Gefahr einer erneuten Rezession hoch
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Für Invesco-Chefvolkswirt John Greenwood spiegeln die jüngsten Ausverkäufe an den Aktienmärkten seinen Eindruck wider, dass die führenden westlichen Staaten der Gefahr einer erneuten Rezession machtlos gegenüberstehen. Die Zentralbanken und Regierungen haben ihr Pulver zur Bekämpfung des nächsten Abschwungs bereits verschossen. Die globalen Konjunkturdaten verschlechtern sich zunehmend und die Euro- Schuldenkrise tritt in eine kritische Phase ein. "Die Weltwirtschaft ist weiter zweigeteilt: Auf der einen Seite stehen die dynamisch wachsenden Schwellenländer in Asien und Lateinamerika, auf der anderen die wachstumsschwachen, krisengeschüttelten Länder Westeuropas und Nordamerikas", schreibt Greenwood in seinem Wirtschaftsausblick für das vierte Quartal 2011.
Nachdem sich die Krise in den Industrieländern verschärft hat, schätzt der Ökonom das Risiko eines Rückfalls in die Rezession in vielen entwickelten Volkswirtschaften inzwischen höher ein. Obwohl die Emerging Markets generell in einer deutlich besseren Verfassung seien, meint er, dass sich der Wachstumsausblick dieser Länder aufgrund ihrer weiterhin sehr hohen wirtschaftlichen Abhängigkeit vom Handel mit den Industrieländern ebenfalls eintrüben wird. Positiv sieht er den Rückgang der Rohstoffpreise im Zuge des Ausverkaufs an den Aktienmärkten und der Senkung der Wachstumsprognosen, da dieser "die Gesamtinflationsrate im kommenden Jahr dämpfen und die realen Verbraucherausgaben stützen" werde.
Der Invesco-Experte rechnet in den Industrieländern "dort, wo es noch politischen und wirtschaftlichen Handlungsspielraum gibt", mit weiteren Lockerungsmaßnahmen. Die Zinsen haben allerdings schon jetzt historische Tiefs erreicht, wie Greenwood betont. Zudem zeige die quantitative Lockerung keine Wirkung, weil sich weder private Haushalte noch Unternehmen weiter bei den Banken verschulden wollen und die Banken selbst eine restriktive Kreditpolitik verfolgten. Die Regierungen wiederum haben kaum noch Spielraum für fiskalpolitische Impulse, weil eine weitere Ausweitung der Haushaltsdefizite und Staatsverschuldung zu einem starken Anstieg der Staatsanleiherenditen und – in extremen Fällen – zum Ausschluss von den internationalen und inländischen Kapitalmärkten führen könnte.
Nach Ansicht von Greenwood steht und fällt der Ausblick für die Eurozone mit der Lösung der Euro-Schuldenkrise, die sich zuletzt weiter verschärft hat. Dem Experten zufolge ist die wahrscheinlichste Option eine schrittweise Annäherung an eine Fiskalunion mit einem erweiterten Rettungsschirm zur Unterstützung der Staatsanleihemärkte und Kapitalversorgung der Banken im Euroraum. Sollte es der Politik nicht gelingen, einen großen Kreditgeber der letzten Instanz zu installieren, "könnten einige Staaten nicht mehr in der Lage sein, ihre Schulden zu refinanzieren, wodurch die Eurozone und viele andere große Volkswirtschaften in eine erneute, tiefe und ausgedehnte Rezession gestürzt werden könnten", so Greenwood.
Der Chefvolkswirt prognostiziert für 2011 eine Verlangsamung des realen BIP-Wachstums in der Eurozone auf 1,6 Prozent bei großen Unterschieden zwischen den an Fahrt verlierenden Kernländern und der stagnierenden oder schrumpfenden Peripherie. Da Greenwood in diesem Jahr mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,4 Prozent rechnet, meint er, dass die EZB mit einer Senkung des aktuellen Leitzinses von 1,5 Prozent noch einige Monate warten wird.
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