Fundamentale Nachricht
08:52 Uhr, 15.10.2015

Günstige Rohstoffe: Für den einen Fluch, für den anderen ein Segen

Während der drastische Ölpreisrückgang einige Schwellenländer hart getroffen hat, wirkt er Finanzexperte Robert Beer zufolge in den Industriestaaten wie ein gigantisches Konjunkturprogramm.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 46,97 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.915,85 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Parkstein (GodmodeTrader.de) - Die aktuelle Erholung an den Aktienmärkten ist vermutlich vor allem der Hoffnung auf eine weitere geldpolitische Lockerung durch die EZB geschuldet. Die internationalen Aktienmärkte stehen aber nach wie vor unter Druck. Dafür gibt es mehrere Gründe. Das Wirtschaftswachstum in China verlangsamt sich. Das hat nicht nur wirtschaftlich, sondern auch psychologisch einen negativen Einfluss auf die Weltwirtschaft, wie Robert Beer von der Robert Beer Investment GmbH in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Die vielgepriesenen BRIC Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) schwächelten aus unterschiedlichen Gründen. In deren Sog seien alle anderen kleineren Schwellenländer geraten. Vor allem der drastische Rückgang der Rohstoffpreise treffe diese Länder hart. Hinzu komme der Abzug von Geldern der Industriestaaten aus den Schwellenländern. Es sei immer dasselbe Muster. Diese Wirtschaften seien nicht stark genug, sich selber zu tragen. Der Preisverfall beim Rohöl treffe nun auch die Golfstaaten empfindlich. Sie müssen sparen lernen! Da die ölexportierenden Länder ihr Quotensystem zunehmend ignorierten, komme mehr Öl auf den Markt und drücke die Preise weiter. Dieser stark gefallene Ölpreis wirke jedoch in den Industriestaaten wie ein gigantisches Konjunkturprogramm, heißt es.

„Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die amerikanische Zinspolitik. Die monatelange öffentliche Diskussion der amerikanischen Notenbankmitglieder pro und contra einer Zinserhöhung bringt sehr viel Verunsicherung. Höhere Zinsen können die Wirtschaft bremsen und die Aktienmärkte negativ beeinflussen. Werden die Zinsen nicht erhöht, vermuten die Marktteilnehmer eine weniger starke Wirtschaft der Lokomotive der Weltkonjunktur. Das hat auch die relativ hoch bewerteten amerikanischen Aktienmärkte unter Druck gebracht. Europa dagegen ist weit entfernt von Zinserhöhungen. Nach wie vor wollen die großen Notenbanken der Welt in den USA, Japan und Europa mit billigem Geld die Inflation in die Höhe bringen. Das kommt den jeweiligen Regierungen sehr entgegen, da sich bei einem Zins nahe Null und einer Inflation von ein paar Prozentpunkten der Wert der Staatsverschuldung reduzieren lässt. Leider betrifft das auch die Sparguthaben in den unterschiedlichsten Formen entsprechend negativ“, so Beer.

Die Einbrüche und die starken Schwankungen an den Aktienmärkten hätten vielen Investoren wieder vor Augen geführt, dass es keine sicheren Gewinne am Aktienmarkt gebe. Dividenden seien nicht der neue Zins. Vor allem das Beispiel der Volkswagen Aktie habe deutlich gezeigt, dass ein einzelnes Investment in einen stabilen deutschen Autowert äußerst risikoreich sein könne. Aber auch Aktionäre von Telekom, EON, RWE oder Nokia hätten dies leidvoll erfahren müssen, heißt es weiter.

„Es gilt immer wieder den Grundsatz der breiten Streuung der Investments über viele Unternehmen zu befolgen. Denn nach wie vor ist es unbestritten, dass langfristig die Beteiligung an guten Unternehmen eine sehr ertragreiche Anlageform darstellt. Das viele billige vagabundierende Geld in der Welt und die aktuellen Krisen verursachen heftige Schwankungen. Jedoch ist nur die fundamentale Betrachtung entscheidend. Die großen weltweit tätigen Unternehmen verdienen sehr gut und sind moderat bewertet. Bei einer sorgfältigen Auswahl und einem besonnenen und gezielten Agieren bieten die Aktienmärkte in den nächsten Jahren hervorragende Investitionsgelegenheiten. In den nächsten Wochen und Monaten dürften die Märkte unruhig bleiben. Mit risikoadjustierten Strategien kann man davon langfristig sehr gut profitieren“, so Beer.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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