Finanzmärkte am Wendepunkt
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- CAC 40Kursstand: 4.833,82 Pkt (Euronext Paris) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Paris (GodmodeTrader.de) – Die Märkte stehen vor einer Zeitenwende. Allen voran am Anleihenmarkt wird sich in den kommenden Monaten einiges tun, denn die Zeit kontinuierlich fallender Zinsen, die jetzt seit rund 30 Jahren anhält, nähert sich dem Ende. Auch die aktuelle EZB-Entscheidung wird daran nichts ändern. Ausgelöst durch falsche Anreize, verhielten sich die Marktteilnehmer vor allem in den letzten Monaten völlig untypisch: Sie zeichneten Anleihen oftmals nicht der Gesamtrendite wegen, sondern aufgrund möglicher Kursgewinne. Auch dieses „Fehlverhalten“ nähert sich mit dem langsamen Anstieg der langfristigen Zinsen seinem Ende – mit negativen Folgen für viele Portfolios. Sehr bald schon werden endlich wieder Renditefaktoren eine größere Rolle bei der Anlageentscheidung spielen, wie Olivier de Berranger, Fondsmanager des ausgewogenen Mischfonds ARTY bei La Financière de l’Echiquier, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Wie schon in den letzten Jahren würden sich Investoren aber auch in Zukunft mit dem Thema Liquidität beschäftigen müssen. Denn obwohl die EZB den Markt seit Jahren mit Geld flute und 2016 Unternehmen außerhalb des Finanzsektors so viele Anleihen emittiert hätten wie noch nie, trockne die Liquidität am Sekundärmarkt stetig aus. Eine wesentliche Ursache hierfür seien die gestiegenen regulatorischen Anforderungen, welche die Handlungsmöglichkeit verschiedener Market-Maker deutlich schrumpfen lasse. Ebenso verfolgten viele Erstzeichner zunehmend die Strategie, Anleihen bis zu Ihrer Fälligkeit zu halten, anstatt sie vorher auf dem Sekundärmarkt anzubieten, heißt es weiter.
„Wir setzen daher gezielt auf die Auswahl liquider Assets – zur Not auch auf Kosten einer geringeren Rendite… Außerdem scheinen uns eine Abkehr von Staatsanleihen weltweit, sowie eine Fokussierung auf das kurze Ende der Zinskurve, wo die Maßnahmen der Zentralbanken einen gewissen Schutzmechanismus bieten, sinnvoll. Unternehmensanleihen mit einer Laufzeit von ein bis drei Jahren, besonders aus dem unteren Investment-Grade- bis zum oberen High-Yield-Bereich (BBB – BB) sehen wir aktuell als attraktiv an. Die Tatsache, dass etwa dreijährige BBB-Anleihen aus der Eurozone endlich wieder eine positive Rendite abwerfen, sind gute Vorzeichen. Auch die Zentralbankmaßnahmen, an denen sich unserer Meinung nach auf kurze Sicht nichts ändern wird, haben einen positiven Effekt auf dieses Segment, indem sie die Volatilität von Unternehmensanleihen senken. Während die Schwankungsbreite, bedingt durch eine starke Korrelation zwischen Aktien und Anleihen, vorher zu hoch war, wirkt das Aufkaufprogramm wie ein Schutzschild und sorgt für eine gewisse Entkopplung der beiden Assetklassen. So hat sich das Chance-Risiko-Verhältnis bei Corporate-Bonds in der Eurozone zum Jahresende hin deutlich verbessert. Verantwortlich hierfür sind demnach aber nicht erhöhte Ertragschancen, sondern ein gesunkenes Risiko durch die EZB-Aktivitäten. Angesichts der Tatsache, dass Wandelanleihen heute wieder eine positive Rendite abwerfen, sehen wir auch in diesem Anleihevehikel eine attraktive Option zur Portfoliodiversifizierung“, so de Berranger.
Mit Blick auf den Aktienmarkt hielten wir eine neutrale bis abwartende Haltung für angebracht. Es bleibe zu beobachten, was die kommenden Quartalsberichte zu Tage brächten und was Donald Trump von seinem angekündigten wirtschaftspolitischen Programm tatsächlich umsetzen werde. Während eine erhöhte Inflation durch steigende Lohnkosten und Einfuhrzölle als ausgemacht gelte, gebe es noch keine definitive Antwort auf die Frage, ob auch die Wirtschaft – wie angekündigt – tatsächlich angekurbelt werde, heißt es weiter.
„In dieser Gemengenlage ist vor allem der europäische Konsumsektor attraktiv. So ist in unserem ausgewogenen Mischfonds ARTY zur Zeit rund ein Viertel des Portfolios auf Konsumwerte ausgerichtet, z.B. mit Titeln wie der Brauereigruppe Anheuser-Busch InBev, oder dem Getränkehersteller Diageo. Auch europäische Finanzwerte befinden sich verstärkt auf unserem Radar, wobei wir hier jüngst einiges an Gewinnen mitgenommen haben. Dennoch besteht immer noch rund ein Viertel unseres Bondportfolios aus Bank- und Versicherungsanleihen“, so de Berranger.
Da sich die Konsequenzen einer Zinserhöhung auch auf dem Aktienmarkt wiederspiegeln würden, hätten man mit drei Viertel des Portfolios jetzt wieder deutlich mehr europäische Value-Titel im Fokus. Während bis vor kurzem Aktien mit hohen Dividendenausschüttungen, wie z.B. Nestlé sehr beliebt gewesen seien, sorgt der Blick auf das lange Ende der Zinskurve hier für den Umschwung. Growth-Aktien, deren Bewertungen aktuell recht hoch seien, würden beim Anstieg der langfristigen Zinsen unter Druck geraten, weshalb man hier zu Gewinnmitnahmen rate. So erkläre sich z.B. auch der Verkauf von Werten wie Air Liquide und Reckitt Benckiser. Gekauft habe man zuletzt die günstig bewertete Aktie von Hugo Boss, für die man vor allem für das zweite Halbjahr 2017 viel Potenzial sehe. Neben dem bereits eingeführten Umstrukturierungsplan, überzeugten die angekündigten Sanierungsmaßnahmen, mit denen das sogenannte Upselling beendet, die Marketingausgaben für die Damenkollektion um die Hälfte reduziert und globale Preisangleichungen erreicht werden sollten. Auch beim deutschen Autobauern Daimler habe man vor einigen Wochen preislich betrachtet gute Einstiegschancen für ein mittelfristig orientiertes Investment gesehen: Das Geschäft in Asien, USA und Europa entwickle sich gut und die Aktie biete mit rund drei Prozent eine anständige Dividendenrendite, heißt es weiter.
„Insgesamt muss man aber feststellen, dass deutsche Unternehmen nicht sehr großzügig sind was die Dividendenzahlungen angeht. Mit Blick auf die wichtigen Leitindizes Europas rangiert der DAX deutlich hinter dem französischen CAC 40 und dem britischen FTSE. Sind Investoren auf der Suche nach Unternehmen, die im Vergleich hohe Dividendenzahlungen leisten, ist Deutschland nur im Mittelfeld zu finden. Es lohnt also der Blick nach Frankreich oder England“, so de Berranger.
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