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16:35 Uhr, 30.10.2019

Handelskonflikt: China verlangt nach Marktwirtschaft, USA fordern staatliche Eingriffe

Casus Knaxus US-Agrarimporte: China soll große Mengen US-Güter einführen, unabhängig von der Nachfrage und dem Bedarf. Dies führe zu Verzerrungen, beklagt sich Peking. Washington hingegen fordert strikte Mengenabgaben, notfalls staatliche Interventionen.

Washington/Peking (Godmode-Trader.de) - Die Forderung von US-Präsident Donald Trump, dass Peking sich zu Einkäufen von amerikanischen Agrarprodukten in großem Stil verpflichten soll, ist zu einem Schlüsselthema bei den laufenden Verhandlungen zur Beendigung des Handelskonflikts geworden, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertrauten Personen berichtet.

Trump hatte öffentlich verlautbart, dass China bis zu 50 Mrd. Dollar an landwirtschaftlichen US-Produkten kaufen solle und damit mehr als doppelt so viel wie im Jahr vor Beginn des Handelskriegs. US-Verhandlungsführer drängten in den Gesprächen weiterhin auf diese Forderung, während Peking sich sträube, sich auf eine große Zahl und einen bestimmten Zeitrahmen zu verpflichten, so Reuters. Chinesische Käufer verlangten demnach, den Kauf auf der Grundlage von Marktbedingungen nach Ermessen zu tätigen. China wolle nicht Produkte kaufen, die „die Menschen hier nicht brauchen, oder die Güter zu einem Zeitpunkt kaufen, zu dem sie nicht gefragt sind“, erklärte ein Sprecher eines chinesischen Staatsunternehmens. Ein Überangebot an Agrarprodukten in China würde die lokalen Preise hart treffen „und das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage stören".

Ein massiver Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest habe zudem die Schweineherde in China dezimiert und die Nachfrage nach Sojabohnen, einem wichtigen Futtermittelzusatzstoff und dem größten Agrarimport aus den USA, beeinträchtigt.

Chinesische Agrarkäufer importieren in der Regel aus der billigsten Quelle, weiß Reuters. Die USA forderten aber, dass China sich verpflichte, eine große Menge an Produkten zu kaufen, unabhängig davon, ob sie wirtschaftlich seien oder nachgefragt würden. Dies aber mache im Endeffekt staatliche Interventionen notwendig.

Die Forderung Trumps widerspricht auch einem Kernanliegen der USA an China im aktuellen Handelskrieg und einem politischen Ziel Washingtons: China zu einer stärker marktorientierten Wirtschaft zu machen und die Subventionierung von Staatsunternehmen und die Bevorzugung lokaler Unternehmen auf Kosten ausländischer Konkurrenten einzustellen. „Es ist ironisch, dass China zurückdrängt und sagt: „Wir wollen, dass der Markt sich damit befasst“, bemerkte Nicole Lamb-Hale, ehemalige stellvertretende Handelsministerin und Geschäftsführerin bei dem Risikomanagement-Unternehmen Kroll gegenüber Reuters. Die kräftigen landwirtschaftlichen Käufe, um die Trump bitte, seien marktverzerrend, stellte die Expertin fest. „Und Peking sagt Trump, dass dies „einfach nicht machbar" ist.

Ein Sprecher des Weißen Hauses erwiderte zu der Sachlage: „Der Präsident war sich klar, dass er echte strukturelle Veränderungen will, die zu überprüfbaren und durchsetzbaren Ergebnissen führen, zu einem faireren Handel und zu effizienteren Märkten und mehr Wohlstand für beide Länder führen."

3 Kommentare

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  • Schimanski
    Schimanski

    Und darüber verhandeln die Herren seit über einem Jahr? gibt es noch weitere tolle Anforderungen vom Trump, wie z.B. "nimmt auch gleich jedes Jahr 1 Mio iPhones dazu, im Rahmen einer Mobilfunk Vertragsverlängerung"?....was für eine Verschwendung der Steuergelder

    17:35 Uhr, 30.10. 2019
  • virgonet33kh
    virgonet33kh

    China verlangt Marktwirtschaft, USa verlang Planwirtschaft ,...ich denke die zukunft ist entschieden - ich wuensche dem Westen froehliche verkackung !

    16:51 Uhr, 30.10. 2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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