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13:09 Uhr, 11.03.2019

Gold: EZB zementiert „japanische Zinsverhältnisse"

Eine Möglichkeit, den Geldvermögensverlusten im Euroraum zu entkommen, besteht nach Meinung von Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel, im Halten von Gold.

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  • Gold
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    Kursstand: 1.297,450 $/Unze (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Frankfurt (GodmodeTrader.de) - Auf seiner Sitzung am 7. März 2019 hat der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wie erwartet die Leitzinsen unverändert gelassen. Der Hauptrefinanzierungszins beträgt null Prozent, der Einlagenzins minus 0,4 Prozent, der Zins für die Spitzenrefinanzierung 0,25 Prozent, wie Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel, in einem aktuellen Kommentar schreibt.

EZB-Präsident Mario Draghi habe zudem verkündet, dass der Leitzins in 2019 nicht angehoben werde, möglicherweise sogar noch länger auf der Nullgrenze verbleibe. Zudem habe er Indikatoren betont, die auf eine weitere Konjunkturabkühlung im Euroraum hindeuteten, heißt es weiter.

„Der EZB-Rat hat zudem beschlossen, dass den Euro-Banken von September 2019 bis März 2021 eine Serie von neuen langlaufenden Kredite („TLTROs-III“) mit einer Laufzeit von jeweils zwei Jahren angeboten wird“, so Polleit.

Sparern und Anlegern bürde die EZB weiter (nach Abzug der laufenden Inflation) negative Realrenditen auf ihr Geldvermögen auf: Das Geldvermögen verliere seine Kaufkraft. (Allein die Deutschen würden 3,7 Billionen Euro in Form von Bankeinlagen halten, die vermutlich größtenteils einem negativen Realzins unterlägen), heißt es weiter.

„Die geldpolitische Hilfestellung der EZB gilt den verschuldeten Staaten. Ihnen verschafft sie die Möglichkeit, Kredite zu sehr niedrigen Zinsen aufzunehmen und fällige Kredite problemlos durch neue Kredite, die geringe Zinskosten haben, zu ersetzen. Die Null- und Negativzinspolitik der EZB ist hingegen Gift für die Euro-Banken: Zinsmargen und Zinserträge schrumpfen. Zudem verschlechtert die Abflachung der Euro-Zinskurve, für die die EZB-Politik ebenfalls sorgt, die Gewinnmöglichkeiten für die Euro-Banken“, so Polleit.

Die akuten und nach wie vor nicht gelösten Probleme bei vielen Euro-Banken zeigten sich in den stark gefallenen Bankaktienkursen und geringen Bewertungsmaßen (wie zum Beispiel Price-to-Book-Ratios), heißt es weiter. „Es ist zwar hier nicht der richtige Platz, um eine detaillierte Erklärung auszubreiten: Aber es soll an dieser Stelle doch kurz darauf hingewiesen werden, dass die EZB dabei ist, ‚japanische Zinsverhältnisse‘ im Euroraum zu zementieren“, so Polleit.

Die Bank von Japan habe durch ihre Geldpolitik die Kurz- und Langfristzinsen auf beziehungsweise unter die Nullgrenze gebracht. Ein solches Szenario sei auch im Euroraum unter der herrschenden EZB-Geldpolitik sehr wahrscheinlich. Die Kaufkraft des Euro werde durch die EZB-Geldpolitik sehr wahrscheinlich weiter herabgesetzt werden, nach innen und nach außen, heißt es weiter.

„Eine Möglichkeit, den Geldvermögensverlusten zu entkommen, besteht im Halten von Gold. Langfristig gesehen kann die Kaufkraft des Goldes – anders als die Kaufkraft von Euro-Bankguthaben – nicht durch die EZB-Geldpolitik entwertet werden. Beispielsweise hat die Kaufkraft des Goldes, in Euro gerechnet, seit Einführung des Euro Anfang 1999 bis Februar 2019 um 207 Prozent zugenommen, die der verzinslichen Euro-Bankguthaben nur um zwei Prozent (vor Steuern). Die Vergangenheit ist zwar kein Indiz dafür, wie die Zukunft aussehen wird. Allerdings spricht eine Reihe von Faktoren dafür, dass das Gold zu aktuellen Preisen nicht überteuert, sogar eher zu billig ist; und dass es, langfristig gesehen, die bessere Wahl ist gegenüber Euro-Bankguthaben“, so Polleit.

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6 Kommentare

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  • wizardmw
    wizardmw

    Einfach Wahnsinn - früher wurden Menschen durch Panzer getötet, heute werden die Notenbanken in die Geschichte als Verursacher des 3. Weltkrieges eingehen. Falls es noch eine Geschichte geben wird....

    21:25 Uhr, 11.03.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Market Impact
    Market Impact

    Und wie viel % haben Aktien seit Einführung des Euro zugelegt? Weiß er nicht oder will er uns nicht sagen?

    18:05 Uhr, 11.03.2019
    2 Antworten anzeigen
  • Zukunft21
    Zukunft21

    wie wahr !!

    13:20 Uhr, 11.03.2019

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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