Kommentar
10:05 Uhr, 11.03.2016

GOLD: Warum langfristig ETFs nicht die beste Wahl sind

Vergangenen Freitag passierte etwas Merkwürdiges. Dem iShares Gold ETF gingen die Anteilsscheine aus. Die hohe Nachfrage nach dem ETF konnte kurzzeitig nicht bedient werden. Was sagt das über Gold aus?

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  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Der iShares Gold ETF mit dem Symbol IAU ist einer der größten Gold ETFs. Er bildet den Preis des Edelmetalls nach. Der größte ETF dieser Art, der SPDR Gold Trust mit dem Kürzel GLD, ist ein Konkurrenzprodukt. Beide unterscheiden sich kaum. Der SPDR Gold Trust hat Kosten von 0,4 % pro Jahr während der iShares ETF lediglich 0,25 % an Kosten veranschlagt. Möglicherweise war die Nachfrage nach dem iShares Produkt deswegen so hoch.

Die Nachfrage war so hoch, dass nicht jeder, der den ETF kaufen wollte, bedient werden konnte. Im Normalfall können ETF Anbieter innerhalb kurzer Zeit neue Anteilsscheine ausgeben. Es bedarf dafür der Genehmigung durch die Aufsicht, doch das ist Formsache. Der ETF Sponsor scheint die hohe Nachfrage zu spät erkannt zu haben bzw. hat vergessen rechtzeitig die Ausgabe neuer Anteilsscheine zu beantragen.
Da die Nachfrage höher als das Angebot war kam es kurzfristig dazu, dass der ETF einen Aufschlag zum Goldpreis auswies. Ein ETF Anteilsschein war mehr wert als Gold. Das ist eine relativ unsinnige Konstellation und eröffnet Arbitragemöglichkeiten. Letztlich bildet der ETF nicht nur den Goldpreis ab, sondern ist auch mit physischem Gold gesichert. Wer zu der Zeit des Aufschlags den ETF erworben hat, zahlte für Gold mehr, als es an den Märkten nach aktuellem Kurs wert war.

Da sich dadurch Arbitragemöglichkeiten ergeben (man hätte den ETF leerverkaufen und Gold kaufen können) bleibt eine solche Diskrepanz nur kurzfristig bestehen. Über einen längeren Zeitraum hinweg stellt sich ohnehin die Frage, ob man einen ETF kaufen will, wenn man an Gold interessiert ist.

Grafik 1 zeigt den Goldpreis und den iShares Gold ETF. Die Zeitreihe beginnt Anfang 2005. Beide Basiswerte wurden auf einen Anfangswert von 100 normiert. Es zeigt sich mit fortschreitender Zeit, dass der Preis des ETFs systematisch unterhalb des Preises von Gold liegt. Dafür gibt es vor allem einen Grund: Kosten.

Die Kosten des ETFs sind zwar gering, doch über die Jahre summieren sich auch die geringen Kosten auf. Der zweite Grund für die Diskrepanz sind Auf- und Abschläge zum Goldpreis. Die graue Fläche zeigt diese Auf- und Abschläge. Sie beinhalten auch die Kosten, die über die Jahre anfallen.

Seit Anfang 2005 bis Anfang März 2016 hat der ETF insgesamt 4 % weniger Performance gebracht als das Edelmetall selbst. Sieht man Gold als Langzeitinvestment stellt sich die Frage, ob der Erwerb von physischem Gold nicht deutlich sinnvoller ist. Die Kosten Gold selbst zu lagern sind gering, wenn man nicht Dutzende Kilo sicher aufbewahren will. Physisches Gold ist natürlich weniger liquide als ein ETF, doch wenn man nicht beabsichtigt, das Edelmetall regelmäßig zu handeln, ist das auch nicht relevant.

Die Peinlichkeit des ETF Sponsors, nicht ausreichend Anteilsscheine parat zu haben, hat Gold einmal mehr in den Mittelpunkt gestellt. Nicht, dass das bei der Performance in diesem Jahr notwendig gewesen wäre, doch es untermauert die sensationelle Rally von Gold. Keiner weiß so ganz genau, weshalb Anleger Gold plötzlich wieder so sehr lieben. Natürlich kann man darüber trefflich spekulieren und Gründe fallen einem zur Genüge ein.

Als Gründe für die Rally werden vor allem globale Unsicherheiten genannt. Dazu gehört die Ungewissheit über die chinesische Wirtschaft ebenso wie die unklare Entwicklung in den USA, in Europa und Japan. Auch die Brexit Debatte hilft nicht gerade, um für Stabilität und Sicherheit zu sorgen. Kurz gesagt: Gold ist als sicherer Hafen gesucht.

