Fundamentale Nachricht
17:24 Uhr, 13.06.2014

Finanzkrise im Überblick: EZB-Politik begünstigt Blasenbildung!

Das Maßnahmenbündel der EZB begünstigt Übertreibungen an den Finanz- und Immobilienmärkten und die Entstehung neuer Blasen.

Wochenende, 7./8. Juni:

EZB-Direktor Benoit Coeure sieht die Zinsen im Euroraum über mehrere Jahre niedriger als in den USA oder Großbritannien. "Wir werden die Zinsen für einen extrem langen Zeitraum nahe Null lassen, wohingegen die USA und Großbritannien ab einem gewissen Zeitpunkt zurückkehren werden zu einem Zyklus von Zinserhöhungen", so Coeure.

Montag, 9. Juni:

Nach Ansicht von ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hilft die EZB-Politik den Volkswirtschaften in den Krisenländern nur kurzfristig. Langfristig sei sie aber verhängnisvoll. "Die EZB-Politik hält Unternehmen in den Krisenländern am Leben, die nicht mehr wettbewerbsfähig sind und nur noch als Kapitalvernichtungsmaschinen dahin vegetieren", sagte er der Welt am Sonntag. Wichtiger wäre es, das Geld der Sparer dorthin zu lenken, wo es echte Renditen liefere und dauerhafte Arbeitsplätze schaffe.

Portugal verhandelt nach Verlassen des EU-Rettungsschirms mit internationalen Geldgebern über neue Sparmaßnahmen. "Dies bedeutet aber nicht, dass wir eine Wiederaufnahme des Hilfsprogramms anstreben", betonte Ministerpräsident Pedro Passos Coelho.

Dienstag, 10. Juni:

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat die jüngsten geldpolitischen Entscheidungen der EZB verteidigt. Er räumt aber ein, dass die Notenbank damit hohe Risiken eingeht. Trotz der Vorkehrungen "kann das Maßnahmenbündel Übertreibungen an den Finanz- und Immobilienmärkten begünstigen", sagte er im Interview mit der Börsen-Zeitung.

ZEW-Chef Clemens Fuest warnt vor einer neuen Krise am Finanzmarkt. "Mich beunruhigt die Gefahr, dass die EZB mit ihrer Politik des billigen Geldes neue Blasen erzeugt", sagte er dem Handelsblatt.

ZEW-Chef Clemens Fuest geht mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent davon aus, dass ein Anleihekaufprogramm (QE) der EZB kommen wird.

EZB-Ratsmitglied Makuch kündigt weitere Schritte an, sollten die beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichen. Auch ein weitere Leitzinssenkung sei möglich +++ Es macht keinen Sinn, den möglichen Umfang von QE zu diskutieren.

EZB-Direktor Coeure: Die EZB hat noch keine Entscheidung getroffen ob ABS angekauft werden sollen, sind aber vorbereitet.

IWF: Griechenland wird trotz großer Reform- und Sparfortschritte weiterhin ein Sorgenkind mit hohem Schuldenberg bleiben. In den nächsten 2 Jahren ist noch mit erheblichen Finanzlücken zu rechnen.

EZB-Direktor Mersch: Eine lange anhaltend niedrige Inflation könnte in einer negativen Spirale enden +++ Es gibt keinen Zeitplan für mögliche ABS-Käufe +++ Es gibt einige Bedenken was die Gewinne der Banken und die Qualität ihrer Assets angeht.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU): Die EZB macht bei der Bewältigung der Krise einen guten Job, die Notenbank kann die Krise aber nicht lösen.

Mittwoch, 11. Juni:

SZ: Nach der Zinssenkung der EZB fürchten Experten, dass der Immobilienmarkt in Deutschland überhitzen könnte.

EZB-Direktor Yves Mersch hat bekräftigt, dass die Notenbank versucht, den ABS-Markt wiederzubeleben. Es gibt eine wachsende Übereinstimmung, dass ein Instrument, das einmal als Teil des Problems gesehen wurde, tatsächlich Teil der Lösung sein könnte", sagte er am Mittwoch. Ein funktionierender ABS-Markt könnte die derzeit schwache Kreditvergabe anregen, so Mersch.

Daniele Nouy, Chefin der EZB-Bankenaufsicht: Ich glaube, dass die Banken in Europa besser dastehen, als die Märkte denken.

Nach Ansicht von EZB-Ratsmitglied Hansson sollten die Vorbereitungen für ein mögliches QE-Programm beschleunigt werden. Es wäre aber voreilig zu sagen, ob QE nötig sein wird.

Donnerstag, 12. Juni:

Griechenland geht nach wie vor davon aus, ohne ein drittes Hilfspaket auszukommen. Der neue Zentralbankchef Ioannis Stournaras, bekräftigte, dass sein Land die Finanzlücke aus eigener Kraft schließen könne.

Griechenland hat von Januar bis Mai im Staatshaushalt einen Primärüberschuss (vor Zinsen) von 711 Millionen Euro erzielt. Angestrebt wurden 946 Millionen Euro.

Das DIW Berlin hat sich für entschiedene Reformen im Euroraum ausgesprochen. „Zwar hat sich die Lage an den Finanzmärkten zuletzt beruhigt und die Wirtschaft in der Währungsunion als Ganzes wächst wieder, allerdings ist die Krise nur vorübergehend zur Ruhe gekommen“, betont DIW-Präsident Marcel Fratzscher. Die Ursachen der Krise seien noch nicht beseitigt.

Portugal verzichtet auf die letzte Tranche aus dem EU-Hilfsprogramm.

Nach Ansicht von Bundesbank-Chef Weidmann ist es zu früh, um das Ende der Krise auszurufen. Auch wenn die Lage an den Finanzmärkten etwas anderes suggeriere, sei es noch ein weiter Weg bis zum Ende der Krise.

BoE-Chef Carney: Die Zinsen könnten früher angehoben werden, als von den Märkten erwartet.

Freitag, 13. Juni:

Italien: Staatsverschuldung steigt im April auf 2,146 Billionen Euro von 2,120 Billionen Euro im Vormonat.

EZB-Direktor Coeure: Die Euro-Krise ist überstanden, die Krise am Arbeitsmarkt jedoch nicht.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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