Kommentar
23:46 Uhr, 18.05.2018

Gibt es jetzt antizyklische Börsenchancen?

Was ist etwa mit der Aktie von General Electric? Oder sollte man den Blick mitten im Wonnemonat besser ganz woanders hinwenden?

Viele Anleger glauben, sie würden antizyklisch vorgehen, wenn sie Aktien kaufen, die seit ihrem jüngsten Hoch zehn oder 20 Prozent an Wert eingebüßt haben. Leider ist das ein ziemlich großer Irrtum: Ein mehr oder weniger großer Kursverlust alleine macht noch lange kein interessantes antizyklisches Investment.

Im Idealfall sollte eine viel versprechendes Kontra-Chance folgende Kriterien erfüllen:

  1. Ein Kursverlust von mindestens 50 Prozent seit dem jüngsten Hoch;
  2. eine im historischen wie auch im Branchenvergleich günstige fundamentale Bewertung, ausgedrückt etwa in einem niedrigen Kurs-Umsatz- oder Kurs-Buchwert-Verhältnis. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist in solchen Fällen, obgleich allgemein stark beachtet, weniger aussagekräftig. Das liegt daran, dass Turnaround-Kandidaten entweder überhaupt kein KGV aufweisen, weil sie Verluste schreiben, oder aber einen sehr hohen Wert, weil die fundamentale Trendwende unmittelbar bevorsteht;
  3. wünschenswert ist eine auffallend negative Stimmung der Anleger zu dem betreffenden Investment, also etwa umfangreiche Short-Positionen bei einer Aktie. „Schlechte Presse“ ist ebenfalls ein sehr wichtiger und besonders zu beachtender Kontraindikator;
  4. erste Anzeichen einer Bodenbildung im Kursverlauf der Aktie, im Idealfall kombiniert mit einem gerade beginnenden Aufwärtstrend;
  5. Insider, die bei der eigenen Aktie zugreifen. Im Idealfall sollten während der zurückliegenden Wochen CEO und / oder Finanzvorstand die eigenen Aktien in nennenswerten Stückzahlen erworben haben.

Es liegt auf der Hand, dass nach zehn Jahren Dauerhausse an den Weltbörsen derzeit nur sehr wenige Aktien diese Kriterien erfüllen. Einer der ganz wenigen Kandidaten, die man sich jetzt einmal näher ansehen könnte, ist die Aktie des Industriegiganten General Electric (GE).

Doch so verführerisch der Kursverlauf des Börsenschwergewichts im Moment auch aussehen mag, auch für GE gelten die antizyklischen Kaufkriterien derzeit nur sehr eingeschränkt.

Hauptgrund ist die immer noch recht ambitionierte fundamentale Bewertung:

Auf Basis der Schätzungen für das kommende Jahr errechnet sich für die Aktie ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 16. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis notiert bei 1,1, das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 2,0. Alles über 1,0 ist hier streng genommen „zu teuer“.

Auch das Kurs-Cashflow-Verhältnis ist mit etwa 14 immer noch recht ambitioniert. Hinzu kommt die Verschuldung in Höhe von enormen 135 Milliarden US-Dollar. Dem stehen Barreserven von lediglich 18,2 Milliarden US-Dollar gegenüber. Zuletzt wurde ein operativer Cashflow von 10,4 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Das Ganze bei einem Börsenwert von immer noch sehr stattlichen 130 Milliarden US-Dollar.

Das heißt: Aus fundamentaler Sicht könnte sich der Aktienkurs von General Electric bei einem negativen Gesamtmarkt locker noch einmal halbieren – und selbst dann wäre der Titel noch kein herausragendes Schnäppchen.

Auf einem anderen Blatt steht allerdings der aktuelle Kursverlauf der Aktie: Hier deutet sich nach einer ausgeprägten Bodenbildungsphase eine mögliche Trendwende an. Von entscheidender Bedeutung ist hierfür die waagrechte rote Linie bei 15 US-Dollar in der folgenden Abbildung.

Kann die Aktie auf Basis Wochenschlusskurs darüber schließen, was am Freitag mit 14,97 US-Dollar noch missglückt ist, eröffnet sich zunächst Kurspotential bis in den Bereich um 17 US-Dollar.

Bedenklich ist allerdings das aktuell noch recht schwache Aufwärtsvolumen beim Aktienkurs, erkennbar an den relativ niedrigen senkrechten schwarzen Balken in der folgenden Abbildung:

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Das bedeutet: Auch bei einem Sprung über die rot eingezeichnete waagrechte Widerstandszone bei 15 US-Dollar sollte man von der Aktie vorerst keine Wunderdinge erwarten. Und ein Kursgewinn in Höhe von zwölf oder 15 Prozent bei einem angenommenen Verkauf im Bereich zwischen 17 und 18 US-Dollar wäre zwar nett, entspricht aber nicht den Erwartungen, die man normalerweise an eine ausgewachsene Kontrachance stellen würde.

Außerdem ist jetzt Mai, der schönste Monat des gesamten Jahres, so heißt es:

Anstatt daher krampfhaft nach Kontra-Chancen zu suchen, die es derzeit an den Weltbörsen ohnehin kaum gibt, scheint es für Kontra-Anleger derzeit sinnvoller, sich jetzt erst einmal ganz entspannt in die Sommerpause zu verabschieden, um im Herbst erfrischt und gestärkt erneut auf die Pirsch zu gehen.

Und wegen zwölf oder 15 Prozent Rendite, die einem dann bei der GE-Aktie möglicherweise durch die Lappen gehen, sollte man sich keine grauen Haare wachsen lassen.