Das Argument des sicheren Hafens wird immer ausgekramt, wenn die Börsen einmal um ein paar Prozent fallen. Gold gibt eine gewisse Sicherheit, doch betrachtet man den langfristigen Preisverlauf, dann dürfen einem auch Zweifel daran kommen. Grafik 2 und 3 zeigen eine längere Historie des Goldpreises. Es zeigen sich Bullen- und Bärenmärkte, die relativ unabhängig von der Situation der Börsen waren. Als der Markt 1987 an einem Tag um mehr als 20 % crashte berührte das den Goldpreis kaum. Die Asienkrise ging an dem Goldpreis ebenso spurlos vorüber.
Als Lehman Brothers kollabierte ging es auch mit dem Goldpreis nach unten. Anleger unterschieden nicht zwischen Aktien und Edelmetall. Es wurde liquidiert, was sich liquidieren ließ. Cash – Papiergeld – war King. Die Story vom sicheren Hafen gilt anscheinend nicht immer.

Gold dient vor allem als sicherer Hafen, wenn Papiergeld an Wert verliert. Der Goldpreis hat wenig mit Wirtschaftswachstum oder Börsencrashs zu tun. Gold ist werterhaltend. Das ist vor allem relevant, wenn Papiergeld entwertet wird. Die Papiergeldentwertung erfolgt durch Inflation.

Die Inflation ist aktuell niedrig, doch das sind auch die Zinsen. Der Realzins (Zinsen weniger Inflation) ist so niedrig wie lange nicht. In den USA sind die Realzinsen Anfang 2016 auf den tiefsten Stand seit 2011 gefallen, als Gold sein bisheriges Hoch erreichte. Ein steigender Goldpreis dürfte mehr die drohende Geldentwertung widerspiegeln als eine Reaktion auf fallende Aktienkurse.

Die US-Notenbank setzt ihre Zinserhöhungen wohl erst einmal aus. Die Inflation ist jedoch auf dem Vormarsch. Die Geldentwertung wird sich beschleunigen. Das treibt Anleger in Gold. Das gleiche gilt für den Pfund- oder Euroraum. Grafik 3 zeigt dazu die Entwicklung des Goldpreises in verschiedenen Währungen. Der Goldpreis in jeder einzelnen Währung wurde auf 100 im Jahr 1978 normiert, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

Der Vergleich des Goldpreises in den verschiedenen Währungen zeigt vor allem eines: Währungsräume mit chronisch hoher Inflation (z.B. Indien) zeigen den höchsten Wertzuwachs. Hier reagierte auch der Goldpreis während der Asienkrise. Abwertende Währungen und galoppierende Inflation waren das beste Argument für Gold.

Ob Gold die Rally der letzten Wochen fortsetzen kann, bleibt vorerst offen. Die Zeichen stehen nicht schlecht. Die US-Zinswende ist ausgesetzt und andernorts werden die Geldschleusen noch weiter geöffnet. Die EZB überholt nun sogar die japanische Notenbank in ihrer Aggressivität. Das spricht für eine schnellere Geldentwertung in den kommenden Jahren. Gold hilft dabei, Wert zu bewahren.

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3 Kommentare

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  • solero
    solero

    Hallo Herr Schmale,

    Ihrem Rat direkt auf physisches Gold zu setzen. kann ich nur bedingt zustimmen. Falls Sie an den Zusammenbruch des Gesamtsystems glauben, dann ist physisches Gold erste Wahl. Wenn es nur um die Kostenseite geht, dann auf keinen Fall, denn beim physischen Goldkauf haben Sie durchaus einen Spread von 2-4 % je nach Barrengröße. Das heißt, wenn Sie zwischen 2005 und 2016 nur einmal wieder verkauft hätten, was ja nach dem Hype 2011 durchaus Sinn gemacht hätte und auch realistisch war, lagen Sie bereits von den Kosten her deutlich schlechter.

    Deshalb bleibt ein Goldetf, der durch physisches Gold gesichert ist, auch von der Kostenseite erste Wahl.

    20:48 Uhr, 11.03.2016
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Ein Hinweis dazu, dass die Inflation (eigentlich ja Preissteigerungsrate) momentan gering ist.

    Ich denke, man sollte zwischen Konsumentenpreisinflation und Vermögenspreisinflation unterscheiden.

    Wenn Sie in Ihrem Artikel auf Werterhalt abzielen, dann meinen Sie ja eigentlich die Vermögenspreisinflation. Und die ist mitnichten gering. (Nahezu) Alle Assetpreise steigen: Aktien, Immobilien (naja, Rohstoffe nicht gerade ... )

    15:05 Uhr, 11.03.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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