Kommentar
09:27 Uhr, 23.10.2017

Geld anlegen wie die besten Vermögensverwalter der Welt

Amerikanische Elite-Universitäten wie Yale, Harvard oder das MIT sind reich. Sehr reich sogar. Das liegt nicht nur an den hohen Studiengebühren, sondern auch an dem Bildungssystem in den USA.

Um Lehrkräfte und Forschung bezahlen zu können, müssen die Universitäten ihr Stiftungsvermögen gewinnbringend anlegen. Und tatsächlich schaffen die meisten Elite-Unis das mit überragendem Erfolg, von dem sich private und auch institutionelle Anleger einiges abschauen können.

Die Universitäten in den USA erhalten nur wenig Finanzierung aus nationalen Geldtöpfen und so wird der Großteil des Bildungsetats von den Bundesstaaten selbst gestemmt. In Arizona fließen z.B. jährlich über 40 Prozent des Haushalts in die Bildung.

Zudem sind die US-Unis relativ unabhängig. So haben viele Campusse in den USA sogar eine eigene Polizei. Die Universitäten sind somit unter anderem wegen ihrer Unabhängigkeit auf zusätzliche Erträge, z.B. durch Spenden und Forschungsgelder angewiesen. Die hohen Studiengebühren (ein Studienjahr an der Harvard Business School kostet derzeit 79.400 Dollar) decken nämlich nur etwa zwei Drittel der Kosten.

Neben den zweckgebundenen Forschungs- und Förderprogrammen der US-Regierung (die immer wieder an Bedingungen geknüpft sind: so verpflichten sich die Elite-Universitäten ihre Pforten für Offiziersanwärter des US-Militärs zu öffnen) müssen die Universitäten ihr Vermögen gewinnbringend an den Kapitalmärkten anlegen, um an frische Finanzierungen zu kommen.

Die Ansprüche dabei sind hoch. Zuletzt zeigte das Stühlerücken in der Vermögensverwaltung von Harvard, dass eine 10-Jahres-Durchschnittsrendite von 7,6 Prozent für die Universität zu wenig war. (1) Zum Vergleich: der S&P 500 erzielte in diesem Zeitraum (2006 – 2016) eine jährliche Durchschnittsrendite von 7,09 Prozent. Überhaupt schaffen es nur wenige Investmentmanager den Index zu schlagen, wie ich in einigen Artikeln gezeigt habe.

Für Harvard aber ist selbst die Marktrendite zu wenig.

Denn andere Universitäten schaffen noch mehr. Die Yale University verdiente in den letzten 20 Jahren eine jährliche Durchschnittsrendite von 12,1 Prozent und liegt damit im Spitzenfeld institutioneller Investoren weltweit. Zum Vergleich: US-Aktien brachten Anlegern im selben Zeitraum 7,5 Prozent und US-Staatsanleihen 5,2 Prozent jährlich.

Doch wie erzielen die Geldverwalter der US-Eliteuniversitäten diese überragenden Renditen?

Ein Blick in das aktuelle Portfolio (2) von Yale gibt Aufschluss.

Asset Allocation der Yale Stiftung:

Absolute Return: 25,0 %
Venture Capital: 17,0 %
Foreign Equity: 15,5 %
Leveraged Buyouts: 14,0 %
Real Estate: 10,0 %
Bonds and Cash: 7,5 %
Natural Resources: 7,0 %
Domestic Equity: 4,0 %

Die Universität investiert viel Geld in sogenannte „illiquide“ Anlageklassen wie Hedgefonds („Absolute Return“), Risikokapital-Unternehmungen und Start-Ups („Venture Capital“), sowie in Vermögensverwalter, die sich auf spekulative und fremdfinanzierte Firmenübernahmen („Leveraged Buyouts“) spezialisiert haben.

Diese Anlagen sind illiquide, weil man sie im Gegensatz zu Aktien nicht einfach wieder verkaufen kann, da das Geld meist in langfristige Projekte (z.B. Infrastruktur) oder in nicht an der Börse gehandelte Unternehmensbeteiligungen investiert wird.

Alleine mit ihren Investitionen in „Venture Capital“ hat die Universität Yale in den letzten zwanzig Jahren eine jährliche Durchschnittsrendite von unglaublichen 100,6 Prozent erzielt, was größtenteils auf den Internetboom Ende der 1990er Jahre zurückzuführen ist. (2)

Neben diesen sehr spekulativen Investments finden sich aber auch klassische Anlagen, wie Aktien ("Foreign Equity" und "Domestic Equity") oder US-Staatsanleihen („Bonds and Cash“) im Portfolio.

Auch Immobilien („Real Estate“) und Rohstoffe („Natural Ressources“) befinden sich im Anlagevermögen. Unter den Rohstoffen sind neben Gold, auch Wasservorräte und vor allem Ackerland und Waldgebiete im Bestand.

Harvard hat nahezu 10 Prozent seines Stiftungsvermögen in die Holz- und Landwirtschaft investiert.

Wieso können es sich die großen Universitäten erlauben so „spekulativ“ anzulegen?

Die Stiftungen der amerikanischen Universitäten haben eine nahezu ideale Investmentvoraussetzung und wären als Kunden der Traum eines jeden Vermögensverwalters. Denn sie verfügen über ein sehr hohes Vermögen und sie haben gleichzeitig einen sehr langen Anlagezeitraum (bei einer Stiftung ist der Investmenthorizont quasi „unendlich“).

