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09:45 Uhr, 13.07.2011

FTD: Athen soll Anleihen zum Schleuderpreis zurückkaufen

Brüssel/ Athen (BoerseGo.de) – Der rasend schnelle Übergriff der Schuldenkrise auf Italien schwächt das Argument, dass ein Schuldenschnitt Griechenlands unbedingt vermieden werden muss. Die Finanzminister in der Eurozone haben deshalb einem Pressebericht zufolge am Dienstag mit einem unerwarteten Vorgehen auf ein weiteres Umsichgreifen des Schuldenvirus im Euroraum reagiert. Griechenland soll seinen Schuldenberg mit einem groß angelegten Anleihe-Rückkauf zum halben Preis abtragen. Damit werde gewährleistet, dass Hellas unter seinen Schulden nicht zusammenbricht, berichtet die Financial Times Deutschland am Mittwoch unter Bezug auf Angaben aus der Euro-Gruppe. Dafür wollten die Euro-Retter sogar eine Einstufung des Landes mit dem Rating "teilweiser Zahlungsausfall" hinnehmen, und dies gegen den Widerstand der Europäischen Zentralbank (EZB).

Dies stellt eine Kehrwende dar. Bislang galt das strenge Verdikt, keine Lösung in der Causa Griechenland ohne Zustimmung der EZB. Die Euro-Gruppe erklärte am Dienstag, angesichts der Ansteckungsgefahr für andere Staaten müssten "Flexibilität und Umfang" des Rettungsfonds EFSF erweitert werden. Nach FTD-Informationen aus Kommissions- und Regierungskreisen konzentrieren sich die Überlegungen deshalb nun auf den Rückkauf von Anleihen durch die griechische Regierung.

Nach FTD-Informationen wird erwogen, dass der EFSF griechische Staatspapiere am Sekundärmarkt aufkauft – was einem Schuldenschnitt gleichkommt. Im Durchschnitt soll Athen nur 50 Prozent des Nominalwerts bezahlen. Die Konsequenz: Das geplante zweite Rettungspaket für Athen muss noch größer ausfallen als das erste mit seinem 115 Milliarden Euro-Hilfsfonds.

Das Defizit Griechenlands soll durch den Anleiherückkauf den FTD-Informationen zufolge von derzeit über 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf etwa 120 Prozent gesenkt werden. Dies entspricht einer Verringerung um rund 70 Milliarden Euro. Um dieses Ziel nur mit der freiwilligen Rückkaufaktion zu erreichen, müssten Papiere im Wert von 140 Milliarden Euro eingelöst werden.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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