Kommentar
14:24 Uhr, 07.03.2017

Gespenstische Ruhe: Wieso fällt der Ölpreis nicht?

Die Preise der Sorten Brent und WTI halten sich nun schon eine ganze Weile über der Marke von 50 Dollar. Eigentlich ist das vollkommen unbegreiflich.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 53,515 $/Barrel (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 56,355 $/Barrel (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 53,515 $/Barrel (Commerzbank CFD)
  • Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 56,355 $/Barrel (Commerzbank CFD)

Die Preise halten sich nicht nur einfach über 50 Dollar, sie tun dies auch mit einer Ruhe, die ihresgleichen sucht. Grafik 1 zeigt die historische Volatilität des WTI-Preises. Die Schwankungsbreite ist so niedrig wie seit Sommer 2014 nicht mehr. Überhaupt ist eine so niedrige Schwankungsbreite selten. 90 % der Zeit ist Öl deutlich volatiler. Der Durchschnitt der Volatilität liegt bei 35. Derzeit steht sie bei der Hälfte.

Phasen der Ruhe werden häufig von Ausbrüchen abgelöst, die fast ausschließlich nach unten erfolgen. Eine Ausnahme war der Ölpreis- und Volatilitätsanstieg zur Zeit des Zweiten Golfkrieges. Die Vola stieg mit den Preisen. Noch höher stieg sie, als der Krieg vorbei war und die Preise geradezu kollabierten. In 30 Jahren Historie wurde hier der bisherige Rekord ausgewiesen.

Auf Rang 2 folgte der Crash zur Zeit der Finanzkrise und auf Rang 3 kommt der Preisrutsch der Jahre 2014-2016. Allen diesen Phasen ging eine niedrige Schwankungsbreite voraus. Das muss nicht bedeuten, dass gleich morgen der nächste Preisrückgang kommt. Es dauerte 2 Jahre, bis sich die fallende Volatilität 2014 nach oben auflöste.

So lange wird es diesmal vermutlich nicht dauern. Es ist ohnehin rätselhaft, wieso der Preis nicht wieder korrigiert. Spekulanten sind extrem bullisch positioniert. Bullischer geht praktisch nicht. Wenn alle bereits long sind, wer soll den Preis dann noch in die Höhe treiben?

Positionierung und Sentiment sind zwei Argumente, weshalb der Preis unter Druck geraten sollte. Die fundamentale Lage ist ein anderes Argument. In den USA steigt die Produktion wieder fröhlich an und die Förderkürzungen der OPEC verpuffen. Das liegt nicht nur an den USA, sondern auch an etwas mehr Ruhe in Nigeria und Libyen. Alles in allem bleibt das globale Angebot gleich bzw. steigt leicht an.

Nun kann man immer noch optimistisch sein und sagen: Na gut, die Nachfrage wächst aber noch und schöpft mit der Zeit das Überangebot ab. Die Sache kann man so sehen, doch im Hintergrund gibt es eine Entwicklung, die kaum jemand auf dem Radar hat.

Ein beträchtlicher Teil des Nachfragewachstums der letzten Jahre stammte aus OPEC Ländern, insbesondere den arabischen Staaten. Die Nachfrage stieg in den letzten Jahren jährlich um 200.000 bis 400.000 Barrel pro Tag an. 20-40 % des Nachfragewachstums wurde von den größten Produzenten gestemmt. Mit niedrigen Preisen sind die fetten Jahre jedoch vorbei.

Öl ist in Ländern wie Saudi-Arabien spottbillig. Das wird auch so bleiben, doch die Subventionen fallen nach und nach weg. Das führte in Saudi-Arabien Ende letzten Jahres dazu, dass der Verbrauch nicht mehr stieg, sondern zwischen 200.000 und 300.000 Barrel pro Tag sank. Das ist eine Reduktion des Verbrauchs von fast 10 %. In anderen arabischen Ländern sieht es ähnlich aus.

Sofern die Regierungen nicht eine neue Goldgrube finden, müssen sie weiterhin sparen. Der Ölverbrauch dürfte daher tendenziell nicht weiter steigen und könnte aus Sicht von zwei bis drei Jahren sogar fallen. Die Nachfrage, die mit der Zeit das Überangebot abfangen soll, wächst viel langsamer. Es ist absolut denkbar, dass es deutlich länger dauert bis der Markt wieder im Gleichgewicht ist.

Zusammengefasst sehe ich persönlich weder kurzfristig noch mittelfristige irgendeinen Grund für weiter steigende Preise. Eigentlich geht es nur noch darum, wann die Korrektur beginnt, nicht ob.

Clemens Schmale

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14 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Ganz einfach, Herr Schmale. Nach meiner Analyse wird hart und ausdauernd global daran gearbeitet die REALWELT der selbst erschaffenen , manipulierten, verlogenen Pixelwelt anzupassen. Wir sollen religioes glaeubig getrimmt werden und an diesem Luegensalat ersticken. Glaubt, glaubt! BUY, BUY.

    13:04 Uhr, 08.03.2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Offenbar haben die mit unendlich Geld versorgten PPTeams so langsam den Ueberblick verlohren. Anders kann ich diese seltsamen Chartbilder nicht mehr deuten. Fraglich ist WO sind die Quatrillionen geparkt wenn ALLES faellt?

    12:47 Uhr, 08.03.2017
  • 1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Chronos
    Chronos

    Könnte man Artikel bitte vor Veröffentlichung auf Logik prüfen und Fehler ausmerzen?

    Es geht nicht um subjektive Ansichten, ein Trader ist sich bewußt das es IMMER zwei

    Meinungen gibt, sonst gibt es nur eine Taxe, keinen Handel.

    "Ein beträchtlicher Teil des Nachfragewachstums der letzten Jahre stammte aus OPEC Ländern, insbesondere den arabischen Staaten. Die Nachfrage stieg in den letzten Jahren jährlich um 200.000 bis 400.000 Barrel pro Tag an. 20-40 % des Nachfragewachstums wurde von den größten Produzenten gestemmt. Mit niedrigen Preisen sind die fetten Jahre jedoch vorbei."

    1) Ist OPEC primär, wie auch die USA, Lieferant, bestimmt also maßgeblich das Angebot, nicht die Nachfrage.

    2) Zeugt es von wenig wirklichem realem Wissen. In diesen Ländern, ebenso wie den Schwellenländern, sind die Energiepreise nicht nur signifikant, sondern radikal gestiegen.

    Kurzurlaub in RO würde ausreichen, das ist aber in Thailand, Cambodia, India oder Damaskus nicht anders. Das Volk blecht dafür!

    3) Wo bleiben bitte die Armeen, gerade NATO? Einfach so vergessen?

    USA größte Flotte, das sind keine Seegelschiffe, größtes Heer, ein Panzer fährt auch nicht mit Fußbetrieb....

    Fazit: Fast schon ein petron, sprich schlecht gemachte Propaganda oder ein sehr schlampiger Artikel.

    15:20 Uhr, 07.03.2017
    1 Antwort anzeigen
  • 2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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