Kommentar
16:45 Uhr, 10.05.2015

Gibt es eine optimale Einrichtung des Tradings-Platzes?

Der Einrichtung des Tradings- / Arbeitsplatzes kommt eine nicht unbedeutende Stellung in Ihrer Handelsvorbereitung zu.

Erwähnte Instrumente

Wichtig ist es dabei, die wichtigen Informationseinheiten (Trading-Ausführungsfester wie z.B. die Preisleiter / DOM, sowie der Chart des Hauptwertes, mit denen wir bevorzugt arbeiten) nicht irgendwo wild über den oder die zur Verfügung stehenden Bildschirme zu verteilen, sondern sich auch hier eine sinnvolle Aufbaustruktur anzugewöhnen. Diese sollte erfahrungsgemäß einmal erstellt werden und dann möglichst nur noch dann angepasst / verändert / optimiert werden, wenn sich in der täglichen Arbeit erweist, dass eine Veränderung der Struktur tatsächlich zweckmäßiger ist. Unser Gehirn muss sich auch hier an die Aufteilung der Informationsfenster gewöhnen – ist dies geschehen, bringt eine jede Veränderung zunächst einmal ein Stocken in den vormals flüssigen Arbeitsablauf.

Wie in allen Bereichen des Tradings gilt auch hier der „Wohlfühleffekt“, somit kann man kein Optimum der Aufteilung vorgeben. Aber ich will versuchen Hinweise zu geben und mich dabei auf meine Aufteilung der Informationseinheiten beziehen.

Die aus meiner Sicht zweckmäßigste Aufteilung ist die Konzentration der wichtigsten Informationen im Zentrum unseres Blickfeldes. Mit abnehmender Häufigkeit und Bedeutung, mit der wir weitere Informationsfenster nutzen, verschieben wir diese immer weiter in die Peripherie unseres Blickfeldes. Damit soll erreicht werden, dass wir alle unmittelbaren Informationen, welche wir ganz zentral für unsere Handelsentscheidungen und –ausführungen benötigen, im Blickfeld haben, ohne den Kopf groß drehen / bewegen zu müssen.

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Liegen die Hauptinformationen, auf denen dauerhaft unsere konkreten Handelsaktivitäten beruhen, so weit auseinander, dass man den Kopf auffällig bewegen muss, um diese zu erfassen, reißt der Verarbeitungsstrom im Entscheidungsprozess. Das Gehirn ist dann mehr damit beschäftigt, die Informationen zu suchen, als diese rasch zu verarbeiten.

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Je weniger Sie Kopf und Augen im Moment der Handelsentscheidung, Orderausführung und Positionsbegleitung bewegen müssen, umso besser. Was gehört zu den Hauptinformationen, welche möglichst zentral positioniert sein sollten? Hierzu zählen nur zwei Informationseinheiten: Ihre Preisleiter oder der DOM und der Hauptchart des Wertes, welchen Sie handeln, in der Zeiteinheit, auf deren Grundlage Sie Ihre finale Entscheidung der Orderausführung treffen. Wer direkt aus dem Chart heraus handelt, platziert diesen zentral.

Räumen Sie in Ihrem Hauptchart auf. Das heißt, löschen Sie alles, woraus Sie nicht unmittelbar verwertbare Handelsinformationen ziehen. Dazu zählen überflüssige Chartlinien und auf jeden Fall überflüssige Indikatoren. Alles was stören oder irritieren könnte muss weg – weniger ist hier auf jeden Fall mehr. Bitte beachten Sie, dass unser Gehirn laut der Auswertung einiger Psychologen immer nur sieben Informationseinheiten gleichzeitig verarbeiten kann – alles darüber hinaus bringt wieder System 2 ins Spiel und blockiert den intuitiven Denkprozess unseres Systems 1. Das ist übrigens der Grund, weshalb Telefonnummern in der Regel maximal 7 stellig sind. Wenn Sie Ihre Charts vollpflastern mit Trendlinien und Indikatoren und das möglichst noch in allen gängigen bunten Farben, ist das vergleichbar mit „Wasser in den Tank gießen“. Für das direkte Arbeiten ist es im Chart hilfreich, nie mehr als maximal 6 unmittelbar notwendige Trendlinien zu nutzen. Alles was überholt ist, zwei / dreimal durchhandelt, kommt sofort raus. Wollen Sie sich unbedingt zusätzliche Indikationen aus einer Vielzahl von Indikatoren anzeigen lassen, bringen Sie diese in den Charts im Bereich der Zusatzinformationen (also ganz außen) unter, da, wo sie nicht stören. Im Zentrum haben diese absolut nichts zu suchen!!!!

Ich nutze als Hauptchart den FDAX auf 1 Minuten-Basis und das Ordereingabefenster. Beide Informationseinheiten sind zentral angeordnet.

