Kommentar
11:33 Uhr, 10.09.2010

Glänzende Aussichten trotz „Worst-of“-Gefahr?

Während man als Verbraucher im Konsumgüterbereich selbst bei aller „Geiz-ist-geil"-Mentalität-wohl kaum ernsthaft zu dem in der gewünschten Eigenschaft schlechtesten aller angebotenen Produkte greifen würde, stellt sich die Sachlage bei Finanz-Papieren nicht ganz so klar dar. Zwar sehnt sich der Investor natürlich auch hier in der Regel nach der lukrativsten Anlagealternative, doch ist diese auf der anderen Seite auch meist mit einem entsprechend höheren Risiko verbunden. Ein Dilemma, das sich gerade am Zertifikatemarkt bei der Auswahl einer bestimmten Produktausstattung zeigt. So lässt sich die Rendite eines Teilschutz-Papiers ceteris paribus dadurch steigern, dass man z.B. einfach den Sicherheitspuffer reduziert. Aber auch über spezielle Produkt-Merkmale können von Emittentenseite entsprechende Effekte erzielt werden, wie dem Einsatz des berüchtigten „Worst-of"-Prinzips, das in den Wirren der Finanzmarktkrise besonders traurige Bekanntheit erlangte. Wird doch dabei über einen mit mehreren Basiswerten bestückten Basket ein „Rainbow" gestülpt, der am Ende nur die Wertentwicklung der schlechtesten Aktie berücksichtigt. Das Ergebnis bestimmt dann den Anlageerfolg des gesamten Papiers unabhängig von der Wertentwicklung der übrigen Underyings.

Auch wenn derlei Produkte noch vor zwei Jahren im Vorfeld der Einführung der Abgeltungssteuer zuhauf angeboten wurden, um die letzten steuerfreien Rendite-Chancen zu optimieren, wird das Prinzip heute nur noch von wenigen Emittenten aktiv eingesetzt, wie z.B. von Vontobel bei ihren Multi-Aktienanleihen. Ganz aktuell emittieren die Schweizer aber auch ein Multi-Bonus-Cap-Produkt auf einen Edelmetall-Korb bestehend aus Gold Silber und Platin, die allesamt bereits auf Sicht von 12 Monaten mit einer Performance zwischen 20 und 25 Prozent glänzen konnten. Dass dies allerdings keine Garantie für die Zukunft darstellt, beweist allein die Tatsache, dass das in der Nähe seines Allzeithochs notierende gelbe Metall vor allem als Krisenwährung Furore macht, während die beiden anderen Basiswerte den zusätzlichen Vorteil besitzen, auch ein wichtiges Industriegut zu sein. Sollte also das allgemeine Sicherheitsbedürfnis wieder etwas an Intensität verlieren, könnte dies durchaus zulasten des Goldpreises gehen, während eine anziehende Weltkonjunktur auch weiter die Silber- und Platin-Notierungen beflügeln könnte.

Würde es sich bei dem nur gut 15 Monate laufenden Zertifikat um ein ganz normal gestricktes Bonus-Produkt handeln, das nach dem risikomindernden Basket-Prinzip funktioniert, bei dem sich Performanceunterschiede einzelner Korbmitglieder gegenseitig ausgleichen, würden die möglicherweise unterschiedlichen Zukunftsaussichten der drei Metalle sogar zu einer Art Diversifikationseffekt führen. Da hier aber unter Umständen am Ende der „Worst-of"-Mechanismus greift, sollte sich der Anleger genau überlegen, welches Abwärtspotential jeder Basiswert bis Dezember 2011 besitzen könnte. Erst wenn daraufhin feststeht, dass weder Gold, noch Silber und auch nicht Platin die bei 70 Prozent des jeweiligen Ausgangsniveaus fixierte Barriere zu irgendeinem Zeitpunkt während der Laufzeit gefährden dürfte, sollte sich der Investor ernsthaft mit der Rendite beschäftigen, die im Vorfeld der Emission von Vontobel in einer noch sehr vagen Spanne zwischen 12 und 18 Prozent angegeben wird. Die genaue Festlegung erfolgt nach Zeichnungsende am 8. September. Da das Papier auch über einen Quanto-Mechanismus verfügt, braucht sich der Anleger darüber hinaus um das EUR/USD-Wechselkursverhältnis keine weiteren Gedanken machen. Wichtig ist allein, dass der 30-prozentige Puffer von keinem Edelmetall vollständig ausgereizt wird, da ansonsten bereits bei einmaliger Berührung der Barriere die schlechteste Wertentwicklung die Rückzahlungshöhe bestimmt.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Das neue Multi-Papier dürfte vor allem Anleger ansprechen, die sich nicht ganz zwischen den drei Basiswerten entscheiden können, den Edelmetallen insgesamt aber zumindest eine Seitwärtsentwicklung in den nächsten 15 Monaten zutrauen und dabei ihre Rendite optimieren möchten. Wer dagegen von einer deutlichen Aufwärtsbewegung im Sektor ausgeht, sollte stattdessen zu einem Produkt ohne Performance-Kappung bzw. gleich zu einem 1:1-Tracker greifen.

Multi Bonus Cap Quanto Zertifikat auf Gold, Platin und Silber
Emittent/WKN: Vontobel / VT0TTT
Laufzeit: 23.12.2011
Preis: (in Zeichnung: 31.08.10–08.09.10) Ausgabepreis: 1000 € (kein Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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