Kommentar
09:14 Uhr, 09.06.2016

Google holt sich die Krone

Google ist das wertvollste Unternehmen der Welt, allerdings nicht bei der Marktkapitalisierung. Hier bleibt Apple auf dem Thron. Google kann dafür andernorts punkten.

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Das Unternehmen Millward Brown berechnet jedes Jahr die Werte von bekannten Marken und veröffentlicht einen Bericht mit den 100 wertvollsten Unternehmen - gemessen am Markenwert. Vor einem Jahr stand Apple auf Platz 1. Auf Jahressicht hat der Markenwert nun aber verloren. Apple ist als Marke demnach in diesem Jahr "nur" noch 228,46 Mrd. USD wert.

Google ergattert in diesem Jahr Platz 1, nachdem der Markenwert auf Jahressicht um über 30 % zulegte. Googles Markenwert beläuft sich nun auf 229,198 Mrd. USD. Die beiden Unternehmen trennen nur wenige hundert Millionen. Da bei der Bewertung einer Marke zweifelsohne hohe Unsicherheiten bestehen, kann man auch sagen, dass sich die Unternehmen den ersten Platz teilen.

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Nach Google und Apple kommt erst einmal lange Zeit nichts. Microsoft, welches auf Rang 3 steht, hat einen Markenwert von knapp 122,8 Mrd. Der Abstand zur Spitze ist enorm. Bis zum wertvollsten deutschen Unternehmen muss man die Rangliste noch ein ganzes Stück weiter nach unten gehen. Immerhin schafft es SAP als wertvollstes Unternehmen auf Rang 22. Gleich darauf folgt die Deutsche Telekom.

Andere deutsche Unternehmen wie etwa BMW oder Mercedes-Benz folgen mit einigem Abstand. Insgesamt befinden sich 7 deutsche Unternehmen unter den Top 100. Überraschend ist immer wieder wie bescheiden Siemens abschneidet, da es als General Electric Konkurrent in der Welt eigentlich gut bekannt ist.

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Möglicherweise liegt das an der Art der Markenwertberechnung. Millward Brown verwendet drei Faktoren, um den Markenwert zu eruieren. Dabei wird zunächst berechnet wie viel Geld ein Unternehmen mit einer bestimmten Marke verdient. Besteht ein Unternehmen aus einer Marke, dann ist die Berechnung einfach. Man kann die Ertragskraft der Marke einfach aus den Finanzberichten ablesen. Hat ein Unternehmen mehrere Marken, dann muss versucht werden den Umsatz und Gewinn den Marken zuzuordnen.

Kennt man die aktuelle Ertragskraft einer Marke wird diese mit einem Faktor multipliziert. Es handelt sich dabei um einen Faktor wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis. Die derzeitige Ertragskraft wird mit diesem Faktor multipliziert. Zuletzt versucht Millward Brown durch Konsumentenbefragungen und Datenauswertungen herauszufinden, welchen Aufschlag Konsumenten für eine Marke zahlen.

Mit diesen drei Faktoren wir der Markenwert berechnet. Andere Firmen, die ähnliche Rankings herausgeben, verzichten oft auf den dritten Faktor. Ob das diese Rankings somit weniger valide macht, sei dahingestellt, denn klar ist in jedem Fall, dass den Bewertungen eine gewisse Unschärfe zugrunde liegt.

Der Markenwert von 229,198 Mrd. von Google ist scheingenau. Keiner kann wirklich sagen, was der Name Google wert ist. Eine Marke ist ein immaterieller Vermögenswert. Die Bewertung dieser Werte ist äußerst schwierig. Das Ranking gibt jedoch immerhin eine gewisse Richtung und die kann durchaus hilfreich sein.

Millward Brown pflegt ein Aktienportfolio mit den 100 wertvollsten Marken. Dieses Portfolio zeigt gegenüber dem S&P 500 eine deutliche Outperformance. Seitdem Millward Brown die Rangliste erstellt (2007) hat das Portfolio eine Rendite von 106 % erwirtschaftet. Der S&P 500 brachte es zwischen 2007 und heute auf lediglich 61 %. Das ist eine Outperformance, die sich sehen lassen kann und auch über den Zeitraum von einem Jahrzehnt konsistent ist.

Je bekannter eine Marke ist (im positiven Sinne), desto leichter fällt es höhere Margen durchzusetzen. Ein iPhone ist eben ein iPhone. Ein No-Name Produkt kann hundertmal besser und billiger sein, doch das reicht nicht unbedingt für den Erfolg, vor allem nicht für einen nachhaltigen Erfolg über viele Jahre und Jahrzehnte. Starke Marken performen tendenziell besser und das über lange Zeiträume. Weil sich höhere Margen durchsetzen lassen, sind die entsprechenden Aktien dieser Unternehmen langfristig interessant. Nicht jedes Unternehmen mit einer starken Marke ist notwendigerweise höher bewertet als der Markt. Im Gegenteil sogar. Oftmals - wenn auch nicht gerade bei Google - gelten die bekannten, großen Unternehmen als relativ langweilig und sind fundamental durchaus attraktiv bewertet. Zudem kann man sich über solide Dividendenrenditen freuen.

Die nächste Korrektur am Markt kommt bestimmt. Wer überproportional viele Aktien von Unternehmen mit starken Marken hat, spürt eine solche Korrektur weniger als andere. Die Volatilität der Markenaktien ist tendenziell geringer als die des Gesamtmarktes. Es lohnt sich diese Aktien im Auge zu behalten und wenn sich Rücksetzer ergeben den einen oder anderen Wert ins Depot zu holen.

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  • Chronos
    Chronos

    Ich hätte in dem Fall erstmal bitte CC aufgeschlüsselt bekommen.

    Sicher eines der Brands, Gesamtsumme? nicht so einfach, durch die kontinentale Aufteilung und dann noch der Abfüller...

    12:07 Uhr, 09.06.2016
  • Andreas_V
    Andreas_V

    System verstanden, danke für den Artikel. Ich frage mich nur welche Konsumenten den bei Alphabet für die Marke zahlen. Bei Apple ist das klar jeder der ein Produkt kauft. Aber bei Alphabet? Ich kenne niemanden (mal abgesehen von der Winzigkeit Nexus) der direkt Alphabetprodukte kauft. Gewerbliche Werbetreibende kaufen bei Alphabet Werbeflächen, sind das aber auch Konsumenten? Also befragt man denn bei Apple dich und mich und bei Google Marketender oder wie?

    10:40 Uhr, 09.06.2016
    1 Antwort anzeigen
  • P_44
    P_44

    Ja, Leute, bitte kauft fleißig Alphabet! (Habe ich gestern auch getan.)

    09:19 Uhr, 09.06.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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