Kommentar
10:15 Uhr, 13.01.2017

GOLD - noch mehr als 15 Jahre bis zu neuen Highs?

Der Goldpreis hat ein aufregendes Jahr hinter sich. Erst kam die große Rally mit der Hoffnung auf einen neuen Bullenmarkt, dann der neuerliche Einbruch mit Preisfantasien unter 1.000 Dollar je Unze.

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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

So viel Bewegung der Goldpreis im vergangenen Jahr auch zeigte, unterm Strich haben sich kaum neue Erkenntnisse ergeben. Noch immer kann man nicht eindeutig sagen, ob der Goldpreis den Bärenmarkt nun hinter sich gelassen hat oder nicht. In solchen Fällen helfen eine Bestandsaufnahme und der Vergleich zu früheren Phasen.

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    JFD Brokers

Der Goldpreis bewegt sich in langen Zyklen. Es ergeben sich im Big Picture immer wieder Parallelen. Die Kollegen von Market Anthropology sehen derzeit Parallelen zu der Zeit von 1995 bis 2003. Damals sank der Goldpreis von 400 auf 250 Dollar. Vergleicht man den Preisverlauf von 2011 bis 2017 mit diesem Zeitfenster, dann ergeben sich einige Gemeinsamkeiten.

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Grafik 1 zeigt den Vergleich des Preisverlaufs. Die Zeit von 2011 bis 2017 war deutlich volatiler. Hier lassen sich eigentlich kaum Parallelen erkennen. Gemeinsam ist den beiden Perioden jedoch der stetige Preisverfall. Der Boden bildete sich damals zwischen 1999 und 2001 aus, wobei das zweite Tief etwas höher war als das erste. So ähnlich lässt sich auch der aktuelle Kursverlauf interpretieren. Das erste Tief kam Ende 2015 und das zweite Ende 2016.

Man kann die Sache aber auch deutlich weniger positiv sehen, indem man die Zeit von 1976 bis 2000 mit der aktuellen Phase vergleicht (Grafik 2). In beiden Perioden kam es zu einer ausgeprägten Rally über mehrere Jahre, die dann von einem brutalen Bärenmarkt beendet wurde.

Die Parallelen des Kursverlaufs von 1976 bis 1985 zu den letzten Jahren sind deutlich größer als die von 1995 bis 2003 und 2011 bis 2017. Demnach sind auch in den kommenden 15 Jahren keine neuen Hochs über 1.900 Dollar zu erwarten. Vielmehr dürfte sich der Goldpreis über die kommenden Jahre seitwärts schieben. Immerhin besteht die Chance auf einen kleinen Bullenmarkt mit Preisen im Bereich von 1.500 Dollar. Danach sollte es über viele Jahre wieder Richtung 1.000 Dollar gehen.

Nun stellt sich die Frage: Wo genau im Zyklus befinden wir uns? Stehen wir vor weiteren Jahren stagnierender Preise oder ist das Tal endgültig durchschritten?

Bevor man hierauf eine Antwort geben kann, muss man klären, was überhaupt einen Goldzyklus ausmacht. Edelmetalle bewegen sich tendenziell in langen Zyklen von mehreren Jahrzehnten. Diese Zyklen sind allerdings nicht gottgegeben, sondern haben eine handfeste Ursache.

Die Hintergründe zum Goldzyklus sind in Grafik 3 dargestellt. Der Goldpreis gleicht langfristig Inflation aus. Steigt die Inflation, dann steigt auch der Goldpreis. Die hohe Korrelation lässt sich gut beobachten. Aber: Der Goldpreis bildete 2011 sein Hoch aus. Die Inflation zog hier nicht mit. Sie verharrte unter den Vorkrisenhochs und ging in einen Abwärtstrend über. Trotzdem stieg der Goldpreis. Wieso?

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Der Goldpreis konnte trotz rückläufiger Inflation steigen, weil die Zinsen gleichzeitig stärker fielen. Der Realzins ging schneller zurück. Während die Inflation fiel, fiel der Realzins stärker. In der Grafik ist der Realzins invertiert dargestellt, sodass Inflation und Realzins parallel zum Goldpreis verlaufen. Ein steigender Realzins in der Grafik entspricht also tieferen Realzinsen.

Nun kann man in den letzten Monaten beobachten, dass die Inflation steigt und dabei die Realzinsen fallen. Auch die Zinsen sind gestiegen, allerdings nicht in dem Ausmaß wie die Inflation. Das spricht für einen steigenden Goldpreis.

Die Sache ist allerdings noch etwas komplizierter. Das zeigt Grafik 4. Dargestellt ist der Goldpreis (invertiert) im Vergleich zu den Realzinsen und dem Dollar Index. Der Dollar Index und Gold laufen konträr zueinander. Steigt der Dollar, dann fällt Gold. Der Dollar Index wiederum läuft parallel zu den Realzinsen.


Nun haben wir die komplizierte Situation, in der die Realzinsen fallen, der Dollar allerdings aufwertet. Das passt nicht zusammen. Es sind gegenläufige Trends, die keinen Sinn machen. Der Dollar kann auf Dauer nicht aufwerten, wenn die Realzinsen sinken. Schließlich sind es die Realzinsen, die den Währungskurs bestimmen.

