Kommentar
21:38 Uhr, 14.09.2017

Geldpolitik: Läuft QE der EZB viel länger?

Die EZB redet noch nicht vom Ende von QE. Trotzdem denken es alle: QE wird 2018 in großen Schritten reduziert.

Die ganze Welt hat sich inzwischen darauf eingestellt, dass QE beendet wird. Im Oktober, so die Meinung, wird die EZB verkünden, wie sie das Programm beenden wird. Favorisiert wird dabei ein Vorgehen ähnlich wie in den USA. Die US-Notenbank senkte die monatlichen Käufe über einen längeren Zeitraum hinweg. Die EZB könnte es ihr gleichtun und die monatlichen Käufe von derzeit 60 Mrd. um 15 Mrd. jedes Quartal reduzieren.

So oder so ähnlich stellen sich die meisten das Ende von QE bis spätestens Ende 2018 vor. Wer sich dieser Sache allerdings zu sicher ist, könnte böse überrascht werden, denn möglicherweise ist alles gar nicht so rosig wie es auf den ersten Blick scheint.

Das Argument, weshalb QE beendet werden sollte, liegt eigentlich auf der Hand. Die Wirtschaft der Eurozone wächst so stark wie lange nicht. Im zweiten Quartal wuchs die Wirtschaft der Eurozone um mehr als 2 % gegenüber dem Vorjahr. Das ist der höchste Wert seit Januar 2011, der Zeit, als die Eurokrise kurz vor dem Ausbruch stand.

Das Wirtschaftswachstum kann man kurzfristig recht gut prognostizieren. Eine Möglichkeit, das zu tun, ist der Blick auf den Einkaufsmanagerindex. Dieser Index wird monatlich erhoben und ist somit deutlich vor den offiziellen Wachstumszahlen verfügbar. Aktuell zeigt der Index nach oben. Das ist angesichts der Eurostärke durchaus verwunderlich.

Für das dritte Quartal kann man zuversichtlich sein, dass das Wachstum weiterhin robust sein wird. Auch der stärkere Euro ändert daran wenig.

Mittelfristig wird es durch die Euroaufwertung einen Dämpfer geben. Grafik 2 zeigt dazu das Wachstum und die Euroauf- und Abwertungen auf Jahressicht. Die Wechselkursbewegung ist invertiert dargestellt, sodass Wachstum und Wechselkursbewegung parallel verlaufen. Wertet der Euro auf, ist tendenziell mit einem Wachstumsdämpfer zu rechnen.

Der Euro wertet auf, weil die Wirtschaft wächst und entsprechend erwartet wird, dass die EZB aus diesem Grund QE beenden wird. Die EZB will QE allerdings nicht beenden, wenn der Euro so stark aufwertet, weil das das Wachstum dämpfen wird. Ein Zirkelschluss, der sich kaum durchbrechen lässt.

Möglicherweise müssen sich die EZB und der Markt nicht mehr lange im Kreis bewegen. Es kommen nämlich ernüchternde Signale aus Schweden. Nordea Markets stellte fest, dass der schwedische Einkaufsmanagerindex ein guter Vorlaufindikator für den Index der Eurozone ist.

Wie Grafik 3 zeigt, fällt der schwedische Index gerade deutlich zurück. Hält die Korrelation, wird es auch im vierten Quartal in der Eurozone zu einer Ernüchterung kommen. Da der Einkaufsmanagerindex wiederum das Wachstum recht gut prognostiziert, könne in Q4 die wirtschaftliche Schwäche einsetzen, die die EZB braucht, um QE länger laufen zu lassen als alle denken.

Clemens Schmale

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5 Kommentare

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  • bembes
    bembes

    Hoffentlich knallt das alles dem " blöden " Draghi noch um die Ohren !!!!

    gut so !!!!

    08:40 Uhr, 15.09. 2017
  • Bigdogg
    Bigdogg

    Wirtschaft läuft nicht - es gbt QE. Wirtschaft läuft - es gibt QE,Wirtschaft läuft eventuell bald wieder schlechter - es gibt QE. Schon mal darauf gekommen, dass es bei QE um etwas ganz anders geht. Wozu also immer diese Analysen über irgendwelche Wachstumsraten, Stimmungen etc. ?

    08:13 Uhr, 15.09. 2017
    2 Antworten anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Der weltweite Kreditimpuls hat 2016 seinen Zenit überschritten und ist seither rückläufig, das wird sich demnächst unangenehm bemerkbar machen,auch in der Euro-Zone. Unabhängig davon wurden die Probleme der Euro-Zone durch das kriminelle Gelddruckprogramm der EZB lediglich übertüncht, die Probleme sind nicht weg. Bildlich gesprochen hat Draghi lediglich ein Pflaster über die rote Warnlampe geklebt, ein viele Milliarden Euro teueres Pflaster allerdings.

    Robert Halver hat in seinem gestrigen Marktkommentar süffisant bemerkt, das Draghi auch weiterhin für seine italienischen Landsleute den geldpolitischen Stiefelknecht macht um eine soziale und wirtschaftliche Explosion zu verhindern. Voraussichtlich wird Halver mit dieser Einschätzung recht bekommen.

    Fazit:

    Ohne die Einflussnahme der EZB wäre die Euro-Zone schon vorgestern zerbrochen, Italien ist nur ein Problemfall von vielen, eventuell jedoch der akuteste.

    22:43 Uhr, 14.09. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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