Fundamentale Nachricht
10:31 Uhr, 24.09.2018

Globales Finanzsystem heute nicht weniger zerbrechlich als vor Lehman

Altmodische Value-Investoren, die fallende Messer auffangen, sind Natixis-Chefstratege David Lafferty zufolge mittlerweile durch ‚Quants‘ und ‚Algos‘ ersetzt worden, die beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten verkaufen oder shorten.

Paris (GodmodeTrader.de) - David Lafferty, der Chefstratege von Natixis Investment Managers, hat sich anlässlich des Jahrestages der Pleite von Lehman Brothers am 15. September 2008 Gedanken gemacht, was wir aus zehn Jahren Finanzkrise gelernt haben.

Seine nüchterne Erkenntnis: „Die historische Analyse jeder Krise führt vermutlich nicht zu eindeutigen Ergebnissen und bietet wenige konkrete Lösungen für die nächste Krise. So ist vor allem zu hoffen, dass das System flexibler und damit weniger anfällig ist, wenn die nächste Krise eintritt. In dieser Hinsicht können wir jedoch nur zu dem Schluss kommen, dass sich die Dinge seit den Tagen von Lehman kaum verändert haben“, schreibt Lafferty in einem aktuellen Marktkommentar.

Die Verschuldung der Unternehmen und der Staaten sei seit der Krise nur gestiegen, gestützt ausschließlich durch künstlich niedrige Zinssätze. Banken hätten zwar mehr Eigenkapital, aber ein Großteil der Hebelwirkung sei einfach auf die Rentenmärkte übergegangen, heißt es weiter.

„Altmodische Value-Investoren, die bereit sind, fallende Messer aufzufangen, sind mittlerweile dünn gesät, ersetzt durch ‚Quants‘ und ‚Algos‘, die beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten verkaufen oder shorten. Der Lehman-Kollaps brachte viele positive Ver­änderungen mit sich, aber am Ende erscheint das globale Finanzsystem heute nicht weniger zerbrechlich als vor einem Jahrzehnt“, so Lafferty.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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