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Die wichtigsten Nebeninformationen sind auf Seiten des Charts der FDAX auf 3 Minuten Basis und der / die Charts in der jeweils kleinstmöglichen sinnvollen Zeiteinheit der Werte, welche aktuell Korrelationsverhalten zum Hauptwert (FDAX) erwarten lassen. Das wären zur Zeit (mit Blick auf die letzte Woche) der EUR/USD auf 1 Minuten-Basis und der FGBL auf 1 Minuten-Basis.

Auf Seiten der Handelsoberfläche ist die wichtigste Nebeninformation das eigene Orderbuch und das sogenannte „Fill-Window“, in dem die Orderausführungen sichtbar sind.

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Zusatzinformationen umfassen auf der Chartseite den FDAX auf 30 Minuten-Basis, die Kursverläufe der Zusatzwerte, welche als Nebeninformation mitgeführt werden, jetzt auf Tagesbasis (somit im Bezug auf das aktuelle Beispiel demnach EUR/USD auf Tagesbasis und FGBL auf Tagesbasis). Bezogen auf die Handelsoberfläche zählen hier zu den Zusatzinformationen das P/L Fenster mit allen Auswertungen und zusätzlich noch ein Nachrichten-Tool, welches zeitnah aktuelle Informationen über die Märkte und das Weltgeschehen zur Verfügung stellt.

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Es hat sich bewährt, wenn Sie sich die Hintergrundfarben Ihrer Charts so anpassen, dass Sie schon aus der Farbe heraus erkennen können, um welchen Wert es sich handelt. Nutzen Sie dazu keine grellen, starken Farben, sondern sehr dezente Töne, ausreichend stark, dass Sie aus dem Augenwinkel heraus sehen können, was Hauptwert und was die jeweiligen Nebenwerte abbildet.

Was ist die richtige Monitoranzahl?

Auch hier muss jeder für sich das Optimum finden, aber es sollten meiner Erfahrung nach mindestens zwei Monitore sein. Haben Sie Zugriff auf vier Monitore, bietet sich die Monitoranordnung „zwei unten und zwei oben“ an, so dass sich ein großes Viereck ergibt. Bei sechs oder acht Monitoren hat sich ebenfalls die zweireihige Anordnung bewehrt, also drei oder vier Monitore in der unteren Reihe, drei oder vier Monitore in der oberen Reihe. Spezialanbieter von Monitorhalterungen bieten die passenden Gerüste, welche sich in den Handelsräumen bewährt haben – allerdings sind diese Halterungen nicht billig.

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Egal wie viele Monitore Sie für Ihre Arbeit einsetzen, die Aufteilung der Informationseinheiten sollte immer nach obiger Struktur erfolgen. Im Zentrum, da wo Sie die meiste Zeit hinschauen, liegen die Hauptinformationseinheiten, Nach außen und oben hin nimmt die Bedeutung der jeweiligen Informationen immer mehr ab. Alles, was Sie nur kurz mit einem Blick streifen oder einmal interessehalber „überfliegen“ müssen (wie Nachrichten oder Charts in langen Zeitfenstern, aber auch Ihr aktuell gültiges Ertragsergebnis), schieben Sie am besten ganz nach außen in die Peripherie.

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Sind mehr Monitore besser als wenige? Ich denke nein. Auch hier gilt: mehr hilft nicht wirklich. Zwei Monitore sollten es zwar mindestens sein, bei drei und vier Monitoren kann man bequeme Übersichtlichkeit erreichen, alles darüber hinaus ist nur sinnvoll, wenn es wirklich notwendig wird, da wo zusätzliche Informationseinheiten als ZUSATZINFORMATION in der Peripherie benötigt werden. Auf jeden Fall darf die Fläche der Hauptinformation nicht mit der Anzahl der Monitore steigen. Diese Fläche bleibt immer gleich – Sie müssen diese immer im Blick haben, ohne sich wie im Kino in der ersten Reihe fühlen zu müssen, wo man nur die Hälfte des Filmes mitbekommt, egal wohin man sieht.

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2 Kommentare

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  • DanielStr1983
    DanielStr1983

    Guten Tag Herr Wagner,

    ich habe keinen passenden Beitrag gefunden, in den mein Anliegen passen würde, daher poste ich es mal in ihren aktuellsten Beitrag.

    Ich interessiere mich in letzter Zeit vermehrt für den Handel mit Futures. Nun wären Futures ja vermutlich von der drohenden Finanztransaktionssteuer betroffen. Wie sehen Sie den Kurzfristhandel mit Futures in Hinblick auf diese zusätzliche Belastung? Denken Sie, ihr bisheriger Handelsansatz wäre mit der FTS weiterhin profitabel darstellbar? Oder planen Sie ein Ausweichen auf den FTSE oder Dow- Future? Können Sie über Auswirkungen auf den CAC 40- Future nach der Einführung der FTS in Frankreich berichten?

    vielen Dank für ihre Mühe im voraus.

    Daniel Stroheim

    11:45 Uhr, 26.05. 2015
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    Anbei Details und Buchungsmöglichkeit des Tradingservice von Uwe Wagner

    http://www.godmode-trader.de/premium/realtime-futu...

    21:07 Uhr, 10.05. 2015

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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