Kommentar
11:39 Uhr, 29.05.2014

Goldaktien: Schmerzensgeld...

Warum es die meisten Börsianer immer wieder schaffen, die interessantesten Sektoren glatt zu übersehen...

Dem unvergessenen Altmeister André Kostolany wird die folgende Bemerkung zugeschrieben: „Börsengewinne sind Schmerzensgeld: Erst kommt der Schmerz, dann kommt das Geld“. Insbesondere Goldanleger, und hier vor allem die Anteilseigener von Minenaktien, bekommen den ersten Teil dieser Kostolany-Weisheit in diesen Tagen deutlich zu spüren. Die Schmerzen sind immens, gar keine Frage, doch wo bleibt das Geld?

Sagen wir mal so: Die große Kunst an der Börse besteht darin, sich vom Gefasel der Masse zu lösen und eigene Wege zu gehen. Nur wer das schafft, der hat die Chance auf die wirklich großen Gewinne. Das gilt heute bei den Minenaktien aus dem HUI oder aus dem XAU ganz genauso, wie es im März 2009 bei einem DAX-Stand von 3.600 Punkten für den deutschen Aktienmarkt Gültigkeit hatte.

Wir erinnern uns: Wer war damals schon so verrückt, DAX-Aktien zu kaufen? Nur „vollkommen durchgeknallte Hasardeure“ und ein paar weitblickende Kontra-Strategen mit Nerven wie Drahtseilen waren auf dem Höhepunkt der Verkaufspanik vor fast genau fünf Jahren in der Lage, sich der unerbittlichen wie scheinbar endlosen Abwärtswelle entgegen zu stellen.

Die Schmerzen waren immens, das Blut stand knöcheltief in den Straßen – bildlich gesprochen. Doch wer damals in der Lage war, die eigenen Ängste zu überwinden, der freut sich heute über dreistellige Kursgewinne. Und zwar nicht mit irgendwelchen windigen Zockerpapieren, sondern mit grundsoliden Standardaktien.

Im Antizyklischen Börsenbrief hatten wir zu jener Zeit übrigens die Aktien von Siemens und BASF zum Kauf empfohlen. Die Kurse der beiden „Witwen- und Waisenpapiere“ haben sich seither vervierfacht (BASF) bzw. mehr als verdoppelt (Siemens).

Goldaktien-Schmerzensgeld-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-1

Und wie sieht das heute aus? Heute würden wir die beiden DAX-Schwergewichte nicht mehr kaufen. Nicht, weil BASF oder Siemens keine guten Unternehmen wären, ganz im Gegenteil. Doch aus antizyklischer Sicht ist es einfach vollkommener Unsinn, ja geradezu fahrlässig, derart ausgeprägten Trends nach dieser langen Zeit noch hinterherzulaufen. Da mögen einige Kollegen gerne von 125 Euro für die Siemens-Aktie faseln. Kann alles sein – kann aber auch nicht sein. Uns lassen solche Prognosen völlig kalt.

Wir ziehen seit fünf Jahren einfach unsere Stopp-Kurse nach und freuen uns, dass wir schon investiert waren, als sich diejenigen, die sich heute solche Kursziele ausdenken, beim Blick auf den DAX im März 2009 vor Angst in die Hosen gemacht haben.

Heute halten wir uns lieber an die Gold- und Silberaktien, nur als Beispiel. Denn während andernorts frohgemut das Hohelied ewiger Börsengewinne geträllert wird, fließt das Blut dort in Strömen: Goldanleger sind völlig verzweifelt, die meisten jedenfalls, die nackte Angst ist förmlich mit Händen zu greifen – erst recht nach dem Kursrutsch von dieser Woche.

Überraschung...

Da Bilder bekanntlich mehr sagen als viele Worte, wollen wir uns zu diesem Thema einen einzigen Chart ansehen. Doch der hat es in sich. Einmal, weil er das ganze Drama im Minensektor auf einen einzigen Blick verdeutlicht. Und zweitens weil er klar macht, dass jetzt die Zeit ist, das Herz in die Hand zu nehmen und im Minensektor auf Einkaufstour zu gehen. Genau wie beim DAX vor fast genau fünf Jahren.

In der folgenden Abbildung sehen Sie den Minenindex XAU seit dem Jahr 1989 auf Monatsbasis. Die erste Überraschung: Während den meisten Anlegern nach dem jüngsten Kursrutsch vor Angst die Knie schlottern, ist in Wahrheit gar nicht viel passiert: Der seit dem Jahr 2001 gültige Aufwärtstrend ist nach wie vor intakt.

Die zweite Überraschung: Selbst ein Monatsschlusskurs (!) beim XAU im Bereich von 75 bis 80 Punkten ändert an dieser Tatsache nichts. Und drittens: Von ihrer zeitlichen Ausdehnung her dürfte die ungemein zähe „Streckfolter“ der vergangenen drei Jahre allmählich ihrem Ende entgegengehen.