Das ermöglicht es den Stiftungen gleichzeitig sehr riskant (langer Anlagezeitraum) und sehr breit gestreut (hohes Vermögen) zu investieren.

In Summe erzeugt das sehr hohe Renditen.

„There's no such thing as a free lunch.“ - Milton Friedman

Natürlich hat das hohe Risikoprofil auch seinen Preis. So fiel das Stiftungsvermögen von Harvard in der Finanzkrise von 36 Milliarden auf 22,9 Milliarden Dollar, was einem Rückgang von über 36 Prozent entsprach. (3) Zum Vergleich: der S&P 500 Index verlor im Jahr der Lehman-Pleite -34,9 Prozent.

Die Kursverluste hatten dramatische Auswirkungen auf die Finanzierung des Lehrbetriebs. Die private Brandeis University in Massachusetts musste ihr Kunstmuseum schließen und Exponate von Andy Warhol, Roy Lichtenstein und anderen Künstlern nahezu "verscherbeln", um die entstandenen Haushaltslöcher zu schließen. (4)

Auch das Vermögen der Stanford University in Kalifornien fiel in der Finanzkrise deutlich. Die Experten der Vermögensverwaltung berechneten damals, dass es wahrscheinlich bis zu 15 Jahre dauern könnte, bis der alte Vermögenshöchststand wieder erreicht werden würde.

Tatsächlich schaffte die Stiftung es bereits 2013 wieder die alte Bestmarke von 18,7 Milliarden Dollar zu übertreffen. Heute liegt das Vermögen mit 22,4 Milliarden Dollar auf einem historischen Höchststand. (5) Der Grund waren die sich unerwartet schnell erholenden Finanzmärkte.

Was können wir als „kleine“ Anleger von den milliardenschweren Stiftungen lernen?

1. Hohe Risiken führen im Durchschnitt zu hohen Renditen. Ein Depot mit einem hohem Risikoprofil führt langfristig zu einer höheren Rendite als ein Depot mit einem niedrigeren Risikoprofil, z.B. mit einer niedrigen oder gar keinen Aktienquote.
2. Ein langfristiger Anlagehorizont erlaubt es höhere Risiken einzugehen, da zwischenzeitliche Wertschwankungen „ausgesessen werden“ können bis das Vermögen wieder neue Höchststände erreicht.
3. Diversifikation ist der Schlüssel zum Erfolg an der Börse. Egal wie groß das eigene Startvermögen ist, gestreut sollte immer werden (z.B. über Aktienfonds und ETFs). Je größer aber das Vermögen, desto vielfältiger kann gestreut werden. Ab einer bestimmten Vermögensgrenze können dann sogar aktiv gemanagte Strategien, Hedgefonds und Start-Up-Finanzierungen einen sinnvollen Beitrag zum Portfolio leisten.

Dazu weiterlesen: Die Suche nach der besten Börsenstrategie

Viele Grüße
Jakob Penndorf

(1) 38 Milliarden Dollar vorhanden – Verwalter gesucht, Julian Trauthig, Handelsblatt, 22.09.2016.
(2) Investment return of 11.3 % brings Yale endowment value to $27.2 billion, Tom Conroy, Yale News, 10.10.2017.
(3) Anlagestrategie der US-Eliteunis. Die Strategien der schlausten Anleger der Welt, Andreas Toller, Wirtschaftswoche, 19.02.2017.
(4) Finanzkrise. US-Uni verscherbelt ihre Kunstschätze, Spiegel-Online, 29.01.2009.
(5) 10 Universities With the Biggest Endowments, Farran Powell, US-News.com, 28.09.2017.
--

Folgen Sie mir auf Guidants! Ich veröffentliche dort regelmäßig Beiträge zu allgemeinen Finanzthemen

9 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • thomas84
    thomas84

    ergänzend noch dann ist ruhe von mir Ende der Woche US 30 bei 21750 ca

    19:29 Uhr, 23.10. 2017
  • thomas84
    thomas84

    wie hoch soll den der Markt noch steigen , kein Problem ich bin mächtig Short eingestellt, man braucht bisschen Geduld , villeicht lieg ich ja auch mächtig daneben

    16:44 Uhr, 23.10. 2017
  • Brainbow
    Brainbow

    ehm, Sie waren doch auch derjenige der am Freitag den SellOff am US-Markt voraussagte.

    Zitat vom 20.10.2017: "im US 30 wird aktuell ein Sell off vorbereitet der noch heute massiv zum tragen kommt"

    ...nun einfach weitermachen, irgendwann stimmts dann auch mal, hehe

    16:04 Uhr, 23.10. 2017
  • thomas84
    thomas84

    meld mich jetzt erst wieder wenn der US 30 deutlichst tiefer steht

    13:00 Uhr, 23.10. 2017
  • thomas84
    thomas84

    meine Laienmeinung wir werden sehen , ich denke die Mega SHort Chance des Jahres

    12:59 Uhr, 23.10. 2017
  • thomas84
    thomas84

    sehen wir diese Woche was der Markt bereit hält

    12:56 Uhr, 23.10. 2017
  • K4sti
    K4sti

    Seit Wochen schreiben Sie vom Short des US30....warum?

    12:53 Uhr, 23.10. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • thomas84
    thomas84

    wer jetzt den US 30 shortet kann ja wohl kaum falsch liegen Übermut kommt vor dem großen Knall

    10:29 Uhr, 23.10. 2017

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

Mehr Experten