Green Bonds: Ein reifender Markt mit langfristigem Potenzial
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London (GodmodeTrader.de) - In den letzten Jahren wurde reichlich Wirbel um das Wachstum auf dem Green Bond-Markt gemacht. Doch ich bin besorgt, dass ein Fokus auf eine Erweiterung des Marktes die Gefahr birgt, den Ethos dieses Marktes zu untergraben. Dies könnte letzten Endes die Fähigkeit des Green Bond-Marktes einschränken, die Finanzierungslücke für nachhaltige Investitionen zu schließen, wie Rhys Petheram, Co-Fondsmanager des Jupiter Global Ecology Diversified SICAV, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Oberflächlich betrachtet befinde sich der Markt in Bestform. Die Emissionen nähmen zu und hätten im letzten Jahr nach Angaben von Bloomberg rund 0,6 Prozent der weltweiten Anleihen ausgemacht. Zwar sei dies noch nicht viel, doch sei im Jahr 2015 eine Wachstumsrate von über 90 Prozent verzeichnet worden. Allerdings sei der Markt an mehreren Stellen noch nicht dort, wo er sein müsste, heißt es weiter.
„So gibt es zu wenige Emittenten aus dem Unternehmenssektor, die gleichzeitig nicht breit genug aufgestellt sind. Ferner zeichnet sich ab, dass Unternehmensanleihen trotz einiger bemerkenswerter Emissionen nicht in derselben Weise zugelegt haben wie große supranationale Entwicklungsbanken. Eine Äußerung von Fitch im August deutet an, dass „Diversifikation die größte Herausforderung für das Portfoliomanagement ist, (...) da die Zahl der Emittenten eingeschränkt und auf bestimmte Sektoren konzentriert ist (...) wie zum Beispiel supranationale Organisationen, Versorger und lokale Behörden, während Banken und der Energiesektor, die einen großen Teil des breiteren Anleihemarktes ausmachen, derzeit unterrepräsentiert sind“, so Petheram.
Unterdessen habe sich Mats Andersson, ehemaliger CEO des Pensionsfonds AP4, in einem Interview über seine Rolle als Leiter der Untersuchungskommission der schwedischen Regierung zur Förderung des Markts für Green Bonds geäußert. Er sagte, dass viele der Investitionen, die von Green Bonds unterstützt wurden, ohnehin durchgeführt worden wären, heißt es weiter. „Unserer Ansicht nach sind diese beiden Probleme nicht nur miteinander verknüpft, sondern stehen im Mittelpunkt der Herausforderungen für Green Bonds“, so Petheram.
„Für uns liegt die Ursache dieser Herausforderung auf der Angebotsseite. In neun von zehn Fällen zeigten unsere Gespräche mit Unternehmensemittenten von Green Bonds in den letzten Jahren, dass die von grünen Anleihen finanzierten Projekte – ob erneuerbare Energie, Wasserinfrastruktur oder sonstiges –, auch ohne Öko-Siegel investiert worden wären. Tatsächlich wurden die Projekte in vielen Fällen bereits finanziert: Gängige Praxis auf dem Green Bond-Markt ist es, die Emission von grünen Anleihen einfach für ein gleichwertiges Projekt oder eine Gruppe von gleichwertigen Projekten vorzusehen. So war beispielsweise die zu Jahresbeginn emittierte, bahnbrechende französische Staatsanleihe über 7,5 Milliarden US-Dollar zwar aufgrund ihrer Größe und langen Laufzeit historisch, doch auch wiederum etwas veraltet, da die mit der Anleihe finanzierten Projekte zum größten Teil bereits liefen“, so Petheram.
Dies sei ein Missstand. Auch wenn Refinanzierungen ein typisches Merkmal der Anleihemärkte generell sind, fühlten sich Käufer in der Regel von Green Bonds angesprochen. Dies liege vor allem daran, dass diese grünen Anleihen Anlageerträge generieren könnten und gleichzeitig dabei helfen würden, Investitionen in nachhaltige Projekte zu beschleunigen, wie Projekte im Zusammenhang mit der Finanzierung der globalen Klimaschutzziele. Wenn diese Projekte bereits finanziert worden seien, fragten sich die Käufer natürlich, welche Auswirkungen die Investition – wenn überhaupt – gehabt habe und ob nicht Engagements an anderer Stelle mehr hätten erreichen können, heißt es weiter.
