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Denver (GodmodeTrader.de) - Die starken Kursbewegungen, die in den vergangenen Wochen an den globalen Aktienmärkte zu beobachten waren, deuten darauf hin, dass etwas verkehrt läuft in der Weltwirtschaft - von China einmal ganz abgesehen. Zu dieser Einschätzung kommt Bill Gross, Fondsmanager und Anlagestratege des amerikanischen Asset Manager Janus Capital in seinem aktuellen Investmentausblick. „Die Fed bemerkt langsam, dass die rund sechs Jahre, die sie ihre Nahe-Null-Zinspolitik verfolgt, einen negativen Einfluss auf die Realwirtschaft hatten“, beobachtet Gross.
„Denn durch diese werden historisch bewährte Geschäftsmodell zerstört, die essentiell wichtig sind für das Funktionieren des kapitalistischen Systems.“ Als Beispiel dafür nennt er Pensionsfonds, Versicherer und den Willen jedes Einzelnen, Vermögen anzusparen. „Wenn die Sparvermögen austrocknen, werden es auf der anderen Seite auch die Investitionen tun - und davon ist dann langfristig auch die Produktivität betroffen“, sagt Gross.
„Das Ungleichgewicht zwischen Sparvermögen und Investitionen ist allerdings nicht die einzige 'Frankenstein-Konstruktion', die die Nullrenditen sicherer Anleihen hervorgebracht haben“, so der Janus-Stratege. „Im Prinzip haben die niedrigen Zinsen seit Anfang des jetzigen Jahrhunderts die Kurse an den Finanzmärkten getrieben und gleichzeitig erhebliche Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Das ist sowohl in den Medien als auch in den politischen Institutionen bislang nicht ausreichend diskutiert worden.“ Als Themen nennt Gross die Bereiche Währungen, globales Wachstum - auch in Relation zu rohstoffreichen im Vergleich zu rohstoffarmen Volkswirtschaften, Geld- und Fiskalpolitik, die weltweiten Handelsungleichgewichte, Verschuldung, die demographische Entwicklung in einzelnen Ländern und die Gefahr neuer spekulativer Blasen.
„Das finanzielle Rückgrat der Weltwirtschaft ist so verschlissen, dass es eine Generalüberholung benötigt“, ist der Anlageexperte überzeugt und fordert, dass alle wichtigen Regierungen und politischen Institutionen beginnen müssen, an einem Strang zu ziehen. „Die Regierungen müssen verstärkt ihren Blick auf die Ausgabenseite richten statt ihre Austeritätspolitik weiterzuverfolgen“, so Gross. Denn damit würden die aktuellen ökonomischen Probleme nicht gelöst, die darin bestehen, dass es eine zu geringe gesamtwirtschaftliche Nachfrage gegenüber dem aggregierten Angebot gibt. „China muss sich schnell zu einer konsumbasierten Volkswirtschaft wandeln und die westlichen Industrieländer sollten beginnen, ihre marode Infrastruktur zu modernisieren statt auf einer Fiskalpolitik zu beharren, die allein auf das Sparen ausgerichtet ist.“
Nach Meinung von Gross hat außerdem die US-Notenbank zu lange gewartet, die Wende in ihrer Geldpolitik zu vollziehen. „Der erste zu erwartende Zinsschritt nach oben wird nun wahrgenommen als zu spät und zu gering“, prognostiziert Gross. Die Fed habe die günstige Gelegenheit Anfang des Jahres verpasst. Das 'zu gering' spricht für seine Auffassung, dass der Zinssatz wieder näher an der Normmarke von zwei Prozent liegen sollte. Ihm zufolge habe sich die US-Notenbank nunmehr in eine schwierige Lage manövriert. „Sie kann nicht einfach so weitermachen, ohne dass sie die Märkte weiter verunsichert und auf diese Weise selbst Instabilität erzeugt.“
Wie sollten nun Investoren in diesem Umfeld agieren? Nach Meinung von Gross sind die Aussichten für Aktien angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums eher verhalten, unter Umständen seien sogar Verluste zu befürchten. Auch Private Equity sei vor diesem Hintergrund kaum eine Option. Sichere Anleihen bieten in Relation zu den Zinsänderungsrisiken zu niedrige Renditen. „Cash oder nahezu liquide Anlagen sind da noch die für mich beste Investmentidee, bei dem das Verhältnis zwischen Risiko und Renditechance stimmt.“
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