Analyse
08:46 Uhr, 14.04.2015

GENERAL ELECTRIC: kein Halten mehr

Die General Electric Aktie bricht nach 15 Jahren Konsolidierung mit einem Plus von 11% nach oben aus. Der Grund: eine mutige Restrukturierung des Konzerns.

Erwähnte Instrumente

  • GE Aerospace
    ISIN: US3696043013Kopiert
    Kursstand: 27,63 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • GE Aerospace - WKN: A3CSML - ISIN: US3696043013 - Kurs: 27,63 $ (NYSE)

General Electric (GE) kündigte am vergangenen Freitag ein umfassendes Restrukturierungsprogramm an. Anlegern hat das gefallen. Die Aktie springt 11% nach oben und beendet die sehr lange und zähe Konsolidierung. Seit dem Jahr 2000 war die Aktie für Anleger kein Vergnügen. Die Aktie steht heute – trotz des großen Kursplus am Freitag – noch immer ein Viertel unter dem Höchstkurs aus dem Jahr 2000. Für 15 Jahre ist das einfach zu wenig. Unter Berücksichtigung der Dividenden hätte die Aktie in den 15 Jahren 10% gebracht. Nach Inflation ist das immer noch eine negative Rendite.

Aus diesem Abwärtstrend will sich GE nun befreien. Das will der Konzern tun, indem er seine Finanzsparte GE Capital massiv verkleinert. Im vergangenen Jahr hat die Sparte noch 42% des Umsatzes beigetragen. 2018 sollen es nur noch 10% sein. GE will von einem Industrie- und Finanzkonglomerat wieder mehr zurück zum reinen Industriegeschäft und die Finanzsparte nur noch für das Kerngeschäft behalten. Dabei geht es um Finanzierungstätigkeiten. Kauft ein Kunde zum Beispiel einen Windpark bei GE, dann kann die Investition über GE Capital nach wie vor finanziert werden. Alle anderen Geschäftszweige wie z.B. das Hypothekengeschäft sollen aufgegeben werden.

Für GE ist die radikale Verkleinerung der Finanzsparte ein riesiger Schritt, der auch viel Risiko beinhaltet. Um zumindest Aktionäre den Strategiewandel schmackhaft zu machen hat GE angekündigt in den kommenden Jahren bis zu 90 Mrd. USD an Aktionäre in der einen oder anderen Form ausschütten zu wollen. Der Großteil wird wohl über ein Aktienrückkaufprogramm von 50 Mrd. zurückgegeben. Der Rest könnte über Dividenden ausgeschüttet werden.

Die Versüßung des Strategiewechsels war ein notwendiger Schachzug. GE wird nämlich im ersten Quartal 2015 Belastungen von 16 Mrd. ausweisen. Der Großteil davon, 10 Mrd., sind Abschreibungen und damit kein Cash wirksamer Verlust. 6 Mrd. sind reale Kosten. Diese sind auf höhere Steuern zurückzuführen. GE holt 36 Mrd. USD aus dem Ausland in die USA zurück. Darauf werden US Steuern fällig.

Das erste Quartal wird katastrophal aussehen. Auch für das Gesamtjahr wird es GE schwerfallen einen Gewinn auszuweisen. Mittel- bis langfristig sind die Perspektiven jedoch gut. Durch die Verkleinerung der Finanzsparte will GE nicht weiter als SIFI (Systematically Important Financial Institution) angesehen werden. Für systemrelevante Institute gelten verschärfte Regeln für die Kapitalausstattung. Diese Zusatzbelastung wird GE wohl ab 2016 los werden. Die Profitabilität des verbleibenden Geschäfts sollte steigen.

Die Finanzsparte hat in den vergangenen Jahren einen leicht sinkenden Umsatz ausgewiesen. Mit knapp 43 Mrd. USD hat sie aber immer noch erheblich zum Gesamtumsatz von 148 Mrd. beigetragen. Auf der Gewinnseite trug die Industriesparte zwei Drittel zum Gewinn bei, die Finanzsparte ein Drittel. Durch die Veräußerung von Geschäftsteilen von GE Capital werden Umsatz und Gewinn erst einmal sinken. Für Aktionäre sind das auf den ersten Blick keine guten Nachrichten. GE will dem allerdings begegnen, indem sie um 50 Mrd. USD Aktien zurückkaufen. Das entspricht ungefähr 20% aller Aktien. Das sollte die Reduktion des Gewinns auffangen. Trotz Schrumpfkur in den Finanzsparte sollte der Gewinn je Aktie konstant bleiben, weil die Anzahl an Aktien durch die Rückkäufe reduziert wird.

Unterm Strich hat das gesamte Maßnahmenpaket keinen Einfluss auf den Gewinn je Aktie. Der Kurs der Aktie ist mit Ankündigung der Restrukturierung dennoch durch die Decke gegangen. Ein Grund dafür ist sicherlich die indirekte Belastung aus der Finanzsparte, die nun fast gänzlich eliminiert wird. In der Finanzkrise musste GE vom Staat gerettet werden, weil es kurzfristig Refinanzierungsschwierigkeiten hatte. Für Anleger ist es nicht leicht zu akzeptieren, dass ein Industrieunternehmen ein enormes Liquiditätsrisiko hat. Die Finanzsparte hätte ohne Hilfe vom Staat das Industrieunternehmen in den Ruin treiben können. Diese Gefahr ist nun gebannt. Damit fällt für die GE Aktie ein impliziter Risikoaufschlag weg.

Die verbleibenden Geschäftsfelder dürften in den kommenden Jahren ein Gewinnwachstum von 6 bis 10% zeigen. Das ist anständig, rechtfertigt aber keine ausgedehnte Rallye der Aktie. Trotzdem ist die GE Aktie ein interessantes Langfristinvestment. Das Aktienrückkaufprogramm wird den Kurs der Aktie stark stützen. Gleichzeitig fällt ein Risikoaufschlag weg. Die Aktie hat das Potential wieder zu ihrem alten Allzeithoch aus dem Jahr 2000 zurückzukehren. Das entspricht einem Aufschlag von ca. 30% auf den Schlusskurs von Freitag. Ein Rücksetzer der Aktie ist eine Kaufgelegenheit.

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten