Kommentar
11:18 Uhr, 06.12.2018

Gelbwesten: Revolution in ganz Europa?

Am Wochenende könnten in Frankreich Hunderttausende wütende Demonstranten auf eine Polizei treffen, die sich mit den aufgebrachten Bürgern solidarisiert. Die Folgen könnten den gesamten Kontinent umkrempeln...

Möglicherweise steuern wir gerade auf ein Wochenende zu, das in die Geschichtsbücher eingehen könnte: Die Proteste der „Gelbwesten“ in Frankreich haben jetzt auch Belgien und die Niederlande erfasst. Für das Wochenende wurden weitere Großdemonstrationen angekündigt. In diesem Umfeld hat die französische Polizeigewerkschaft einen unbefristeten Generalstreik angekündigt.

Aus solchen Zutaten werden Revolutionen gestrickt…

Seit Wochen dauern die Proteste der "Gelbwesten" in Frankreich an und immer wieder kommt es dabei zu Ausschreitungen. Obwohl die Regierung Macron zuletzt eingelenkt und die Ökosteuer auf Benzin und Diesel für dieses Jahr ausgesetzt hatte, werden für die am Samstag geplanten Großdemonstrationen neue Krawalle befürchtet. Es drohe eine "sehr große Gewalt", hieß es am Mittwochabend aus dem Élysée-Palast.

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Doch das ist noch nicht alles. Gleichzeitig hat die französische Polizeigewerkschaft VIGI angekündigt, ab dem Wochenende in einen unbefristeten Generalstreik zu treten. Begründung: Die Polizisten hätten die gleichen Anliegen wie die Bürger mit den gelben Westen.

Mit anderen Worten: Möglicherweise treffen am kommenden Wochenende Hunderttausende Demonstranten in französischen Großstädten auf eine Polizei, die sich mit den aufgebrachten Bürgern solidarisiert. Die Folgen sind absehbar: Frankreich könnte komplett lahmgelegt werden.

Das weiß auch die Regierung: Regierungssprecher Benjamin Griveaux hatte am Mittwoch nach einer Kabinettssitzung, an der auch Präsident Emmanuel Macron teilgenommen hatte, explizit nicht ausgeschlossen, dass bei einer Zuspitzung der Lage auch das Militär eingesetzt werden könnte.

Gegen die eigene Bevölkerung wohlgemerkt! Damit erhält die Sache eine ganz neue Dramatik…

Der Vorgang dürfte ein weiterer Grund für die ausnehmend schwache Vorstellung der Börsen am Donnerstagmorgen gewesen sein…

Was als Protest gegen steigende Spritpreise begann, hat somit eine Dynamik entwickelt, die das Ende der Regierung Macron bedeuten könnte, denn der Zorn der aufgebrachten Franzosen richtet sich immer stärker auch gegen den verhassten Präsidenten und dessen Politik zugunsten der Eliten. Sollte jetzt tatsächlich das Militär eingreifen, dürfte die Lage vollends eskalieren…

Doch in den Medien hier zu Lande wird das Thema trotz der sich erkennbar zuspitzenden Dramatik weitgehend auf Sparflamme gekocht. Zwei Gründe dürften dabei eine wesentliche Rolle spielen:

Erstens haben die Proteste in Frankreich parteiübergreifend das ganze Land erfasst. Laut aktuellen Umfragen sollen bis zu 80 Prozent der Franzosen die Anliegen der Gelbwesten unterstützen.

Deutsche „Leitmedien“ können daher nicht auf „böse Nazis“ einprügeln und die Proteste als „rechte Bewegung“ diffamieren, ohne selbst noch unglaubwürdiger zu werden als sie es ohnehin schon sind.

Zweitens richtet sich der Zorn der Franzosen ausdrücklich auch gegen die Medien. ARD, ZDF, Spiegel und Konsorten müssen daher befürchten, selbst in die Schusslinie zu geraten, sollten die Proteste auch Deutschland erfassen.