Aktuell sprechen fallende Realzinsen für einen Boden bei Gold. Die Dollaraufwertung hingegen spricht für fallende Preise. 2017 wird vermutlich das Jahr, indem sich die Lage klärt. Aktuell lässt sich das Big Picture nicht eindeutig bestimmen. Es ist nach wie vor beides möglich: neuer Bullenmarkt oder Fortsetzung des Bärenmarktes.

Clemens Schmale

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22 Kommentare

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  • Market Impact
    Market Impact

    @husky. naja vorträge von 2001 , ich habe da was aktuelles für sie :)

    https://de.wikipedia.org/wiki/Iran#cite_note-SPON-...

    11:51 Uhr, 16.01. 2017
  • Dax-Martin
    Dax-Martin

    der Vergleich zu den 70ern hinkt. Denn das Allzeithoch damals war eine parabolische Blase mit dead cat bounce. Hingegen beim 1900usd Allzeithoch hatten wir nur am Ende der Wall-of-worry eine kurze Übertreibung und waren danach lange Zeit dem Allzeithoch nahe. Ich erwarte in den kommenden Monaten einen steilen Anstieg auf über 1500 und von dort wird man weitersehen.

    14:27 Uhr, 11.01. 2017
  • Chronos
    Chronos

    Der Artikel ist gut, auch die Einsicht von einigen nugget-bugs stimmt.
    Bei Bugs ist es nur gefährlich, da sie nur eines sehen, ihr eigenes asset
    und dies auch immer bullish und gehyped, gepushed sehen wollen.

    "Marktsituation wie heute gab es einfach NIE ZUVOR"

    Nun gut, die Verschuldung der USA war auch in diesem Zeitraum massiv
    das waren die ersten Kriegserweiterungen. The Reagan-NATO-Western.

    Was irgendwie fehlt und nicht nur gefühlt eine Rolle zu spielen scheint
    ist der Umbau eines Währungskorbes. Der USD-Dollar Index stimmt da einfach
    nicht mehr. In etlichen Devisen wird seit Jahren am Umbau des USD als
    Rohstoffwährung.
    Lybia, Syria musste dran glauben, british pound gefährdet sich durch eigene
    Dummheit, türkische Lira, Brasilia dito.
    Iran steht auf der Abschußliste der NATO (nach Yemen und Irak)
    Nimmt man die indische Rupie, den Yuan, Rubel noch mit dazu wird das
    sicherlich die Rohstoffpreise mehr beeinflussen als alles andere.

    Schulden und Inflation, bzw. die Realzinsen interessieren da weniger,
    diese werden einfach auf die Bevölkerung umgelegt und diese steigt wie
    die Geldmenge.

    10:41 Uhr, 11.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Sehr geehrte Herr Schmale, ich finde Ihre Artikel meist durchaus gut überlegt würde mich aber sehr freuen wenn Sie einmal mehr fundamentale Daten mit reinbringen. Z.B.

    Goldpreis inflations-, bevölkerungswachstums-, industrieverbrauchsbereinigt usw.

    Vergleiche mit Geldmengenwachstum betreffend die letzen 15 Jahre wobei M3 nur geschätzt werden kann.

    Was kostet es im Schnitt Gold aus Elektroschrott wieder zu gewinnen ?

    Wieviel Gold existiert insgesamt auf der Welt.

    Gold Langfristchart inflationsbereinigt macht meiner Meinung nach eine Spekulation dann Sinn wenn die doppelte Standardabweichung erreicht wird sonst kann man sich schnell mal die Finger verbrennen.

    Ein gut durchdachtes Modell dauert sicher Tage wenn nicht Wochen. Nunja grob abgeschätz komm ich auf einen Preis von ungefähr 760 USD oder weniger vorher ist zumindest für mich kein Kauf in Sicht.

    Schönen Tag noch.

    10:22 Uhr, 11.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Bigdogg
    Bigdogg

    Aber by-the-way....mach soll ja nicht immer nur meckern. Der Beitrag ist trotzdem sehr interessant...schöne Charts etc.

    10:21 Uhr, 11.01. 2017
  • Bigdogg
    Bigdogg

    Wie kann man den Zeitraum 1976-2000 als Vergleich bringen?? Die fundamentale Lage der Staaten ist doch völlig anders, total überschuldet etc. und nur noch finanzierbar bei entweder 0% oder via Infaltionierung. Es kann natürlich trotzdem sein, dass Gold noch weiter fällt. Meiner Meinung nach aber nur weil das Sebntiment immer noch nicht wirklich negativ ist. Das ist erst bei Kursen um 900 USD tatsächlich tot

    10:19 Uhr, 11.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Typisch. Keinerlei Rede von den geradezu fantastische Schuldenbergen. Keine Rede von dem ausgetoppten Konsum. Keinerlei Rede von $ Wertverfall. Alles sehr wichtige Faktoren. Das sind einfach nur Vergleiche Apfel mit Kieselsteinen. Kann ich nicht ernst nehmen. Eine Marktsituation wie heute gab es einfach NIE ZUVOR, daher ist Glaskugellesen klar informativer. Danke fuer NICHTS!

    10:07 Uhr, 11.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • watuffli
    watuffli

    Na ja, es ist doch für jeden was dabei - für den Hoffenden, als auch für den Zagenden ;-)

    09:20 Uhr, 11.01. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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