Kommentar
09:02 Uhr, 22.08.2024

GOLD - Wenn die überdurchschnittlich hohe Nachfrage nachlässt

Schaut man sich die Kursentwicklung des Goldpreises in den vergangenen Wochen und Monaten an, so ging der Preis des Edelmetalls keineswegs "durch die Decke". Stattdessen tendierten die Kurse eher seitwärts, mit zaghaften Versuchen, neue Rekorde zu erzielen.

Das neue Rekordhoch des Goldpreises weckt natürlich auch das Interesse der Mainstream-Medien und sorgt für Schlagzeilen, wie zum Beispiel "Neues Rekordhoch – Der Goldpreis geht durch die Decke". Dabei ist klar: Reißerische Überschriften sorgen stets für mehr Klicks im Internet. Ich bevorzuge es allerdings, wenn man bei den Tatsachen bleibt.

Der Goldpreisanstieg verlief zuletzt eher wackelig

Schaut man sich die Kursentwicklung des Goldpreises in den vergangenen Wochen und Monaten an, so ging der Preis des Edelmetalls keineswegs "durch die Decke". Stattdessen tendierten die Kurse eher seitwärts, mit zaghaften Versuchen, neue Rekorde zu erzielen, die sich aber mehrfach als nicht nachhaltig herausgestellt haben. Erst mit dem aktuellen Ausbruch aus einem kurzfristigen Dreieck scheinen sich die Bullen nachhaltig auf neues Terrain vorzuwagen, aber auch eher zögerlich (siehe auch den gestrigen Beitrag).

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In dem oben genannten Medienbericht ist dann auch noch zu lesen, ein Grund für den Kursanstieg sei, dass Chinas Zentralbank die Goldvorräte seit Ende November 2022 aufstockt – und mehr von dem Edelmetall gekauft hat als weltweit jede andere Notenbank. So weit, so richtig.


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Laut dem World Gold Council kauften die Zentralbanken Im Jahr 2023 insgesamt 1.037 Tonnen Gold – der zweithöchste jährliche Kauf in der Geschichte – nach einem Rekordhoch von 1.082 Tonnen im Jahr 2022. Und laut Metal Focus waren die Zentralbanken damit 2022 und 2023 sogar für über 20 % der jährlichen Gesamt-Goldnachfrage verantwortlich, verglichen mit etwa 10 % in den 2010er-Jahren.

Goldnachfrage des offiziellen Sektors lässt nach

Verschwiegen wird in dem Medienbericht allerdings, dass die Goldkäufe der People's Bank of China schon seit einem Vierteljahr vollständig versiegt sind. Laut dem World Gold Council liegen sie (seit April) unverändert bei 2.264 Tonnen bzw. 4,9 % der Währungsreserven des Landes.

Und Metal Focus schätzt, dass die Nettokäufe des offiziellen Sektors im zweiten Quartal 2024 sogar insgesamt um 39 % zum Vorjahr zurückgegangen sind, von 300 Tonnen im zweiten Quartal 2023 auf nun nur noch 183 Tonnen.

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Dennoch war die Nachfrage nach Gold weiterhin hoch – im zweiten Quartal 2024 um +44 % gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2019. Dabei waren aber vor allem die Türkei (+44 Tonnen) und Indien (+38 Tonnen) Treiber dieser Entwicklung. Dagegen nahm das Tempo der Nachfrage in anderen Ländern tendenziell ab – in China auf "nur" noch +29 Tonnen.

Auch die Nachfrage chinesischer ETFs war zuletzt nicht mehr so hoch

Dabei konnten chinesische Gold-ETFs laut Daten des World Gold Council im Juli allerdings den 8. Monat in Folge Zuflüsse verzeichnen (+108 Mio. USD). Im Jahr 2024 belaufen diese sich damit bislang auf 2,5 Mrd. USD, was der höchste Wert aller Zeiten ist. Das verwaltete Gold-Vermögen stieg dadurch auf insgesamt 7,3 Mrd. USD in 94 Tonnen Gold – ebenfalls Rekordwerte.

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Dennoch: Auch bei den China-ETFs hat des Tempos der Gold-Nachfrage zuletzt nachgelassen. Als möglichen Grund dafür nennt auch Metal Focus, genau wie ich am 9. August (siehe "Ist Gold jetzt wieder ein sicherer Hafen?"), die rekordhohen Preise. Und weil diese den Wert der Gold-Reserven der meisten Länder haben steigen lassen, sahen sich wohl einige Länder nicht mehr genötigt, ihre Bestände aufzustocken. Und Länder mit einem Zielwert traten sogar als Verkäufer auf, wenn auch in geringem Umfang.

Hohe Preise dämpfen die Nachfrage

Und so ist zu erwarten, dass steigende Goldpreise die Nachfrage dämpfen, weshalb der Kursanstieg wohl weiterhin nicht "durch die Decke" gehen, sondern sich wie zuletzt eher gemächlich fortsetzen dürfte. Es sei denn, Gold wird aufgrund von besonderen Faktoren als sicherer Hafen wieder stärker nachgefragt (zum Beispiel aufgrund von globalen Konflikten oder einer Rezession in den USA). Dann könnte sich der Anstieg kurzzeitig wieder deutlich beschleunigen.

Wenn die hohe Nachfrage nachlässt

Die Perspektiven für den Preis des Edelmetalls sind also grundsätzlich positiv. Zumal ein steigender Goldpreis auch dazu führt, dass Besitzer an ihren Gold-Beständen festhalten, weshalb das Angebot auf dem Markt für Goldrecycling vor allem im Westen in den vergangenen zehn Jahren stagnierte. Und eine höhere Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot führt eben zu höheren Preisen.

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Allerdings sollte man beachten, dass die Goldnachfrage in diesem Jahr überdurchschnittlich hoch war (siehe oben). Laut Metal Focus verzeichneten globale Gold-ETFs im Juli mit Zuflüssen von 3,7 Mrd. USD (48 Tonnen) den größten monatlichen Anstieg seit April 2022. Metal Focus rechnet für das zweite Halbjahr 2024 zwar mit einem etwas langsameren Tempo der Nettokäufe (800 Tonnen), die prognostizierte Gesamtmenge liegt aber etwa 300 Tonnen bzw. 57 % über dem Jahresdurchschnitt der 2010er Jahre. Sollte sich die Nachfrage stärker abschwächen bzw. normalisieren, wäre auch ein Rücksetzer beim Preis denkbar. Und dann könnten Gold-Besitzer auch aus Furcht vor weiter fallenden Preisen wieder abgabebereiter sein, was die Gegenbewegung verstärken würde.

Ich erinnere in diesem Zusammenhang an das Elliott-Wellen-Szenario, welches ich in den vorangegangenen Börse-Intern-Ausgaben vor und nach der Sommerpause besprochen habe (siehe Links oben).

Und so ergeben nun fundamentale und charttechnische Entwicklungen ein Gesamtbild für den Goldpreis – sowohl für die Vergangenheit als auch im Hinblick auf zukünftige Perspektiven.

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2 Kommentare

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  • Juancor
    Juancor

    Also ich habe in den letzten paar Tagen/Wochen ehrlich gesagt noch nirgendwo etwas von Goldpreis-Allzeithoch Schlagzeilen gelesen. Eher immer die üblichen Nachrichten, dass "Bitcoin auf 1 Million $ steigen wird" oder "Nvidida wird sich locker noch verzehnfachen".

    10:31 Uhr, 22.08.
  • YoWoo
    YoWoo

    Danke für den Artikel.

    09:33 Uhr, 22.08.