannt (Merkel, Juncker, Scholz oder Schulz, der kleine Franzose und nicht zuletzt Obama, der alle dementsprechend instruiert hat). Ich persönlich wünsche jedem Volk so eine Regierung wie in Griechenland, denn diese legt sich wirklich "ins Zeug" für die, die es brauchen. Ich hoffe nur, dass die griechische Regierung bis zum Schluss durchhält und somit unserem "dekadenten" Finanzsystem dem letzten "Schuss vor dem Bug" verfasst.

    20:15 Uhr, 18.06.2015
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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