Griechenland: Sind BIP-indexierte Kredite die Lösung?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Das Deutsche Institut zur Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat zur Lösung der griechischen Staatsschuldenkrise vorgeschlagen, die Höhe der griechischen Kreditzinsen künftig an die Entwicklung der griechischen Wirtschaftsleistung zu binden. Sogenannte BIP-indexierte Kredite würden dafür sorgen, dass Griechenland im Falle eines größer als prognostiziert ausfallenden Wachstums höhere Zinsen zahlt, während die Zinsen bei einem geringeren Anstieg des Bruttoinlandsprodukts automatisch sinken, erklärt DIW-Ökonom Malte Rieth. Aufgrund der sinkenden Zinszahlungen würde der Haushalt während einer Rezession weniger belastet. Zudem bliebe Spielraum für Reformen erhalten und die Wirtschaft könnte sich schneller erholen. „Mit dieser antizyklischen Finanzpolitik könne die griechische Regierung der Wirtschaft viel besser unter die Arme greifen“, betont DIW-Volkswirt Christoph Große Steffen: „Dass Griechenland bisher prozyklisch agieren und in der Rezession die Haushalte konsolidieren musste, hat der wirtschaftlichen Entwicklung nicht gutgetan.“
Nach Berechnungen des DIW Berlin könnte das vorgeschlagene Instrument die Schwankungsbreite des Wachstums der griechischen Wirtschaft um 20 Prozent reduzieren und die Ausfallwahrscheinlichkeit griechischer Schulden auf vier bis fünf Prozent verringern. „Davon würde nicht nur Griechenland profitieren, sondern auch Deutschland und andere Gläubigerländer, da das Risiko einer griechischen Staatspleite deutlich kleiner wäre“, erklärt Rieth. „Besonders wichtig ist aber, dass Griechenland sein Schicksal wieder selbst in die Hand nehmen könnte, da es auch in schlechten Zeiten Spielraum für Reformen hätte.“
Einen Schuldenerlass, wie vom griechischen Premierminister gefordert, lehnt das DIW Berlin dagegen ab, da das Staatsschuldenproblem dadurch nicht gelöst werde.
Die Schuldenlast Griechenlands ist 2013 auf rund 302 Mrd Euro oder 175 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Fast 90 % der Staatsschulden halten öffentliche Gläubiger wie der Rettungsfonds EFSF und die Länder des Euroraums. Da Griechenland in diesem und im nächsten Jahr besonders viele Kredite tilgen muss, rechnet das DIW Berlin mit einem dritten Hilfspaket.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.