Da hält man das Thema doch lieber möglichst klein…

Anleger sind daher gut beraten, die Entwicklung über die freien Medien aufmerksam zu verfolgen. Denn sollte der revolutionäre Funke auch auf Deutschland überspringen, könnte der DAX im Handumdrehen einige Tausend Punkte tiefer notieren.

Ganz davon abgesehen haben revolutionäre Tendenzen nicht nur monetäre Konsequenzen, sondern berühren auch zahlreiche andere Lebensbereiche…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

177 Kommentare

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  • DiNase
    DiNase

    In Ägypten werden gelbe Warnwesten nur noch mit Genehmigung der Polizei verkauft: Aus Angst vor Protesten wie in Frankreich hat Ägypten den Verkauf gelber Warnwesten beschränkt. Der Verkauf der Westen sei nur noch mit Genehmigung der Behörden möglich und werde von der Polizei kontrolliert, sagten fünf Einzelhändler aus Kairo am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Auch gegen die Importeure der Warnwesten wurden offenbar Beschränkungen verhängt.
    www.epochtimes.de/politik/welt...

    07:56 Uhr, 12.12.2018
  • DiNase
    DiNase

    French generals sign an open letter to Macron.

    https://twitter.com/ItsAngryBo...

    06:51 Uhr, 12.12.2018
    1 Antwort anzeigen
  • DiNase
    DiNase

    Armstrong-Economics /// Clinton Foundation to be Investigated At Last /// www.armstrongeconomics.com/int...

    11:21 Uhr, 11.12.2018
  • Doctor Who
    Doctor Who

    Herr Hesekiel ich würde das Thema jetzt nicht mit religiösen Anschauungen und Glauben vermischen wollen. Viele könnten sich verletzt fühlen mit Argumentation und besonders der Interpretation von Bibelstellen. Wie man das Kapitel der Offenbarung zu deuten hat, da gibt es viele Meinungen – und ob die beschriebene Endzeit gekommen ist mag ich nicht beurteilen. Da haben sich schon viele in der Vergangenheit daran probiert und schwierige Zeiten als den Beginn der Apokalypse und Endzeit gedeutet. Zum Glück, so könnte man sagen, lagen alle falsch. Wenn Herr Hoose die jetzige Situation so interpretieren möchte, überlasse ich das Ihm. Ich folge Ihm da nicht.

    @Solid2016

    Gehen Sie doch mal gedanklich nur etwa 100 Jahre zurück. Der 1. Weltkrieg war etwa vorbei. Etwa 17 Millionen Menschen verloren ihr Leben. Können sie sich das vorstellen. Etwas später 1939 folgte der 2. Weltkrieg bei dem 60 Staaten beteiligt waren. Etwa 70 Millionen Tote! Europa lag in Schutt und Asche. Was glauben Sie wie viele Menschen der Meinung waren das wäre die Endzeit, die Apokalypse? Trotz alle dem danach ging es zumindest in Europa zum Glück etwas friedlicher zu. Wir haben viel Wohlstand erreicht - wenn auch ungerecht verteilt. Dennoch war Europa noch nie in so einem stabilen Zustand. Auch gab es viele schwierige Probleme und gesellschaftliche, finanzielle und politische Risiken. Denken sie an die mächtigen Studentenbewegungen der 60er Jahre, die ich miterleben durfte. Da sind die Ereignisse in Frankreich die Herr Hoose als „Revolution die einen Kontinent umkrempeln sollen etc.“ beschreibt noch harmlos. Bei der Studentenbewegung wurde eine umfassende Demokratisierung der Gesellschaft, Emanzipation aller Menschen gegen eine kapitalistischer Ausbeutung, angestrebt – mit allen Mitteln. Es gab leider auch viele Tot und Verletzte. Viele Ziele wurden verfehlt. Aber einen längerfristigen kulturellen Wertewandel wurde dadurch in der Gesellschaft erreicht – bis heute. Ich schreibe das damit sie sehen, es gab immer und wird auch immer wieder in unserer Gesellschaft schwierige Zeiten geben, die wieder gemeistert werden können. Und ja, es läuft gerade übel, sie haben es geschildert, massive Überschuldung, Situationen nicht wahr haben wollen usw. Dennoch haben wir heute alle Möglichkeiten durch (hier sind die gefragten positiven Merkmale) Wissen, halbwegs demokratische Strukturen, Fortschritt in Medizin, Infrastruktur, Technik, kritische Stimmen die sprechen dürfen, einige gute gesellschaftliche politische Denker, relativ stabiles Europa (ein unbezahlbares Gut), um die Probleme, die in einen Zusammenbruch des Systems führen können, wieder zu meistern. Sehen sie doch jetzt unser Zusammenleben mit unseren europäischen Nachbarn im Vergleich vor rund 100 Jahren. Das macht doch Mut und sollte mit Zuversicht gesehen werden. Natürlich gibt es auch noch viele Probleme die es zu beheben gibt – aber es gibt viel mehr Chancen hieraus. Sollte es zum Zusammenbruch des Systems kommen, dann muss man es als Chance verstehen ein besseres, gerechteres System aufzubauen. So wie sich in der Vergangenheit nach jeder schwierigen verzweifelten Lage in Stückchen Ungerechtigkeit, Hass, Intoleranz vermindert werden konnte.

