Gefährliche Routine am Anleihenmarkt
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- CAC 40Kursstand: 4.562,56 Pkt (Euronext Paris) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Paris (GodmodeTrader.de) – Der Appetit der Anleger auf Anleihen ist ungebrochen und die letzten Emissionen zeichnen sich durch beeindruckende Volumen aus. So gab Danone vor einiger Zeit Anleihen im Wert von sechs Milliarden Euro mit Laufzeiten von zwei bis zwölf Jahren aus. Das ist ein komfortabler Puffer, der den Finanzdirektor des Lebensmittelkonzerns in aller Ruhe schlafen lässt: Den Käufern seiner Anleihen zahlt er vier Jahre lang Zinsen von 0,17 Prozent und 1,20 Prozent für die nächsten zwölf Jahre. Das ist schon ordentlich! Auch die Staaten stehen dem in nichts nach: Österreich nutzt diese für Kreditnehmer gesegneten Zeiten und gibt Anleihen aus mit einer Laufzeit von 70 Jahren und einem Zinssatz von 1,55 Prozent, wie Didier Le Menestrel, Chairman von La Financière de l’Echiquier, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Diese Suche nach Rendite verbunden mit geringem Risiko sei inzwischen derart zur Routine geworden, dass manche Experten hierin mittlerweile eine hoch riskante Lage sähen. Man könne allerdings dagegen argumentieren, dass jeder positive Basispunkt willkommen sei, wenn das Halten von Geld auf der Bank mit einem negativen Zins von minus 0,40 Prozent bestraft werde. Doch erinnere man sich daran, dass Negativ- oder Nullzinsen anormal seien und immer gefährlichere Verhaltensweisen herbeiführten, je mehr man sich daran gewöhne. Dahinter stecke nämlich ein bedrohlicher Mechanismus: Mögliche Auslöser von Börsenblasen würden einfach verdrängt. Ganz nach dem Motto: „Ich weiß, dass der Preis dieser Anlage absurd ist, aber das wird so weitergehen, deswegen mache ich mit.“ Das sei eine Haltung, die an die besten Zeiten der Internet-Blase erinnere, nur ohne die Begeisterung des Börsenrauschs, heißt es weiter.
Diese Extremsituation bei Anleihen unterscheide sich vor allem durch die Tatsache, dass es sich hierbei um eine von den Zentralbanken gesteuerte Aktion handle. Aber könnten derartige Exzesse wirklich gesteuert werden? Eines sei jedenfalls sicher: Die Notenbanken hätten beschlossen, die Beteiligten durch Parolen mit wohl gewählten Worten und bewusstem Timing an eine neue Realität heranzuführen. So habe die Europäische Zentralbank vor kurzem das Wort Tapering durchsickern lassen, während der Amerikaner Richard Fisher erklärt habe: „Policymakers did not anticipate the scope of easy money on the financial service.“ Im Klartext: Zweifellos sei man mit der Geldpolitik über das Ziel hinausgeschossen und es sei Zeit, wieder zu vernünftigeren Zinsniveaus zurückzukehren, heißt es weiter.
„Die Konsequenzen einer Zinserhöhung haben für das Anleihenmanagement maßgebliche Bedeutung. Vorausschauend haben wir die Duration in unseren Portfolios stark reduziert. Aber Achtung: Konsequenzen werden sich auch für die anderen Anlageklassen ergeben, denn die meisten werden anhand von Abzinsungsmodellen bewertet, die extrem empfindlich auf Schwankungen an den Anleihenmärkten reagieren“, so Le Menestrel.
Die jüngste brutale Entkoppelung des Growth-Stils (der durch eine Zinsanhebung negativ beeinflusst werde) im Verhältnis zum Value-Stil (der hierauf weniger sensibel reagiere oder - im Falle von Banken und Versicherungen - sogar positiv beeinflusst werde) sei eine gute Veranschaulichung dieser Rotation, die mit einer Anpassung der Erwartungen im Zusammenhang stehe. Die von den Börsen übersetzte Botschaft der Zentralbanken sei ein Signal, auf das man hören sollte, heißt es weiter.
„Wer kann heute schon sagen, ob wir es mit einer allmählichen oder brutalen Anpassung an den Kreditmärkten zu tun bekommen werden. Das erste Szenario ist zwar für unsere Aktienmärkte weitaus günstiger. Aber die Gemeinsamkeit beider Szenarien liegt darin, dass sie eine neue Wachsamkeit bei unseren Prognosen und unseren zukünftigen Abzinsungen verlangen. Bei der EZB spielt die Musik immer noch, aber wir sollten uns nicht von diesem Walzer niedriger Zinsen betäuben lassen. Brechen wir mit der Routine und handeln wir schon jetzt so, als habe Geld einen Preis“, so Le Menestrel.
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