Analyse
08:30 Uhr, 05.12.2022

FLATEXDEGIRO – Gewinnwarnung und Bafin-Untersuchung

Flatexdegiro (Flatex) präsentiert am Samstag den Anlegern eine dicke Gewinnwarnung. Gleichzeitig hat eine Untersuchung der Bafin wohl größere Mängel in der Geschäftsführung ergeben und zahlreiche Abläufe müssen angepasst werden, um künftig den Vorschriften zu entsprechen.

Erwähnte Instrumente

  • flatexDEGIRO AG
    ISIN: DE000FTG1111Kopiert
    Kursstand: 10,200 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • flatexDEGIRO AG - WKN: FTG111 - ISIN: DE000FTG1111 - Kurs: 10,200 € (XETRA)

CEO Frank Niehage, nie um große Sprüche verlegen und selbst ein Macher, spricht von kleineren Wachstumsschmerzen. Eigentlich hatte Flatex zuletzt noch deutliche Gewinnzuwächse aufgrund diverser Faktoren angekündigt. Beispielsweise soll der Zinsertrag der Bank explodieren, dank steigender Zinsen, die man aber nicht an die Kunden weiterreichen will. Zudem haben die Frankfurter zahlreiche Gebühren für die Kunden erhöht.

Weniger Orders treffen Flatex

Aber wie so oft Anspruch und Wirklichkeit sind bei Flatex zwei völlig verschiedene Welten. So hat das Unternehmen auch zahlreiche alternative Kennzahlen entwickelt, wie beispielsweise das EBITDA vor Marketingausgaben oder andere ähnlich fantasiereiche Bezeichnungen, um vom wirklichen Ergebnis abzulenken.

Verstehen wir uns an dieser Stelle nicht falsch, Flatex ist nach dem Kursverfall sicherlich günstig geworden und die heutige Warnung dürfte zwar für Volatilität sorgen, aber sollte die grundsätzliche Bodenbildung mittelfristig nicht infrage stellen. Die Geschäfte laufen bei den Brokern zurzeit eben mies! Statt genau das aber klar zu sagen, weicht Flatex aus und verspricht neue Ertragsquellen. Die werden jetzt aber erst verzögert geliefert. Natürlich wird 2023 dann alles fantastisch.

Im laufenden Jahr erwartet Flatex jetzt Umsatzerlöse von 380 Mio. EUR und eine adjustierte EBITDA-Marge von 37 Prozent. Einige Wochen zuvor sollten es noch 400 Mio. EUR und 42 Prozent Marge werden. Eine erhebliche Verfehlung. Dass Flatex die Meldung nicht mal als Gewinnwarnung tituliert oder gar auf das Ausmaß der Verfehlungen eingeht, ist typisch für den intransparenten Onlinebroker. Niehage würde das Wort Gewinnwarnung sicherlich als persönliche Beleidigung empfinden.

Wie auch immer, Flatex bemüht sich gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Der Vorstand wird jetzt deutlich von 2 auf 4 Personen aufgestockt. Neu in den Vorstand kommen Stephan Simmang und etwas später noch Christiane Strubel. Ansonsten werden ein paar Posten umsortiert. Niehage behält das Zepter weiter in der Hand. Zudem sollen die Eigenmittel der Bank um 50 Mio. EUR aufgestockt werden. Dazu soll der Jahresüberschuss thesauriert werden. Dividenden bleiben also Fehlanzeige.

Fazit: Flatex wirkt nicht ehrlich bemüht um Transparenz. Das Unternehmen gibt sich weiter aalglatt. Nicht mal als Adhoc bringt Flatex diese heftigen Neuigkeiten an einem Samstag heraus. Aktionär oder gar Kunde möchte ich persönlich bei diesem Verein aktuell lieber nicht sein. Das Papier bleibt auf der Watchlist.

flatexDEGIRO AG
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Über den Experten

Sascha Gebhard
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Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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