Kommentar
11:41 Uhr, 26.01.2011

„Für einen Schnaps Rendite mehr“

Der Kampf um die sicheren Renditen ist für Anleger derzeit hart. Blickt man sich allein am Tagesgeldmarkt um, findet man nur wenige Anbieter, bei denen der Zinssatz mit einer Zwei vor dem Komma beginnt. Liest man dann die Bedingungen gerade bei den etablierteren Brokern durch, wird einem schnell klar, dass es sich hier um reine Lockangebote handelt, die sich zum einen immer nur an Neukunden richten – treue Bestandskunden scheinen bei Banken ja heutzutage allenfalls noch einen statistischen Restwert zu besitzen – und dass zum anderen die in den Rennlisten der Vergleichsportale geführten Zinssätze meist nur für wenige Monate gelten. So werden aus derzeit attraktiven zwei Prozent nach kurzer Zeit allenfalls noch 1, 35 Prozent p.a. Wer möchte da schon ernsthaft an einen Kontowechsel denken.

Viel einfacher ist es deshalb, sich gleich am Zertifikatemarkt nach geeigneten Alternativen umzusehen. Die Industrie hat hier längst mit den unterschiedlichsten Kupon-Erzeugnissen mit sogenannten „Floating"-Komponenten reagiert, deren Verzinsung durch die Koppelung an bestimmte EURIBOR-Sätze, zu denen sich Banken untereinander finanzieren können, flexibel bleibt. Die Bindung an eine bestimmte Produkt-Laufzeit dürfte deshalb eine nicht allzu hohe Hürde darstellen, zumal die entsprechenden Papiere natürlich jederzeit auch wieder dann allerdings zum aktuellen Marktpreis verkauft werden können. Was gerade nach der Lehman-Pleite schwerer wiegt, ist das hier nach wie vor bestehende Emittentenrisiko, während für Spar- oder Termineinlagen der Einlagensicherungsfonds im Falle eines Falles bis zu einer bestimmten Höhe einspringt. Außerdem wäre da, zumindest wenn man nicht auf einfache Stufenzinsanleihen zurückgreift, meist auch noch ein gewisses Aktienmarktrisiko, das einem ansonsten wenig spektakulären Kupon noch ein wenig auf die Beine helfen kann und dadurch erst den Unterschied zu einer risikofreien Zinsanlage erkennbar werden lässt.

Ein solches Produkt kommt gerade mit Zeichungsende am 21. Februar von der Credit Suisse. Die neue Protect-Kupon-Anleihe besitzt eine 3-jährige Laufzeit und zahlt jedes Vierteljahr einen Kupon in Höhe des aktuellen 3-Monats-EURIBOR-Satzes zuzüglich eines fixen Aufschlages von 1,50 Prozent p.a. an den Investor aus. Legt man den momentan bei 1,031 Prozent p.a. liegenden Interbankenzinssatz zugrunde, würde sich bei dem Produkt derzeit ein Zinsniveau von rund 2,5 Prozent p.a. ergeben. Auch wenn es sich bei diesem Wert nicht gerade um den Stoff handelt, aus dem Anlegerträume sind, würde sich dennoch ein etwas höherer Kupon als beispielsweise beim Tagesgeld ergeben. Neben dem Emittentenrisiko muss hier aber noch die Bindung an die Kursentwicklung der Volkswagen-Vorzugsaktie beachtet werden. Zwar wurde die Barriere mit 20 Prozent des Ausgangsniveaus dem relativ niedrigen Renditeaufschlag entsprechend besonders tief angesetzt, doch darf sie von der Aktie des Autobauers auch zu keinem Zeitpunkt während der Laufzeit berührt oder unterschritten werden. Denn die Folge wäre ein Fiasko, dass den Anleger auf ein Mal mit einem Direktinvestor ohne Dividendenanspruch gleichsetzen würde, auch wenn die Kuponzahlung auf jeden Fall weiter erfolgen würde. Auf dem aktuellen Niveau müsste die VW-Aktie für dieses Worst-Case-Szenario allerdings schon um 80 Prozent von 114,64 Euro auf ein kaum für möglich gehaltenes Level von nur noch 22,93 Euro abstürzen. Fast nicht vorstellbar, wenn man sich gleichzeitig den Plan der „Wolfsburger Krake" vorstellt, bald die die Nummer 1 am Weltautomarkt zu sein und Toyota vom Thron zu stürzen. Im Regelfall sollte es deshalb bei Fälligkeit zur Nominaltilgung kommen.

Der BörseGo Tipp:
Wer etwas mehr Rendite als am Zinsmarkt erzielen möchte, muss derzeit ein etwas höheres Risiko eingehen. Das sicher nicht für ausgesprochene Zinsfüchse konzipierte Credit Suisse-Produkt gehört dabei sicher zu den Papieren, bei denen das Aktienmarktrisiko wenn gleich vorhanden, so doch relativ gering erscheint. Im Ernstfall würde es dem Anleger bei einem tatsächlichen Schwellenereignis aber wohl einen sehr hohen Verlust bescheren. Durch die Bindung an den EURIBOR, eignet sich das Zertifikat auch für Anleger, die mit steigenden Zinsen rechnen.

Protect-Kupon-Anleihe auf VW Vz.
Emittent/WKN: Credit Suisse / CS8AE7
Laufzeit: 03.03.2014
Preis: (in Zeichnung bis 21.02.2011) Ausgabepreis: 1000 € (zzgl. 0,5 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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