Herbstgutachten: Deutsche Wirtschaft wird ausgebremst
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Berlin (BoerseGo.de) – Der deutschen Wirtschaft droht eine harte Landung. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute stellen in Berlin heute ihre Einschätzung für das Wirtschaftswachstum in Deutschland vor. Wie die Financial Times Deutschland am Donnerstag unter Berufung auf mit dem Gutachten vertraute Kreise berichtet, erwarten die Ökonomen für das kommende Jahr nur noch ein Wachstum von 0,8 Prozent. Im Frühjahr hatten die Experten für 2012 noch ein Plus von 2,0 Prozent vorhergesagt.
Im vierten Quartal 2011 dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sogar erstmals seit Anfang 2009 schrumpfen, wie die FTD weiter berichtet. Dennoch soll im laufenden Jahr noch ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 2,9 Prozent erfolgen.
Eine Rezession könne knapp vermieden werden, wenn die Politik es schaffe, die Schuldenkrise einzudämmen, heißt es. In diesem Zusammenhang kritisierten die Institute die Politik der europäischen Regierungen in der Schuldenkrise. Diese hätten immer noch kein Rezept gefunden, um der Krise Herr zu werden. Auch müssten sie endlich Vorschläge für eine Rekapitalisierung der Banken unterbreiten. Die Experten warnen vor dem „Euro-Infarkt“.
Überall spüren Unternehmen bereits die Abkühlung der Weltkonjunktur. Die Firmen beklagen, dass ihnen die andauernde Unsicherheit aufgrund der Schuldenkrise in Europa, mittlerweile den Zugang zu Bankkrediten erschwert. Immer mehr Firmenchefs versuchen, ihre Finanzen abzusichern und ihren Cashflow zu stützen, indem sie bei Personal, Investitionen und nicht betriebsnotwendigen Ausgaben sparen. Aus Sorge, dass die Krise in Europa zu Liquiditätsengpässen führen könnte, fahren einige Betriebe ihre Produktion zurück, um die Lagerbestände gering und die Barreserven hoch zu halten.
Zum Auftakt der US-amerikanischen Bilanzsaison warnte der größte Aluminiumkonzern in den USA, Alcoa, vor einer nachlassenden Nachfrage und machte dafür Europa verantwortlich. "Es sieht fast so aus, als ob sich die Welt selbst in eine weitere Rezession hinein sorgt", sagte Alcoa-Chef Klaus Kleinfeld. "Der Hauptgrund für das schwache Quartal sind diese Ängste, nicht ein schrumpfendes Geschäft."
Das Herbstgutachten, eine sog. Gemeinschaftsdiagnose, wird vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) Essen, dem Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) München, dem Institut für Weltwirtschaft (IfW) Kiel und dem Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) Halle erstellt. Das Gutachten dient der Bundesregierung als Grundlage für ihre eigene Konjunkturprognose.
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