Einen wichtigen Hinweis in diese Richtung liefert der MACD, der in seinem Histogramm deutlich positive Divergenzen aufweist und in der Monatsbetrachtung ganz allmählich ein erstes zaghaftes Kaufsignal andeutet (blaue Pfeile ganz unten). Doch wie gesagt: Wir sehen hier einen sehr langfristigen Monatschart. Ein paar Wochen hin oder her spielen bei einer Betrachtung von rund 25 Jahren eine untergeordnete Rolle.

Goldaktien-Schmerzensgeld-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-2

Es versteht sich von selbst, dass die Minenwerte heute so preiswert sind wie noch nie in den vergangenen Jahrzehnten. Hinzu kommt: Wegen der niedrigen Goldpreise waren die Firmen in den vergangenen Monaten gezwungen, ihre Hausaufgaben zu machen: Sie haben ihre Kosten gesenkt, vielfach wurden Schulden abgebaut und Ressourcen erweitert.

Viele Konzerne sind jetzt wettbewerbsfähiger als je zuvor und können deshalb auch in einem schwierigen Umfeld bestehen – es sind die typischen Vorgänge, die immer dann zu beobachten sind, wenn ein Sektor ins Trudeln kommt. Und noch etwas kommt hinzu: Auf dem aktuellen Kursniveau sind derart viele negative Nachrichten bereits verarbeitet, dass schon einiges passieren müsste, um die Minenwerte noch weiter unter Druck zu setzen.

Um es auf den Punkt zu bringen: Bei den Gold- und Silberminenaktien aus dem XAU sind Stimmung, fundamentale Bewertung und technische Verfassung heute in etwa vergleichbar mit der Lage bei den DAX-Titeln im März 2009.

Selbstverständlich will die Gold-Aktien jetzt niemand haben – genau wie damals bei den Aktien aus dem DAX.

Perfekt. Genau so muss das sein.

Allerdings reden wir bei den Minenwerten nicht über eine Verdoppelung oder eine Vervierfachung, wie bei Siemens oder BASF. Wenn dieser total zusammengefaltete Sektor wieder auf die Beine kommt, dann sind hier längerfristig ganz andere Kursgewinne zu erwarten.

Schmerzensgeld eben, wie es die Börse nur an diejenigen verteilt, die mit Mut und Weitblick ihre eigenen Wege gehen...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

32 Kommentare

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  • So wie der Adler fliegt
    So wie der Adler fliegt

    Ich denke jeder Goldanleger kann sich auch überlegen, ob er nicht ins Platin wechseln soll/will - zumindest für die nächsten 2 Jahre oder ober er Platin long und Gold short gehen soll, um von der Outperformane von Platin ggü. Gold zu profitieren...

    Beide Metalle notieren heute bei rd. 65 % ihres Wertes seit dem letzten Hoch. Platin hat die nächsten Jahre aber fundamental sehr gute Aussichten und den eindeutig besseren = über kurz oder lang massiv bullischeren Chart!!!

    Zu erwähnen bleib auch, daß Hellmeyer und Weinberg heuer keine Kurse unter 1180 USD erwarten sondern vielmehr einen Anstieg gegen 1400 USD zum Jahresende hin. Interessant ist dies auch, weil ich eine US-Wellen-Zählerin verfolge, die das Metall bis dato sehr gut im Griff hat und zuletzt zuerst ein Abrutschen gegen 1180 USD und danach einen Anstieg auf 1432 USD prognostiziert....

    Gruß!

    14:42 Uhr, 31.05.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Trachau
    Trachau

    Es ist ja schon fast peinlich zuzugeben,wenn man im Gold Long investiert ist,ich tue das mal eben trotzdem. Klar,der Chart ist für die Bullen eine Katastrophe und die Argumente des "Gold-Bären" Herr Stanzl, sind eigentlich die finalen Nackenschläge...

    Auf der anderen Seite riecht es auch verdammt stark nach Kontraindikator,wenn fast alle einen Preis von unter 1000$ in den nächsten Wochen sehen. Wie dem auch sei,möchte ich noch ein persönliches fundamentales Argument Pro-Gold einbringen.

    Sicher,Gold hat an sich keinen echten Nutzen und ist in erster Linie Psychologie,also eine auf der ganzen Welt zu verstehende Meßlatte für aktuelle Preisentwicklungen und dies schon seit 2000 Jahren. Die Notenbanken und Regierungen haben doch zu recht die volle Panik vor einer aufkommenden Deflation. Ein unter 1000$ fallender Goldpreis wäre ein "Deflationäres Mahnmal" erster Güte,welches in der gesamten globalen Welt auch als solches verstanden würde. Jede kleine Fima wird mit der Anschaffung einer neuen Drehbank warten und selbst jede Hausfrau würde begriffen haben,dass die eigentlich notwendige neue Waschmaschine im nächsten Jahr sehr wahrscheinlich viel billiger zu bekommen wäre....

    Genau diese Entwicklungen wollen die Regierungen verhindern und deshalb eben nicht tatenlos zuschauen,wie ihre Gold Reserven Richtung Süden filetiert werden.

    11:45 Uhr, 31.05.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Jochen Stanzl
    Jochen Stanzl Chefmarktanalyst CMC Markets

    Es gibt Trading-Chancen, wie dieser Trading-Trick mit Silberminen für mehrere 100%:

    Für Buy & Hold ist es zu früh!