    Ein Zusammenbruch des Systems kann als Chance verstanden werden und muss nicht zwangsläufig im totalen Chaos und in einem „Untergang“ enden.

    Wenn Sie Herrn Hoose, wie sie schreiben, als Realist einstufen, was ist dann ein Pessimist?

    18:18 Uhr, 09.12.2018
    3 Antworten anzeigen
  • wolp
    wolp

    Passen Sie auf, dass Sie nicht zu sehr ins Fabulieren kommen. Ihre Meinung ist Ihnen selbstverständlich unbenommen, auch wenn es schlicht Unsinn ist. Gott ist Liebe, denken Sie nach und Sie kommen selbst drauf. Kopf hoch, die apokalyptischen Reiter reiten in der Vergangenheit. Alles Gute für Sie

    16:04 Uhr, 09.12.2018
  • Doctor Who
    Doctor Who

    Ich kenne und verfolge nun Herrn Hooses Beiträge und Kommentare seit über 10 Jahre. Ich gestehe Ihm große Aufmerksamkeit im Weltgeschehen, Politik und Gesellschaft zu. Man muss aber sehen, dass er immer grundsätzlich sehr negative Schlußfolgerungen aus allen Geschehnissen und Entwicklungen zieht. Er ist meines Erachtens Dauerpessimist. Wenn ich zurück blicke müsste für Ihn die Welt schon mindestens 5 Mal untergegangen und/oder die Börse etwa 10 Mal gecrasht sein. Vermutlich hat er mit dem Börsencrash auch irgendwann einmal recht. Denn das predigt er schon gefühlte 10 Jahre lang.

    In seinen Artikeln sind auch immer sehr viele Konjunktive. Allein in diesem Artikel: könnte 5x, dürfte 1x, dann gibt es noch Möglicherweise 2x, weiter habe ich nicht gesucht.

    Man muss das Wissen wenn man seine Artikel liest um es richtig einzuordnen.

    17:27 Uhr, 08.12.2018
    3 Antworten anzeigen
  • EarlybirdCatcher
    EarlybirdCatcher

    Heißt der Jesuitenlümmel und Rotschildvasalle nicht Macrion? Warum singen die dann immer Marchon?

    15:27 Uhr, 08.12.2018
  • EarlybirdCatcher
    EarlybirdCatcher

    LIVE: Protest der #Gelbwesten in Paris geht weiter – Kamera 2 | Fortsetzung

    15:22 Uhr, 08.12.2018
  • EarlybirdCatcher
    EarlybirdCatcher

    Guter Kommentar, lieber Andreas.

    15:20 Uhr, 08.12.2018