Fundamentale Nachricht
13:18 Uhr, 24.04.2014

Griechenlands Haushaltssaldo wird schön gerechnet!

ifo-Präsident Sinn wirft der Troika Irreführung vor. Einmalige Ausgaben wurden bei der Berechnung der Haushaltsdefizits nicht berücksichtigt, um die Zahlen schön zu rechnen.

Der Präsident des ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hat der Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF widersprochen, Griechenland habe 2013 einen Haushaltsüberschuss von 0,8 Prozent erwirtschaftet. "Das ist eine Irreführung der Öffentlichkeit. Von solchen Haushaltsüberschüssen kann in Wahrheit nicht die Rede sein", sagte er am Donnerstag in München. Sinn wirft der Troika vor, einmalige Ausgabenposten einfach weggelassen zu haben, insbesondere die Kosten der Bankenrettung. "Irgendwelche Haushaltssalden sind immer positiv, wenn man nur hinreichend viele Ausgabenposten weglässt. Deshalb ist es wichtig, sich an die Regeln von Eurostat für die Berechnungen des Primärdefizits zu halten und diese Regeln nicht nach Belieben zu verbiegen, so wie es gerade passt."

Tatsächlich lag das griechische Haushaltsdefizit, berechnet nach den Maastricht-Regeln und veröffentlicht von Eurostat, 2013 bei 23 Milliarden Euro, was 12,7 Prozent der griechischen Wirtschaftsleistung (BIP) entspricht. Auch das von Eurostat veröffentlichte Primärdefizit, also das Defizit ohne die Zinslasten des Staates, lag mit 8,7 Prozent am BIP noch weit im negativen Bereich. "Sicherlich hat der griechische Staat keinen Haushaltsüberschuss, wie es gestern zum Beispiel im ZDF heute journal hieß", sagte Sinn.

"Griechenland steht am Rande des Konkurses und hätte seine Zahlungsunfähigkeit ohne den Ersatz privater Kredite durch zinsverbilligte Kredite der Staatengemeinschaft schon längst erklären müssen. Sämtliche Prognosen zur Schuldentragfähigkeit Griechenlands, die von der Troika und der EU in den letzten Jahren veröffentlicht wurden, gingen von dramatisch überzogenen Wachstumsannahmen aus. Dass Griechenland in der Lage ist, sich wieder am Markt zu verschulden, liegt allein an den expliziten und impliziten Rettungsversprechen der Staatengemeinschaft und der EZB, die darauf hinauslaufen, dass die Rückzahlung im Krisenfall von den Steuerzahlern anderer Länder übernommen wird."

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1 Kommentar

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  • holzkkopf
    holzkkopf

    genau so wird's kommen , von Oliven alleine wird's wohl nichts werden ;-) ... und Finanzberichte fälschen oder auch auch geschätzte Berichte abliefern da keine Zahlen verfügbar .. das ist doch alles schon bekannt ( sollte ) aber Griechenland ist wohl noch Systemrelevant ... und es ist doch egal wohin unsere Steuergelder versickern... in diesem ganzen Subventionssumpf.

    22:37 Uhr, 24.04. 2014

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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