    10:04 Uhr, 31.05.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Dutch-Dude
    Dutch-Dude

    Achtung !
    Noch kein Reversal fuer den Gold-preis, jedoch die MarketVectors fuer Gold und Junior Gold Minen (d.h. GDX und GDXJ) zeigen ein Reversal.
    Verhaeltnis von GoldPreis und die HUI-Index ist auch extrem.
    URL: http://scharts.co/1gOwmcG

    Also einsteigen (in Stufen) bei GDX und GDXJ scheint mir atraktiv...

    08:04 Uhr, 31.05.2014
  • bananenbully.
    bananenbully.

    Im Gold sind erstmal die 1180 das Ziel, später können auch Kurse unter 1.000 kaufen.

    Ich würde auch den Goldmarkt und Minenaktien nie und nimmer mit normalen Aktienanlagen vergleichen. BASF und Siemens stellen etwas vernünftiges her. Goldminen fördern lediglich ein hässliches Stück Metal, was noch ein paar Anhänger hat, was man aber außer zum anschauen und glauben man wäre jetzt reich, wenn man es hat, zu nichts anderen verwenden kann, man kann es nicht essen und zu nichts gebrauchen. (Man verzeihe mir die unagebrachte Polemik, ich weiß ich hätte das auch frisedlicher ausdrücken müssen :-)))) Solange die Zinsen niedrig sind und noch nicht mal gestiegen, solange diese also noch nicht mal im Ansatz an einem Punkt gestiegen sind, wo man sie für zu hoch halten könnte, kann man Aktien kaufen und noch lange halten. Im Aktienmarkt ist noch viel Luft nach oben drin, das ist sicher, aber ob das auch bei den Goldaktien, jetzt schon der Fall ist, ist mir zu unsicher.

    Allerdings aus Sicht der antiziklichen Strategie, nach langer Zeit mal zumindest ein treffender Vorschlag, Nachdem im Nikkei und bei der Commerzbank eher die falsche Richtung getroffen wurde.

    Mich wüde auch mal interssieren, ob sie Herr Hoose tatsächlich noch BASF und Siemens halten und ob die Gewinne dort Ihre Verluste in der gleichen Zeit in anderen Bereichen übersteigen konnte.

    Kleines Update nach meiner Prognose im Dax von vor 2 Wochen:

    Sieht stark so aus, als wenn wir bereits nächste Woche die 10.000 sehen, das Sentiment der vergangenen Tage reicht noch aus, allerdings ist aktuell die Stimmung sogut wie ausgeglichen bis leicht bullish. Mich würden also auch kleine Rücksetzer nicht wundern und dann halt etwas später der totale Angriff, wobei Ziele bis Juniverfall bei 10.300 - 10.400 liegen können. Derzeit sind zumindest keine ernsthaften Abverkäufe zu erkennen, ich gehe also nach wie vor davon aus, dass man bis zur EZB sich sicher nicht mit short anfreunden wird. Nach der EZB auch nicht, denn sie wird positiv überaschen, sie sind gezwungen das zu tun und dann kommt die Fussball WM. Dann schweben alle auf Wolke Sieben, dann kann die nächste Konsolidierung im Dax kommen. Ob wir dann überhaupt nochmal unter die 10.000 rutschen, weiß ich jetzt noch nicht, mich würde es aber nicht wundern, wenn wir die dann sobald nicht mehr von unten sehen. Man muss immer mit Allem rechnen auch damit :-)

    00:39 Uhr, 31.05.2014
  • Sascha Gebhard
    Sascha Gebhard Redakteur

    Gold ist noch lange nicht durch, erst wenn die ganzen Goldminen Pleite gehen die im Aufschwung neu erschlossen worden sind... Bislang gab es hier noch keinen großen Rumms. Die Blase ist angestochen aber noch längst nicht ausreichend Luft abgelassen.

    19:09 Uhr, 30.05.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Dutch-Dude
    Dutch-Dude

    Jedenfals heute weiter herunter.
    Quo vadis ?
    Naechste Unterstuetzung ~1200....

    17:19 Uhr, 30.05.2014
  • Bradley
    Bradley

    Ich lese immer sehr gerne ihre Kommentare, bin auch meistens ihrer Meinung, was Gold betrifft (bin seit 2009 physisch als auch in Minenwerten investiert), bin ich mir aber nicht mehr so sicher, da die FED und die EZB alles versuchen werden, den Goldpreis niedrig zu halten und ihre "Helfershelfer" (Großbanken) dies entsprechend unterstützen. Daher frage ich mich, wer dies "Großmanipulatoren" aufhalten kann, um wieder einen "fairen" Markt herzustellen. Leider fällt mir momentan niemand ein, der dies bewerkstelligen könnte.

    18:50 Uhr, 29.05.2014
    1 Antwort anzeigen
  • nicki
    nicki

    Oft reicht aber die Lebenszeit nicht aus, um die Ernte noch zu erleben, - Zeiträume von 25(!) Jahren.

    17:36 Uhr, 29.05.2014