Kommentar
13:52 Uhr, 12.04.2019

GELD? Spielt keine Rolle!

Die Zeit von Quantitative Easing ist vorbei. Die Zeit einer Bilanzsummennormalisierung ist allerdings auch schon wieder vorbei. Die US-Notenbank hat es versucht und ist daran mehr oder minder gescheitert. Nachdem sie ihre Bilanz um fast 4 Billionen Dollar aufgebläht hat, wurden am Ende nicht einmal ein Viertel davon wieder abgebaut. Das Augenmerk liegt zwar auf der Fed, allerdings gibt es noch andere Notenbanken. Allen voran ist die japanische Zentralbank BoJ zu nennen. Sie hat QE nie wirklich beendet. Die Bilanzsumme wächst allerdings nur noch langsam. Nachdem die Bilanzsumme zeitweise um fast 50 % pro Jahr anstieg, sind es derzeit keine 5 % mehr.

Mit diesem langsamen Wachstum hat die BoJ dennoch eine Schallmauer durchbrochen. Die Bilanzsumme ist nun größer als die jährliche Wirtschaftsleistung (Grafik 1). Die Wirtschaftsleistung kommt seit Jahren kaum vom Fleck. Immerhin steht sie heute 2 % über dem Hoch vor der Finanzkrise.


All das Geld hat wenig gebracht. Zugegeben, es hat die Währung geschwächt und damit für einen Exportboom gesorgt. Das hat die Wirtschaft wieder wachsen lassen. Der Effekt ist inzwischen jedoch verpufft. Immerhin sinkt die Wirtschaftsleistung nicht mehr kontinuierlich und die Inflationsrate ist positiv.

Wenn man bedenkt wie viel Geld notwendig war, um eine einfache Stabilisierung zu erzielen, wundert man sich schon. Geld, sogar unbegreiflich viel Geld, spielt kaum eine Rolle. Selbst wenn man es noch wilder treibt als die BoJ, bewegt sich unterm Strich wenig.

Die Schweizer Nationalbank SNB hat mit ihrer Bilanzsumme schon vor Jahren die Wirtschaftsleistung übertroffen (Grafik 2). Die Bilanzsumme steht bei knapp 120 % der Wirtschaftsleistung. Versuche, die aufgeblähte Bilanz wieder zu normalisieren, sind bisher gescheitert.


Das Drucken von Milliarden im Stundentakt hatte durchaus einen Effekt. Ohne die Ausweitung der Bilanzsumme wäre der Franken deutlich stärker. Die Schweiz hätte eine schwere Rezession durchmachen müssen. Das blieb ihr erspart.

Das ändert jedoch nichts daran, dass trotz dieser außergewöhnlichen Maßnahmen die Stabilität gewährleistet blieb. Nach der Finanzkrise wurde Angst vor Hyperinflation geschürt und dem Kollaps von Währungen geschürt. Davon ist nichts geschehen.

Nicht zuletzt diese Erfahrung befeuert Forderungen, dass die Notenbank doch einfach den Staat finanzieren soll. In den USA ist diese Forderung gerade sehr modern. Geld scheint ja keine Rolle zu spielen. Ob man dem Staat nun ein paar hunderte Milliarden einfach schenkt bzw. für ihn druckt, dürfte doch eigentlich keine Rolle spielen. Persönlich halte ich diese Forderungen für gefährlich.

Das Gleichgewicht ist fragil. Direkte Staatsfinanzierung lässt alle Dämme brechen. Spätestens dann spielt das Geld auf einmal eine sehr große Rolle.

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1 Kommentar

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  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Keine Angst die. Hyperinflation wird schon noch kommen ist ne reine Vertrauenssache!!

    Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht und bis dahin lass uns doch einfach mitschwimmen. Chancen wird es immer geben

    09:15 Uhr, 20.04.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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