Fundamentale Nachricht
16:05 Uhr, 12.06.2024

Französische Staatsanleihen unter Stress

„Politisch und wirtschaftlich ist der kurzfristige Ausblick für Frankreich durch das Ergebnis der Europawahl und die überraschende Entscheidung von Emmanuel Macron, das Parlament aufzulösen, unsicherer geworden“, sagt Peter Goves, Head of Developed Market Debt Sovereign Research, MFS Investment Management.

„Ausgehend von den aktuellen Daten zum EU-Parlament könnte Macrons Pro-EU-Partei Renaissance in der Nationalversammlung schwächer abschneiden. Allerdings ist das französische Wahlsystem anders als das der EU-Wahl, und Wählerinnen und Wähler können sich bei einer nationalen Wahl anders verhalten. Durchaus denkbar ist, dass die Rassemblement Nationale mit Marine Le Pen an der Spitze ihre Position in der Nationalversammlung festigen oder ausbauen könnte. Dies würde zu einem weiteren politischen Stillstand zwischen dem französischen Parlament und dem Präsidenten führen. Die Haushaltslage Frankreichs würde sich wahrscheinlich eintrüben und die Politik würde weniger planbar – am Markt dürfte eine solche Entwicklung als negativ für die Bonität des Landes gewertet werden.

Aus unserer Sicht ist dieses Szenario negativ für die Spreads französischer Staatsanleihen (Obligations assimilables du Trésor, OAT), so dass Bewertungen in einer Spanne von 65 bis 70 Basispunkten gegenüber Bundesanleihen als gerechtfertigt erscheinen. Wir gehen ebenfalls davon aus, dass sich OAT weiter schlechter entwickeln als spanische Staatsanleihen und Supranational Bonds, was zumindest die jüngsten Bewegungen rechtfertigt.

Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch sehr vieles ungewiss. Es ist unklar, wie das genaue politische Kalkül auf EU-Ebene aussehen wird, und der innenpolitische Wahlkampf in Frankreich hat noch nicht begonnen. Klar ist jedoch, dass sich der überraschende Schritt auf den ersten Blick nicht positiv auf den OAT-Markt auswirkt. Aber Frankreich ist nach wie vor ein hoch bewerteter Schuldner mit starken Institutionen und einem EU-freundlichen Staatsoberhaupt. Dass in dieser Situation keine Anti-Euro-Rhetorik zu hören ist, wird wahrscheinlich die Spreads und ihre Volatilität insgesamt eindämmen.“

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