Denn erstens ist ein schöner und erlebnisreicher Sommer mit so ein paar Prozentpünktchen mitnichten aufgewogen - und zweitens haben wirkliche antizyklische Kaufgelegenheiten ein ganz anderes Kurspotential.

Man muss nur etwas warten können…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

46 Kommentare

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  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Ein Sudelkamp läßt niemals locker... ....

    Ein wahrer Edel-Gutmensch - Rocker....

    Der Wolf im WOLP-Pelz agitiert.........

    und zwar gänzlich ungeniert.......

    er meint das man ihn nicht mehr kennt.....

    doch nicht alle sind verpennt......

    Einst durch den Haupteingang geschmissen........

    Kommt er nun von hinten..........

    Echt gerissen.....

    Wo er „Gesinnung rechts“ vermutet.....

    wird gnadenlos der Chat geflutet........

    mit Häme, Spott und auch mit Haß........

    da wird sogar Pirincci blaß........

    doch seine Blässe währt nur kurz.....

    dann läßt er einen „rechten“ Furz....

    er furzt es Seitenlang hinaus......

    für alle Linken echt ein Graus.......

    dass ein Türk, ja ein Migrant so schreibt........

    das ist doch allerhand........

    gleich schwingen sie die Nazikeulen..........

    und manche fangen an zu heulen.......

    denn bei Pirinccis losem Maul........

    da geht den Linken durch der Gaul....

    http://www.mmnews.de/politik/67639-der-spiegel-endlich-verstaendlich

    19:41 Uhr, 21.05.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Chamäleon
    Chamäleon

    sorry, antizyklisch handeln ist nicht gleichbedeutend mit Longeinstiege in Abwärtstrends zu

    suchen......umgekehrt gilt dies genauso......wo ist das Problem ? Antizyklische Chancen für

    Shorter sind doch im Überfluss vorhanden bzw. stehen sehr bald bei vielen Titeln und Märkten

    an......schöne Pfingsten noch.😋😎

    19:46 Uhr, 20.05.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Market Impact
    Market Impact

    Also ich weiß nicht ,eine Bank die im Erdgeschoss einen Elektro Laden hat, kurz vor dem Zusammenbruch des Geldsystems kaufen?

    14:13 Uhr, 20.05.2018
  • Spekulatius123
    Spekulatius123

    Kommen Sie zurück in die Wirklichkeit und hören auf mit dem "wir sind die schweigende Mehrheit" - sonst hätte die afd bei Wahlen doch deutlich mehr stimmen geholt, Wahlen sind geheim. Oder kommt jetzt als Erwiderung das Wahlen nicht geheim sind oder zu viele Ausländer wählen dürften oder so eine ausrede? Akzeptiert das ihr die Minderheit seid und hoffentlich auch bleibt

    13:25 Uhr, 20.05.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Lumpazi
    Lumpazi

    Ich verstehe gar nicht, warum Sie sich so in diesen wolp verbeißen. Er hat doch gar nichts zu bieten, außer dass er hier ,,Neonazi Alternative für Dumme" hereingerotzt hat. Offenbar glaubt er immer noch an die erstickende Wirkung der Braunduschung. Leute dieses Schlages sind in Wahrheit selbst große Naziverehrer. Sie brauchen ihren Hitler für den schwarzen Kult, für den Teufelskult. Hitler darf nicht sterben, sonst haben sie nur noch mickrige Argumente. Du hitlerst mich, ich hitler' dich, da, da, da. Abgeleckt und langweilig.

    Wer ,,nach zehn Jahren Dauerhausse an den Weltbörsen" einen Konjunkturindikator wie GE (umfassende Produktpalette für den privaten und industriellen Konsum) noch kaufen will, der glaubt nicht mehr an die zyklische Entwicklung der Wirtschaft. Rezession unvorstellbar!

    Nun denn: http://stockcharts.com/h-sc/ui. GE war schon einmal Vorbote, der Absturz begann schon 2007.

    09:48 Uhr, 20.05.2018
  • 1 Antwort anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Spiegel": Flüchtlingspolitik kostet Bund bis 2022 rund €78 Mrd.

    Kurznachricht –14:03 und Deutsche Mittelstaendler muessen noch mit Modem arbeiten ! Ne klar alles prima!

    15:59 Uhr, 19.05.2018
    2 Antworten anzeigen
  • watuffli
    watuffli

    Herr Hoose, für die Sommerpause empfehle ich die Philippika des Papstes gegen Unmoral und Bereicherung in der Finanzwelt. Hier stellt der Oberhirte klar, dass die Finanzindustrie und die Banken aufgrund ihrer Macht zu einem Ort geworden seien, "wo Egoismen und Missbräuche ein für die Gemeinschaft zerstörerisches Potential entfalten, das seinesgleichen sucht". Die Chance, nach der Finanzkrise ein besseres System zu schaffen, wurde vertan. Die Bereicherung der Finanzjongleure und Spekulanten setze den Wohlstand eines Großteils der Menschen unseres Planeten aufs Spiel.

    https://www.tagesspiegel.de/wi...

    15:45 Uhr, 19.05.2018
  • wolp
    wolp

    Fürchte Dich nicht, dieser Satz wird auch jetzt an Pfingsten wieder aktuell. Lassen Sie die Angst nicht ihr Leben durchdringen. Kommen Sie raus aus dem Netzwerk der Angstbeschleuniger. Sie können das schaffen!

    14:49 Uhr, 19.05.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Spekulatius123
    Spekulatius123

    wieso nicht jede Woche so ein fachlich fundierter Artikel ?

    12:53 Uhr, 19.05.2018
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