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12:27 Uhr, 16.05.2018

Handelsstreit könnte Chancen eröffnen

Der Handelsstreit zwischen den USA und China könnte Franklin-Templeton-Schwellenländerexperte Sukumar Rajah zufolge Anlagechancen in bestimmten Schwellenländern eröffnen.

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  • Dow Jones
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San Mateo (GodmodeTrader.de) - In jüngster Zeit wurde viel über den eskalierenden Handelsstreit zwischen den USA und China diskutiert, da beide Seiten mit Strafzöllen auf unterschiedlichste Produkte drohen – von Schweinefleisch bis hin zu Flugzeugen, wie Sukumar Rajah, Senior Managing Director und Director of Portfolio Management bei Franklin Templeton Emerging Markets Equity, in einer aktuellen Marktanalyse zu den möglichen Folgen des Handelsstreits zwischen den USA und China schreibt.

Diese Situation sei ein weiteres Beispiel für einen weltweit zu beobachtenden Trend hin zu verstärktem Protektionismus, der nach wie vor ein potenzielles Risiko für die Märkte darstelle. Trotz der wechselseitigen Retourkutschen, die sich US-Präsident Donald Trump und die chinesische Führungsriege geliefert hätten, dürfte dieses Wortgefecht keine langfristigen Auswirkungen auf China haben, heißt es weiter.

„Unseres Erachtens sollte die Bedeutung des bilateralen Handels für beide Seiten die Wahrung stabiler Beziehungen sicherstellen. Ohne robuste Beziehungen wäre es für sowohl chinesische als auch US-amerikanische Unternehmen sehr viel schwieriger, mit komplexen internationalen Lieferketten zurechtzukommen“, so Rajah.

Unterdessen schätze er die Aussichten für die breitere Region, d.h. für die ASEAN-5-Länder und Indien, weiterhin optimistisch ein. 2018 werde in der Region Ostasien und Pazifik ein Wirtschaftswachstum von 6,2 Prozent erwartet, was dem Doppelten des geschätzten globalen Wachstums entspreche. Daher sei er davon überzeugt, dass man am südostasiatischen Aktienmarkt Chancen bei Unternehmen finden könne, die sich vor allem auf den Binnenmarkt konzentrierten, heißt es weiter.

„Unsere Analysen zeigen, dass die treibende Kraft hinter inländisch orientierten Firmen vor allem auf den besonderen Merkmalen des verarbeitenden Gewerbes in den asiatischen Schwellenländern gründet. Diese Unternehmen sind in der Regel stark von globalen Wertschöpfungsketten abhängig, in deren Zentrum China als Technologiehochburg der Region steht. Die über China entstehende indirekte Exponierung der ASEAN-Länder gegenüber den USA ist deutlich niedriger als die der nordasiatischen Länder, was aller Wahrscheinlichkeit nach auf die weniger bedeutende Rolle der Region innerhalb der regionalen Technologie-Lieferkette zurückzuführen ist. Ausnahmen bilden hier vor allem Singapur, das die regionale Lieferkette im Technologiesegment beliefert, und Vietnam, das für die Montage von Mobiltelefonen eine wichtige Rolle spielt. Daher sind die Exporte dieser beiden Länder an die USA im Vergleich zu den übrigen ASEAN-Ländern höher“, so Rajah.

Derweil seien mehrere Gründe für eine optimistische Einschätzung der Aussichten für den indischen Aktienmarkt auszumachen. Seiner Meinung nach besteht durchaus Spielraum für eine Aufwertung der Aktien des Landes, während die negativen Auswirkungen der jüngsten staatlichen Reformen allmählich abklingen. Darüber hinaus könnte die wachsende Mittelschicht Indiens eine starke Belebung des Konsums auslösen. Hinzu komme die Tatsache, dass bereits heute fast 60 Prozent des indischen Bruttoinlandsprodukts auf den Konsumsektor entfielen. Mit einer so starken inländischen Orientierung könnte die indische Wirtschaft daher externen Faktoren gegenüber weniger anfällig sein – insbesondere, wenn sich der Handelsstreit hinziehe, heißt es weiter.

„Das wirtschaftliche Umfeld Indonesiens weist einige Ähnlichkeiten mit dem Indiens auf. Beide Länder verfügen über eine wachsende Mittelschicht, aus der sich eine große inländische Anlegerbasis entwickeln könnte. Darüber hinaus sind die Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen in Indonesien während der letzten 15 Jahre zwar angewachsen, sie machen im Vergleich zu anderen Ländern der Region jedoch nach wie vor nur einen geringen Anteil des Bruttoinlandsprodukts des Landes aus. Und wenn sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China fortsetzt, dürften die direkten Auswirkungen auf den vor allem inländisch bestimmten Aktienmarkt Indonesiens unserer Einschätzung nach minimal sein, sofern die Spannungen nicht eskalieren“, so Rajah.

Derzeit bevorzuge er inländisch ausgerichtete und nachhaltige Unternehmen, die gravierende Auswirkungen der Handelsstreitigkeiten problemlos umschiffen dürften. Hierzu zählten insbesondere mehrere ASEAN-Banken in Indonesien und Thailand. Infolgedessen ergreife man die Gelegenheit, um hochwertige Unternehmen, die den Großteil ihres Gewinns im Inland bzw. innerhalb der Region erwirtschaften, genauer unter die Lupe zu nehmen. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht unbedingt einleuchte, könnte sich zudem die wirtschaftliche Lage Chinas durch die zunehmende Autorität und die Machtkonsolidierung durch den chinesischen Präsidenten Xi Jinping kurz- bis mittelfristig stabilisieren, heißt es weiter.

„Unserer Einschätzung nach erhöht die Entwicklung das Vertrauen in den Übergang Chinas von schnellem Wachstum hin zu hochwertigem Wachstum, was positive Folgen für verbraucherorientierte Aktien haben könnte. Wir würden auf eine Fortsetzung der äußerst willkommenen Maßnahmen hoffen, die die chinesischen Behörden ergriffen haben, um Finanzinstitute zu zentralisieren, die Bürokratie zu straffen und den Finanzsektor weiter zu öffnen. Unserer Ansicht nach sollten diese Änderungen dem Land dabei helfen, sich seinen kurzfristigen Zielen einer Entschuldung, einer Reform der staatlichen Unternehmen und einer Straffung der Umweltvorschriften zu nähern“, so Rajah.

Ausländische Unternehmen und Geschäftspartner hätten sich in der Vergangenheit immer wieder über die fehlenden Möglichkeiten für ausländische Unternehmen beschwert, im chinesischen Finanzsektor gleichberechtigt mit einheimischen Unternehmen zu konkurrieren. Als Reaktion hierauf habe die People’s Bank of China (PBoC) versprochen, ab Juni dieses Jahres mit der Umsetzung einer Reihe von Reformen zu beginnen. Unter anderem solle die Grenze für ausländische Beteiligungen in Bereichen wie etwa Wertpapieren, Fondsmanagement, Futures, Lebensversicherungen, Finanz-Leasing und Kfz- und Verbraucherfinanzen auf 51 Prozent angehoben werden, heißt es weiter.

„Zudem hat die PBoC Pläne vorgestellt, um bis Ende des Jahres eine Handelsverbindung zwischen den chinesischen Aktienmärkten und der London Stock Exchange einzurichten. Angesichts der erheblichen staatlichen Eingriffe in den Markt und der möglichen hiermit verbundenen Auswirkungen auf die langfristige Leistungsfähigkeit des chinesischen Finanzsystems bleiben wir in dieser Hinsicht jedoch zunächst zurückhaltend“, so Rajah.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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