Kommentar
20:23 Uhr, 09.02.2015

Griechenland: Schaden kaum abzusehen

Keiner weiß, wie die Sache ausgehen wird. Eines ist aber bereits jetzt schon klar: Gewinner gibt es wohl nicht.

Die jetzige griechische Regierung ist mit einer klaren Aussage in den Wahlkampf gegangen. Jetzt versucht sie ihre Versprechen einzulösen. Das sieht man in der Politik in diesen Tagen nicht allzu oft. Insofern haben viele der griechischen Politiker einen gewissen Bonuspunkt. Sinnvoll muss das, was sie vorhaben, dennoch nicht sein.

Grundsätzlich haben die Regierung und insbesondere Finanzminister Varoufakis Recht, wenn sie sagen, dass es so nicht weitergehen kann. Griechenland kommt von alleine kaum auf die Beine. So zumindest die Story der Politiker. Griechenland hat 2014 sicherlich kein großes Comeback gefeiert, aber das Wachstum war seit langem wieder einmal positiv. Die Arbeitslosigkeit ist wieder gesunken, die Immobilienpreise fielen zuletzt nur noch minimal und Ende 2014 wurde zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder etwas mehr Kredit vergeben.

Auch wenn man hier nicht von einem Aufschwung reden kann, so doch zumindest von einer Stabilisierung. Diese ist nun wohl dahin. Seit die Unsicherheit Ende Dezember mit der Ankündigung von Neuwahlen begann, stehen die Zeichen wieder auf Rot. Grafik 1 zeigt die aggregierte Bankbilanz für Griechenland. Banken vergaben nach der ersten Krise 2008/09 noch einmal ordentlich Kredit und blähten ihre Bilanzen weiter auf. Die Assets nahmen noch einmal deutlich zu und erreichten über 500 Mrd. Euro. Derzeit beläuft sich die Summe auf 357 Mrd. (per Ende Dezember 2014). Das ist ein Drittel weniger.

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Gleichzeitig hatten Anleger einmal knapp 250 Mrd. an Einlagen bei den Banken. Inzwischen sind es nur noch gut 170 Mrd. Die Kapitalflucht hatte zuletzt aufgehört. Im Dezember 2014 sanken die Einlagen dann erstmals wieder deutlicher. Die Kapitalflucht beginnt von Neuem. Parallel dazu stieg die Abhängigkeit von der EZB wieder. Für einige Zeit lang konnten sich griechische Banken wieder größtenteils selbst refinanzieren, indem sie über die normalen Tender und den Interbankenmarkt Geld beschafften. Dieser positive Trend kehrt sich seit Ende 2014 wieder um.

Griechische Banken sind ab sofort wieder auf die Emergency Liquidity Assistance der EZB angewiesen. Geld aus der ELA abzurufen geht, es ist aber teuer. Banken zahlen auf die Notfallliquiditätsversorgung 1,55% Zinsen im Jahr. Bei den regulären Tendern sind es 0,05%. Die wöchentlichen Tender gehen immer mehr außer Reichweite. Griechische Banken haben nämlich kaum Assets, die sie bei der EZB noch als Sicherheit hinterlegen können. Griechische Anleihen fallen weg. Die EZB hat beschlosse,n diese nicht mehr als Sicherheit zu akzeptieren.

Insgesamt machen diese Sicherheiten nicht viel aus. Grafik 2 zeigt die vergebenen Kredite an Regierung, Privatpersonen und Unternehmen. Letztere beiden Gruppen machen den überwiegenden Teil aus. Diese Kredite können allerdings nur bedingt eingesetzt werden. Ca. 35% aller Kredite sind notleidend. Notleidende Kredite sind für Refinanzierungsgeschäfte wertlos. Wenn nun noch Kundengelder abfließen, dann wird die Finanzierungslücke immer größer. Je größer diese Lücke wird, desto mehr müssen Banken über ELA abrufen. Das wiederum ist teuer und erodiert das Kapital, weil die Banken ihren Verlust ausweiten würden.

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Die Kapitaldecke sieht momentan noch gesund aus. Grafik 3 zeigt die Rückstellungen für notleidende Kredite sowie Kapital und Reserven. Die Rückstellungen wachsen weiter an und werden dringend als Vorsorge für die Kredite gebraucht. Hier ist wenig Spielraum. Das Kapital an sich ist gestiegen. Wie schnell das aber weg sein kann, zeigt 2012, als der letzte Schuldenschnitt anstand.

