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12:53 Uhr, 31.03.2023

Gold: Nervosität hat sich etwas gelegt

Die Leiterin des Rohstoffresearch der Commerzbank Thu Lan Nguyen hält das weitere Korrekturpotential allerdings für begrenzt und hat ihre Prognose für den Goldpreis angehoben.

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    Kursstand: 1.980,72 $ (JFD Brokers) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Da Gold eine zinslose Anlage ist, wird dessen Wert im Wesentlichen durch die Erwartungen für die Realzinsen (Zinsen bereinigt um die Inflation) bestimmt. Steigen diese, steigen auch die Opportunitätskosten von Goldanlagen. Rechnen die Marktteilnehmer dagegen mit (Real-) Zinssenkungen seitens der Notenbanken, erscheint Gold relativ gesehen wieder attraktiv, wie Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen in der aktuellen Ausgabe von „Rohstoffe kompakt Edelmetalle“ schreibt.

Dies sei auch ein entscheidender Punkt, weshalb Gold in Zeiten erhöhter Risikoaversion als sicherer Hafen agiere, da in diesen Phasen verstärkt auf fallende Zinsen gesetzt werde. Dieser Zusammenhang lasse sich insbesondere dann gut beobachten, wenn die Zinserwartungen stark schwanken, was in den letzten Wochen der Fall gewesen sei, heißt es weiter.

„So verteuerte sich der Goldpreis Mitte März aufgrund einer scharfen Abwärtskorrektur der Zinserwartungen, ausgelöst durch die Probleme zweier US-Finanzinstitute, innerhalb kurzer Zeit um 200 US-Dollar und stieg erstmals seit gut einem Jahr kurzzeitig wieder über die Marke von 2.000 US-Dollar je Feinunze“, so Nguyen.

Seitdem habe sich die Nervosität an den Märkten etwas gelegt, was mitunter auf das beherzte Eingreifen der Behörden und Notenbanken mittels Liquiditätshilfen zurückzuführen sei, so dass auch der Goldpreis einen Teil seiner Gewinne wieder abgegeben habe, heißt es weiter.

„Allerdings glauben wir nicht, dass er in absehbarer Zeit wieder auf seine Ausgangsniveaus bei etwa 1.800 US-Dollar je Feinunze zurückfallen wird. Schließlich dürfte die US-Notenbank tatsächlich ihre Zinsen weniger stark anheben als wir kurz zuvor noch erwartet hatten. Dies bestätigte Fed-Chair Jay Powell in der Pressekonferenz im Rahmen der Zinssitzung der Notenbank vergangene Woche“, so Nguyen.

So habe die Fed neue Projektionen des Offenmarkausschusses (FOMC) veröffentlicht, die keine wesentliche Veränderung der Zinserwartungen der Mitglieder gezeigt habe. Laut Powell hätten die Daten seit der letzten Zinssitzung eigentlich aber für stärkere Zinserhöhungen gesprochen. Dies sei jedoch durch die Marktturbulenzen wieder aufgehoben worden, heißt es weiter.

„Unsere Volkswirte schätzen, dass der Korridor für die Fed Funds Rate (dem US-Leitzins) angesichts der Tatsache, dass die US-Inflation noch weit über dem Notenbankziel verharrt, um insgesamt noch 50 Basispunkte auf 5,25 bis 5,50 Prozent in den nächsten Monaten erhöht werden könnte“, so Nguyen.

Damit dürfte der Zinsgipfel zwar schon bald erreicht sein. Entscheidend sei aber, dass der Markt realisieren dürfte, dass entgegen seiner aktuellen Erwartung, die US-Notenbank ihre Zinsen in diesem Jahr nicht senken werde, heißt es weiter.

„Wir rechnen aufgrund der Notwendigkeit einer Korrektur der Markterwartungen in den kommenden Monaten mit einem Rückgang des Goldpreises bis auf etwa 1.900 US-Dollar je Feinunze (zuvor 1.800 US-Dollar je Feinunze)“, so Nguyen.

Allerdings dürften die Zinssenkungsspekulationen wiederkehren und den Goldpreis nachhaltig nach oben treiben, sobald die US-Inflation stärker gefallen sei und sich die deutlich gestiegenen Zinsen zudem stärker in der Realwirtschaft bemerkbar machten, heißt es weiter.

„Dies dürfte in der zweiten Jahreshälfte der Fall sein, weshalb wir hier weiterhin mit einem Anstieg des Goldpreises rechnen. Wir haben unsere Jahresendprognose sogar von 1.950 US-Dollar auf 2.000 US-Dollar je Feinunze angehoben. Schließlich haben die letzten Wochen eindrucksvoll gezeigt, wie schnell und stark sich der Goldpreis verteuern kann, sobald der Markt Zinssenkungen einpreist. Unsere Volkswirte rechnen mit der ersten US-Zinssenkung im ersten Quartal 2024“, so Nguyen.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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