„Dies hält auch mögliche Unternehmensemittenten zurück, die sich davor hüten, des sogenannten Grünwaschens bezichtigt zu werden. Je länger der Green Bond-Markt mit der Finanzierung oder Refinanzierung bestehender Initiativen assoziiert wird, desto unwahrscheinlicher wird es, dass Unternehmen den Markt als einen Ansporn zur Entwicklung neuer Projekte betrachten, die sie ansonsten nicht in Betracht gezogen hätten. So ist es nicht verwunderlich, dass Toyota – die, während ich dies hier schreibe, aller Voraussicht nach ihren vierten Green Bond auflegen werden – ausdrücklich betonen, dass die Erlöse der Anleihe zur Finanzierung neuer Leasingverträge von Elektroautos verwendet werden, anstelle dafür, bestehende Leasingverträge für Autos, die sich bereits im Straßenverkehr befinden, neu zu verpacken. Die Finanzierung neuer Projekte ist auf dem Markt als Zusätzlichkeit der Green Bonds bekannt“, so Petheram.
Eine der Änderungen der Green Bond Principles (GBP) in diesem Jahr habe in der Aufnahme eines übergeordneten Ziels in die GBP bestanden, das „die Emittenten dabei unterstützen soll, die ökologische Nachhaltigkeit ihrer Geschäftsmodelle zu erhöhen“. Auch wenn das Ziel relativ vage sei und nicht quantifiziert worden sei, sei es doch eine begrüßenswerte Ergänzung der GBP. Es stelle einen Referenzpunkt dar, nach dem die GBP und ihre Mitglieder – einschließlich uns selbst – gemessen werden könnten. Um dieses Ziel erfolgreich anzugehen, müssten der Markt und seine Teilnehmer auf mehr Zusätzlichkeit drängen, heißt es weiter.
„Wir sind der Ansicht, dass ein Gleichgewicht hergestellt werden muss zwischen dem Bestreben, einen florierenden Marktplatz aufzubauen und dem Versuch, die Emission von Anleihen gegen normale Projekte zu verhindern und schrittweise abzuschaffen. Auch wenn dies leichter gesagt ist als getan, gibt es einige klare Punkte, die helfen“, so Petheram. Erstens sollte ein umsichtigeres Augenmerk auf Zusätzlichkeit bedeuten, dass Refinanzierungen für Green Bond-Emissionen im Laufe der Zeit nicht mehr als angemessen erachtet würden. Ein Sprungbrett für Emittenten sei es, Best Practice-Beispielen zu folgen und auf transparentere und präzisere Weise klarzustellen, welche Erlöse für bestehende Initiativen vorgesehen seien, heißt es weiter.
„So kommen wir zu einem zweiten Punkt, den wir Emittenten nahelegen: Anstelle sich allein darauf zu konzentrieren, den Kriterien der Green Bond Principles zu genügen, wie dem Nachweis, dass die Erlöse verfolgt wurden, sollten sich Unternehmen zunächst damit befassen, ihre übergeordnete Nachhaltigkeitsstrategie sowie ihre Ausrichtung an langfristige Ziele wie dem Zwei-Grad-Klimaziel von Paris zu beschreiben“, so Petheram. Vor allem sollten sie darlegen, welchen Beitrag der Green Bond hier leisten werde. Indem zunächst das große Ganze in den Mittelpunkt gestellt werde, könne die Spannung zwischen Green Bond-Geschäften angegangen werden, die sich an den Best Practices des Marktes im Bereich Transparenz orientierten, aber hinsichtlich ihrer grünen Ambitionen als unzureichend angesehen würden, wie es die Europäische Kommission im Juli angemerkt habe, heißt es weiter.
„Unserer Ansicht nach wird dies letzten Endes dabei helfen, den Markt auszubauen. Dies geschieht, indem der Markt seine Integrität bewahrt und Unternehmen herausstellt, die nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen, um den komplexen Nachhaltigkeitsherausforderungen zu begegnen, anstatt diese noch zu vergrößern. Es ermutigt uns, Versicherer wie Credit Agricole zu sehen, die Anlegern ein neues Rahmenwerk bereitstellen, um hier einen Unterschied zu machen. So werden Anlagen umfassend auf Zusätzlichkeit überprüft und Anleger von fragwürdigen Wirkungsanalysen weggeführt“, so Petheram.
Dies seien für Anleger in zweierlei Hinsicht positive Nachrichten, heißt es weiter. „Erstens prägen sie unsere Ansichten, wie wir über Anteile im Jupiter Global Ecology Diversified Fonds denken, den ich seit seiner Auflegung im letzten Jahr einschließlich aller Anleihen, ob als grün gekennzeichnet oder nicht, mitverwalte. Und zweitens liefern sie uns genügend Gründe für die Annahme, dass die Herausforderungen, die wir auf dem Green Bond-Markt in seiner aktuellen Wachstumsphase beobachten, ganz einfach bezeichnend sind für Anfangsschwierigkeiten eines reifenden Marktes mit langfristigem Potenzial“, so Petheram.
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