Fundamentale Nachricht
13:57 Uhr, 22.10.2019

Handelsdeal: Peking eröffnet eine neue Front

In einer sensiblen Phase im Handelszwist kommt China mit einer Attacke um die Ecke: Wenn eines Streitfalls über US-Ausgleichszölle aus dem Jahr 2012 will Peking bei der WTO neue Strafzölle gegen die USA in Milliardenhöhe erwirken.

Washington/ Peking (Godmode-Trader.de) - US-Präsident Donald Trump hat erklärt, er wolle ein erstes Handelsabkommen mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping voraussichtlich Mitte November am Rande des Apec-Gipfels in Santiago besiegeln. „Sie haben mit dem Kauf begonnen", sagte Trump am Montag während einer Kabinettssitzung im Weißen Haus mit Blick auf chinesische Käufe von US-Agrarprodukten, auf die Trump gedrängt hat. „Ich will mehr", fügte er hinzu.

Zuvor hatte US-Handelsminister Wilbur Ross in einem Interview betont, dass es wichtiger sei, Details des Abkommens richtig auszuformulieren, als das Abkommen schon in November zu besiegeln. “Das Abkommen muss nicht im November stehen”, sagte Ross dem US-Sender Fox am Montag. „Wichtiger als der Zeitpunkt des Abschlusses ist die Tatsache, dass es ein handwerklich gutes Abkommen zustande kommt". Die sensiblen Kerntheman sollen dann in zwei weiteren Phasen ausgearbeitet werden, so Ross. Während das Weiße Haus schon Anfang dieses Monats eine vorläufige Vereinbarung angekündigt hatte, äußerten sich die Unterhändler in Peking deutlich zurückhaltender.

US-Unterhändlern zufolge will China die Einfuhren von amerikanischen Agrarrohstoffen deutlich erhöhen und Konzessionen in den Bereichen geistiges Eigentum, Finanzdienstleistungen und Währung machen. Im Gegenzug würden die USA auf eine Zollerhöhung im Oktober verzichten.

Das avisierte Abkommen stellt eine Zäsur im 18-monatigen Handelskrieg dar, der den Volkswirtschaften beider Länder schwer geschadet hat. Doch just in dieser heiklen Phase eröffnet Peking eine Front an anderer Stelle. Wenn eines Streitfalls über US-Ausgleichszölle aus dem Jahr 2012 will China bei der WTO neue Strafzölle gegen die USA im Umfang von 2,4 Mrd. Dollar erwirken. Über den Antrag berät am 28. Oktober der WTO-Streitschlichtungsausschuss. China beschwerte sich 2012 über amerikanische Ausgleichszölle. Die hatte Washington verhängt, weil China nach US-Überzeugung Staatsunternehmen unerlaubte Subventionen gezahlt hatte.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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