Kommentar
11:10 Uhr, 25.07.2019

Gold: Mehr als nur ein kurzer Rausch?

Der Goldpreis markierte zuletzt ein Sechsjahreshoch. Mit dazu beigetragen haben insbesondere die Notenbanken – entweder direkt als Goldkäufer oder indirekt durch ihre Geldpolitik. Bleibt die spannende Frage: Ist die Euphorie von Dauer?

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  • Gold
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Gold hat in den vergangenen Monaten ein beeindruckendes Comeback hingelegt. Allein im Juni erhöhte sich der Preis für das gelbe Edelmetall um knapp zehn Prozent. Zuletzt notierte die Feinunze erstmals seit Sommer 2013 wieder über der 1.400 US-Dollar-Marke. Woher rührt das plötzliche Interesse, nachdem der Goldpreis jahrelang lustlos vor sich hindümpelte?

China stockt Goldreserven auf

Gold gilt gemeinhin als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten. Diesem Merkmal wurde das Edelmetall zuletzt wieder gerecht. Vor allem der Handelskrieg zwischen den USA und China lastet wie ein Damoklesschwert über der Weltwirtschaft. Wie aktuelle Daten zeigen, hat sich das Wirtschaftswachstum in China aufgrund der Handelsspannungen im zweiten Quartal auf 6,2 Prozent und damit auf die niedrigste Rate seit 27 Jahren abgeschwächt. Als Reaktion auf die zunehmenden ökonomischen Risiken ist die chinesische Zentralbank PBoC seit Jahresbeginn dazu übergegangen, ihre Goldreserven kontinuierlich aufzustocken. Nach Angaben des Goldminenverbandes World Gold Council erhöhte die PBoC ihre Goldbestände im Zeitraum von Dezember 2018 bis Mai 2019 um knapp 74 Tonnen auf insgesamt 1.916 Tonnen. Im Juni kamen nochmals rund zehn Tonnen hinzu.

Impulse durch Geldpolitik

Andere Notenbanken vor allem in den Schwellenländern folgten Pekings Beispiel. So fuhr die indische Notenbank ihre Goldreserven in diesem Jahr um knapp 18 Tonnen hoch, die russische Zentralbank sogar um rund 77 Tonnen (Zeitraum: jeweils von Ende Dezember 2018 bis Ende Mai 2019). Zum Höhenflug von Gold beigetragen haben auch die Fed sowie die EZB. Allerdings nicht durch Käufe, sondern ihre geldpolitischen Richtungswechsel. In den USA gilt nunmehr eine Zinssenkung Ende Juli als abgemachte Sache. In der Eurozone wiederum wurde ein Ende der Nullprozentpolitik quasi auf unbestimmte Zeit verschoben. Die geldpolitischen Schwenks der beiden wichtigsten Notenbanken der Welt haben die Anleiherenditen kräftig unter Druck gebracht, wovon wiederum Gold als Investmentklasse profitierte. Demnach erhöhten sich allein im Juni die Bestände an physisch hinterlegten Gold-ETFs um 127 Tonnen beziehungsweise 5,5 Milliarden US-Dollar auf insgesamt 2.548 Tonnen. Das ist der höchste Wert seit rund sechs Jahren.

Investoren im Goldrausch

Gold ist bei Investoren also wieder gefragt. Darauf deuten auch die Ergebnisse des jüngsten Citi-Investmentbarometers hin. Bei der jüngsten Erhebung in der ersten Juni-Hälfte gingen fast 60 Prozent der befragten Anleger davon aus, dass der Goldpreis kurzfristig – also auf Sicht von drei Monaten – steigen wird. So gut war die Stimmung für Gold schon lange nicht mehr. Bleibt die Frage: Wie lange hält die Euphorie? Dass der Aufwärtstrend noch nicht zu Ende ist, dafür sprechen die anhaltenden Käufe der Notenbanken. So geht das World Gold Council in seinem aktuellen Halbjahresbericht davon aus, dass die Zentralbanken ihre Bestände weiterhin erhöhen werden. Ein weiteres Argument für Gold: Nicht nur festverzinsliche Wertpapiere haben aufgrund der rückläufigen Renditen gegenüber Gold an Attraktivität eingebüßt. Auch Aktien sind mittlerweile mit Vorsicht zu genießen. Sollte der Handelskonflikt das Gewinnwachstum der Unternehmen (weiter) ausbremsen und damit die Kurse unter Druck bringen, könnten Investoren in Zukunft noch stärker auf Gold als sicheren Hafen setzen.

Stand 25.07.2019

Autor: Dirk Heß, Co-Head EMEA Public Listed Products Sales & Distribution bei Citigroup Global Markets Europe AG

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