Fundamentale Nachricht
13:12 Uhr, 18.07.2017

FX Mittagsbericht: Wie geht die EZB mit dem starken Euro um?

Der Euro bricht aus der langjährigen Spanne von 1,05 bis 1,15 nach oben aus. Ist damit die Schmerzgrenze der EZB erreicht bzw. schon überschritten?

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (FOREX)
  • EUR/GBP
    ISIN: EU0009653088Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (FOREX)

Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Wird sich die Europäische Notenbank am kommenden Donnerstag zum aufwertenden Euro äußern? Immerhin ist es ein Grundpfeiler der Geldpolitik von EZB-Chef Mario Draghi, den Euro billig zu halten, um der europäischen Exportindustrie unter die Arme zu greifen. EUR/USD pendelte zwei Jahre in einer Spanne zwischen 1,05 und 1,15, inkl. kurzer Fehlausbrüche nach beiden Seiten. Aktuell ist das Währungspaar deutlich nach oben ausgebrochen. Am Dienstag handelte EUR/USD in der Spitze bei bisher 1,1564. Da ist der Weg zu nächsten Hürde bei 1,16 schon nicht mehr weit. Ist also die Schmerzgrenze der EZB erreicht bzw. schon überschritten? Auch dem DAX macht der starke Euro zunehmend zu schaffen. Eine Kurs-Korrektur würde vermutlich wie ein Befreiungsschlag wirken. Insofern bleibt es spannend, ob sich die EZB diese Woche auf den Plan gerufen fühlt und verbal interveniert, oder sich zumindest Aussagen verkneift, die die Gemeinschaftswährung potenziell antreiben könnten. So könnte die Ankündigung einer Fortsetzung der Anleiheaufkäufe im Wert 60 Milliarden Euro pro Monat auch über Dezember 2017 hinaus die Euro-Stärke jäh beenden.

Grund der neuerlichen Euro-Stärke ist laut Experten ein Rückschlag für US-Präsident Donald Trump. Zunehmende Zweifel, ob die Regierung in Washington ihre Wahlversprechen wird umsetzen können, schwächen den Dollar.

So sind die Pläne von Trump zum Rückbau der Gesundheitsreform Obamacare gescheitert. Der republikanische Fraktionschef Mitch McConnell sagte am Montagabend, es sei offensichtlich, dass man keinen Erfolg damit haben werde, die Gesundheitsversorgung „Obamacare" abzuschaffen und sofort durch ein neues System zu ersetzen. Zwei weitere republikanische Parlamentarier hatten zuvor erklärt, sie könnten auch den überarbeiteten Gesetzentwurf für die Gesundheitsreform nicht mittragen. Nach diesem Rückzug gibt es keine Mehrheit mehr für das Projekt. „Offensichtlich haben immer noch einige Marktteilnehmer darauf gehofft, dass die Gesundheitsreform eventuell doch noch vor der Sommerpause durch den Senat geht und damit die große Wende im US-Reform-Stau einläutet", kommentierte Devisen-Expertin Esther Reichelt von der Commerzbank. Milan Cutkovic, Marktanalyst bei AxiTrader sagte: „Die Chancen schwinden mehr und mehr, dass Trump nach dem Rückschlag seinen Wirtschaftsplan umsetzen kann.“

Schwächere Konjunkturdaten aus Deutschland und dem Euroraum können dem Euro wenig anhaben. Die ZEW-Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im Juli weiter verdüstert - liegen allerdings noch immer auf einem hohen Niveau. Nach wie vor sei aber der Ausblick für das Wirtschaftswachstum in Deutschland in den nächsten sechs Monaten recht positiv, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. Zudem zog die Kreditvergabe im Euroraum laut der EZB im zweiten Quartal an.

Das britische Pfund konnte zum Euro in der Spitze in den letzten Tagen gut 2 Prozent zulegen. Mit dem Beginn der Verhandlungen um den Brexit hatte die britische Währung zeitweise noch weiteres Terrain für sich erobert. Allerdings erholte sich der Euro bereits nach dem ersten Verhandlungstag. Aktuell notiert der Euro bei knapp unter 0,88. Heute standen aktuelle Preisdaten auf der Agenda. Dabei hat sich Preisauftrieb in Großbritannien zuletzt verlangsamt. Die Verbraucherpreise seien im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,6 Prozent gestiegen, teilte das Statistikamt ONS mit. Im Mai hatte der Anstieg noch bei 2,9 Prozent gelegen. Experten hatten für Juni einen unveränderten Wert erwartet. Die Inflation war seit dem Brexit-Votum kontinuierlich gestiegen. Grund dafür ist das seit dem Referendum deutlich geschwächte Pfund, das importierte Güter teurer macht.

Starke Bewegung am Devisenmarkt gibt es beim australischen Dollar, der gestern und heute gegenüber dem Dollar rund dreieinhalb Prozent an Wert gewann und auf den stärksten Stand seit über zwei Jahren kletterte. Auslöser dafür war laut den Devisenexperten der National-Bank die Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls zur jüngsten Zinsentscheidung der australischen Notenbank. Darin äußern sich die Währungshüter positiv zur Wirtschaft und zeigten sich „zinshawkish“. Ein Straffung wird somit wahrscheinlicher.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

2 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • 1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten