Gaspreis-Verfall: Unglaublich!
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Der Ölpreis ist tief, ebenso wie der Preis vieler anderer Rohstoffe. Noch tiefer ist der Preis von Erdgas. Dieser befindet sich gerade auf dem Weg zurück in die 90er Jahre, als Gas weniger als 2 Dollar pro Mio. Btu (British Thermal Units) kostete. Der Ölpreis ist zwar niedrig, liegt aber immer noch beim 2 bis 3-fachen der Preise der 90er Jahre.
Die Benchmark für Gaspreise ist nicht einfach festzulegen. Der Preis ist extrem volatil. Innerhalb weniger Wochen kann der Preis um 100% steigen oder 50% fallen. Im Durchschnitt lag der Preis in den vergangenen 15 Jahren bei über 4 Dollar. In den Jahren 2003 bis 2009 lag der Durchschnitt noch höher – bei ungefähr 6 Dollar. Unternehmen, die Gas fördern, sind durch den Preisdruck vor große Probleme gestellt.
Produzenten konnten trotz des Abwärtstrends der Preise zuletzt noch gute Margen erzielen. Das ist vorbei. Dafür ist nicht nur das hohe Angebot selbst verantwortlich, auch wenn es sicherlich dazu beiträgt. Viel entscheidender sind die Förderkosten. Produzenten konnten lange Zeit Aufschläge auf ihre Kosten verlangen. Es gab keinen Weltmarkt, der hätte dazwischen funken können. Bei Öl ist das anders. Ist Öl in einem Teil der Welt deutlich günstiger als andernorts, kann Öl von dort, wo es billiger ist, dorthin gebracht werden, wo es teurer ist. Es findet ein Ausgleich statt. Große Arbitragemöglichkeiten gibt es nicht.
In den USA kommt es vor allem darauf an, wie hoch die Förderkosten sind. Diese sind in den vergangenen Jahren gesunken. Oftmals war Erdgas auch einfach nur ein Nebenprodukt der Ölförderung. In diesem Jahr hat sich das geändert. EQT Corp. begann das Utica Gasfeld zu erschließen. Seit Sommer strömt Gas aus dieser Quelle. Diese Quelle erweist sich nun als extrem ergiebig, sodass die Förderkosten insgesamt deutlich niedriger sind als andernorts in den USA.
Die Karte zeigt die verschiedenen Gasfelder der USA. Das Utica Feld liegt im Nordosten und damit nahe der Ballungszentren, die besonders viel Gas brauchen. Bisher wurde das Gas über lange Pipelines aus dem Mittleren Westen in den Osten befördert. Das Utica Gasfeld kann das vollkommen überflüssig machen.
Die niedrigen Produktionskosten im Nordosten setzen andere Produzenten unter Druck. Sie können langfristig nicht mit dem Utica Feld konkurrieren, sind aber gleichzeitig hoch verschuldet und leiden ohnehin schon unter niedrigen Preisen.
Es gab Zeiten, da war die Entdeckung neuer Rohstoffvorkommen ein Segen. Für Regionen oder ganze Länder bedeutete es Wachstum und Wohlstand. Die Erschließung des Utica Feldes durch EQT ist alles andere als ein Segen. Es kann das Ende vieler Produzenten bedeuten. Die Produktionskosten liegen im Nordosten je nach Vergleichsregion 20 bis 50% tiefer.
Für US Gasunternehmen werden die kommenden Jahre sehr schwer. Die Entdeckung und Erschließung des Utica Feldes dürfte sich als Fluch für viele herausstellen. Anleger, die entsprechende Aktien im Depot halten, sollten nicht allzu schnell mit einem Turnaround rechnen. Interessant sind Produzenten, die Kostenvorteile haben – wie EQT. Die Aktie von EQT ist derzeit genauso im Abwärtstrend gefangen wie andere. Wenn sich die Preise wieder stabilisieren, dann ist EQT ein heißer Kandidat für den Einstieg.
Viele andere Produzenten werden hingegen Insolvenz anmelden müssen. Ihre Produktionskosten sind höher als die im Nordosten. Gleichzeitig muss das Gas vieler Produzenten noch über lange Strecken über Pipelines transportiert werden, was die Kosten ebenfalls erhöht. Produzenten, die keinen Zugang zu den deutlich ergiebigeren Gasfeldern haben, können nur zu deutlich höheren Kosten produzieren.
Auf dem Ölmarkt stehen derzeit die Schieferölproduzenten mit vergleichsweise hohen Kosten den Produzenten des Mittleren Osten gegenüber, die zu 10 bis 20 USD pro Barrel produzieren können. Auf dem US Gasmarkt geschieht nun genau das gleiche, nur eben innerhalb eines Landes. Einige Produzenten können zum halben Preis produzieren wie andere. Das werden schwierige Zeiten.
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