Gaspreise schnellen in die Höhe. Wird Russland weiter liefern?
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Amsterdam/ London (Godmode-Trader.de) - Obwohl die Marktdaten für Nordwesteuropa dagegen sprechen, ist der Preis für Erdgas diese Woche wieder deutlich angestiegen. Der niederländische TTF-Gas-Terminkontrakt für Februar notierte am Donnerstag bei rund 91,40 Euro pro Megawattstunde und lag damit mehr als 20 Prozent höher als in der Vorwoche. Der Markt ist gut versorgt, auch wegen der rekordhohen Lieferung von Flüssiggas (LNG) und einer gedämpften Nachfrage aufgrund des milden Winterwetters. „Die Unterstützung für die Preise weiter entfernt auf der Terminkurve könnte die Risikoprämie widerspiegeln, die mit einer möglichen russischen Invasion in der Ukraine verbunden ist, sowie allgemeinere Sorgen über die längerfristige Versorgung, erläuterte der Leiter der Öl- und Gashandelsabteilung eines deutschen Versorgungsunternehmens gegenüber dem Energieportal Energy Intelligence. „Die Frage ist: Wenn die russischen Gasströme niedrig bleiben, werden wir mehr LNG brauchen.
Ein Preisaufschlag auf dem europäischen LNG-Markt im Vergleich zu Asien hat die Verschiffung von Spot-Ladungen nach Europa rentabler gemacht. Europa hat zusätzliche LNG-Ladungen aufgekauft, um den Rückgang der russischen Pipeline-Gaslieferungen zu kompensieren. Nach Angaben des Datenanalyseunternehmens Kpler hat Europa in diesem Monat bisher etwa 8,73 Mio. Tonnen LNG importiert, wovon etwa 50 Prozent aus den USA stammen. Kpler erwartet, dass Europa im gesamten Januar 9,22 Mio. Tonnen LNG geliefert bekommt. Zum Vergleich: im Januar vorigen Jahres waren es lediglich 5,78 Mio. Tonnen
Die meisten europäischen Gasmarktteilnehmer glauben nicht, dass die russischen Lieferungen nach Europa selbst im Falle einer Invasion in der Ukraine vollständig unterbrochen würden. Auch die deutsche Regierung erwartet hier keine Einbußen. Russland erfülle die Verträge zu Gaslieferungen nach Deutschland bislang vollumfänglich, hieß es in Berlin. „Wir gehen fest davon aus, dass das auch so bleibt und Russland ein zuverlässiger Vertragspartner bleibt", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag. Natürlich stelle sich die Bundesregierung aber auf mehrere Eventualitäten ein.
Energy Intelligence zitierte einen Broker mit den Worten: „Wenn sie (Russland) die Aggression aufrechterhalten und verstärken, besteht immer das Risiko, dass die USA versuchen, das Vorankommen des Nord Stream 2-Prozesses zu verhindern. Ich denke, das ist das Risiko, das eingepreist wird. Die bestehenden Gazprom-Pipelines werden weiterlaufen, aber Nord Stream 2 keinesfalls“ (die neue Pipeline durch die Ostsee ist zwar fertiggestellt, wartet aber noch auf ihre Zertifizierung). „Eine 100-prozentige Unterbrechung der russischen Pipelines wird es nicht geben und kann es nicht geben. Russland will das Gas verkaufen, und Europa kann es nicht durch LNG ersetzen", betont der Analyst.
Mit Blick auf die Gasvorräte in Deutschland sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums der Nachrichtenagentur Reuters: „Aktuell ist die Versorgungssicherheit hier gewährleistet". Die Regierung werde die Lage genau analysieren und Schlüssel ziehen, um Vorsorge für den nächsten Winter zu treffen. Nach Angaben von Gas Infrastructure Europe waren die Gasspeicher in der Europäischen Union am 25. Januar mit 456,9 Terawattstunden (43,4 Mrd. Kubikmeter) oder nur 40,9 Prozent gefüllt und damit auf dem niedrigsten Stand für diese Jahreszeit seit 2011.
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