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16:16 Uhr, 31.10.2019

Handelskonflikt: Platzt der Deal doch noch?

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aus Verhandlungskreisen im Handelsstreit erfuhr, bezweifelt China, dass unter US-Präsident Trump eine langfristige Einigung mit den USA zu erzielen sei.

New York/ Peking (Godmode-Trader.de) - China und die USA wollen womöglich schon im November die erste Phase eines Handelsabkommens unterzeichnen. So weit, so gut. Doch nun berichtete Bloomberg am Donnerstag, dass chinesische Verhandlungskreise bezweifelten, dass es mit US-Präsident Donald Trump jemals zu einem langfristigen Deal kommen könne. Die chinesische Seite sei nach wie vor besorgt über den impulsiven Charakter von Trump und das Risiko, dass er selbst aus der ersten begrenzten Vereinbarung wieder aussteigen werde, die demnächst unterzeichnet werden solle.

Chinesische Entscheidungsträger sind in Peking zu dem wichtigsten Treffen des Jahres zusammengekommen, das am heutigen Donnerstag enden soll. Das vierte Plenum des 19. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei hatte am Montag begonnen. In den Sitzungen haben laut Bloomberg einige Diplomaten ihre Zweifel geäußert, dass künftige Verhandlungen zu sinnvollen Ergebnissen gebracht werden können, wenn die USA nicht umfassend dazu bereit sind, ihre aufgelegten Zölle auf China-Importe nach und nach zurückzunehmen. Eine komplette Zurücknahme der Zölle sei nicht sofort nötig, für ein Abkommen der nächsten Stufe sei dies aber ein unumgängliches Thema.

Der chilenische Präsident Sebastian Pinera hat in dem Prozess um einen Handelsdeal für eine weitere Hürde gesorgt, als er am Mittwoch ankündigte, dass das Treffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft, das für den 16. und 17. November in dem südamerikanischen Land geplant war, nicht stattfinden wird. Seit Wochen kommt es in Chile zu Demonstrationen. Auf dem Gipfel wollten Trump und Chinas Präsident Xi Jinping eigentlich den ersten Handelsdeal unterzeichnen. In einem Tweet am Donnerstag, klärte Trump auf, dass die Suche nach einem alternativen Standort für Xi und ihn laufe, um den Deal doch noch zu unterschreiben.

Dieser erste Schritt soll nach Ansicht der Trump-Administration zu einem weiteren, umfassenderen Abkommen führen, das dann substanzielle Wirtschaftsreformen beinhalten soll - im Gegensatz zur ersten Phase. Aber chinesische Unterhändler sind Bloomberg zufolge skeptisch und sagen, dass die USA zunächst Zölle auf etwa 360 Mrd. Dollar an Importen aus China zurückziehen müssten - eine Forderung, auf die Trump bisher nicht bereit war, einzugehen.

Der sog. Phase-I-Deal wird voraussichtlich eine Wiederaufnahme chinesischer Käufe von landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus den USA und anderen Produkten wie Flugzeugen beinhalten. Es wird auch erwartet, dass die chinesische Seite sich zum Schutz geistigen Eigentums verpflichtet und auch Währungsmanipulationen auszuschließen verspricht. Im Gegenzug stimmte Trump zu, eine für Mitte Oktober geplante Zollerhöhung auszusetzen und eine weitere, für Dezember geplante Abgabe zu überdenken.

Aber viele der strukturellen Wirtschaftsreformen Chinas, von denen die Trump-Administration und amerikanische Unternehmen profitieren würden, bleiben außen vor. „Selbst wenn sie eine Phase eins bekommen, wird eine Phase zwei wesentlich schwieriger sein, weil alle wirklich schwierigen Themen dann auf den Tisch kommen, sagte Eswar Prasad von der Cornell University zu Boomberg. Die Chinesen seien skeptisch, so Prasad. „Sie sind ziemlich pessimistisch. sie fürchten, dass jeder Deal, den sie mit Trump aushandeln, vor ihren Augen wieder aufplatzen könnte.“

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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