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Die aktuelle Unsicherheit führt letztlich zu einer Schwächung der ohnehin angeschlagenen Banken. Im schlimmsten Fall würden diese in den Bankrott gehen. Die Regierung kann sie nicht retten. Dazu hat sie nicht das Geld. Ohne Einigung mit der Eurozone gibt es auch kein Geld von außen, um die Banken zu stützen. Das noch vorhandene Privatvermögen von Bürgern und Unternehmen wäre schlimmstenfalls einfach weg. Wer es nicht jetzt in Sicherheit bringt oder bringen kann, der hat keine Chance, sein Geld wieder zusehen.

Dadurch, dass sich die Gespräche mit der Eurozone in die Länge ziehen werden, werden die Vermögenden ihr Geld in Sicherheit bringen. Damit kann dann die Regierung auch darauf nicht mehr zugreifen, um sich zu helfen bzw. um die Milliarden an hinterzogenen Steuern zu reklamieren. Je länger gewartet wird, desto schlimmer wird es.

Auf der anderen Seite bangen Eurostaaten nun um ihre gut 200 Mrd. an vergebenen Krediten. Die Wahrscheinlichkeit, dieses Geld wieder zusehen, wird mit jedem Tag kleiner. Gleichzeitig werden die Folgen eines griechischen Bankrotts auch für Griechenland mit jedem Tag schlimmer.

Das kleine bisschen, was es Ende 2014 an Erfolg gab, ist weg - und es wird wohl 2015 auch nicht wiederkommen. Selbst wenn man sich irgendwie einigt, ist die Unsicherheit inzwischen wieder so groß, dass wirtschaftlich nichts weitergehen wird. Im Gegenteil. Die neue Regierung dürfte die wirtschaftliche Krise jetzt erst noch einmal verstärkt haben.

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10 Kommentare

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    10:56 Uhr, 28.06.2015
  • 280a
    280a

    Test

    22:29 Uhr, 10.02.2015
  • wollicgn
    wollicgn

    ​@ hdw 42

    ich möchte nur mal anmerken das es nicht Kohl / Waigel war der unbedingt Gr wollte, sondern es war der beste Freund eines lupenreinen Demokraten ein gewisser Gerhard S aus H der die Grieschen in den Euro aufgenommen haben wollte. Zu diesem Zeitpunkt wuste jeder das Gr. mit einer sehr kreativen Buchführung unterwegs war. Verarscht hat uns Schröder und nicht Kohl.

    10:08 Uhr, 10.02.2015
  • Rolli1001
    Rolli1001

    ​@Kasnapoff Bevor Du solchen Mist schreibst, mach mal einen konstruktiven Vorschlag wie sowas zu lösen ist. Blöd Quatschen kann man aber hier eine Lösung zu finden die Jedem gerecht wird das ist die Kunst. Oder mach halt ne Spende an die lieben Griechen aus Deiner Tasche Du Gut Mensch... ?? Also dann mal los !

    07:11 Uhr, 10.02.2015
    3 Antworten anzeigen
  • bembes
    bembes

    Sehr guter Bericht...................

    ​und das alles ist alternativlos.................erst Tante Merkel und jetzt Onkel Draghi !!!!!!

    06:55 Uhr, 10.02.2015
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    ​In diesen Tagen tritt möglicherweise auch für gelernte Historiker wie Dr. Helmut Kohl oder für den ehemaligen Herr der Löcher, Dr. Augenbrauen-Theo, die Fehlkonstruktion der Gemeinschaftswährung offen zu Tage. Kann man es den Griechen verdenken, wenn sie aus der tödlichen Umarmung der Euro Zwangsjacke heraus wollen? Wohl kaum. Wenn mitten in Europa Menschen sterben, weil kein Geld mehr für notwendige Behandlungen vorhanden ist, dann wirken Argumente wie "zerbricht der Euro, dann scheitert Europa" nur noch fad, verlogen und von eiskaltem politischen Kalkül getrieben. Die Lakaien der Macht sind bereit, für Ihre Eurovisionen auch über ein paar griechische Leichen zu gehen. Hauptsache die Zombiebanken sind gerettet. Deren Risiko wurde in den vergangenen Jahren elegant und geräuschlos auf den Steuerzahler übertragen.

    23:01 Uhr, 09.02.2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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