Fed stellt Kaufprogramm für US-Staatsanleihen ein. Was kommt danach?
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Sollte die US-Notenbank ab Juli keine Staatsanleihen mehr kaufen - droht dann ein Ausverkauf am US-Anleihenmarkt und damit ein starker Anstieg der Rendite? Diese Frage wirft Alessandro Bee, Ökonom bei der Bank Sarasin & Cie., in seiner Finanzmarktanalyse für Mai auf. Schließlich würde ein großer Teil der bisherigen Nachfrage wegfallen. Erschwerend für US-Staatsanleihen käme hinzu, dass ihre Kreditwürdigkeit zunehmend kritisch beurteilt werde. Die Rating-Agentur S&P habe bereits den Ausblick bezüglich künftiger Rating-Veränderungen für US-Staatsanleihen auf negativ zurückgestuft.
„Ein Blick zurück auf das erste Anleihenkauf-Programm der US-Notenbank von Ende 2008 bis in das Frühjahr 2010 (QE1) und auf den Beginn des jetzigen Programms im November des letzten Jahres deutet jedoch nicht auf einen bevorstehenden Bond-Crash hin“, beruhigt Bee. Vor dem Beginn beider Programme sei ein starker Rückgang in den Anleihenrenditen zu beobachten gewesen, nach deren Anläufen seien die Renditen trotz der zusätzlichen Nachfrage nach Anleihen durch die US-Notenbank aber gestiegen. „Die Erfahrungen aus den letzten zweieinhalb Jahren lassen den Schluss zu, dass die Konjunkturerwartungen weit wichtiger sind als Nachfrage und Angebot. Der graduelle Anstieg der Kerninflation und der robuste Konjunkturausblick deuten zwar auf höhere Renditen im Verlaufe des Jahres hin. Ein Ausverkauf im Anleihenmarkt ist aber nicht zu erwarten, da das Ende von QE2 die Konjunkturerwartungen der Anleger nicht substantiell tangieren wird“, so Bee.
Als Ersatzkäufer für Anleihen bieten sich laut dem Experten andere ausländische Zentralbanken an, insbesondere China und Japan. Beide Länder wiesen gegenüber den USA hohe Handelsbilanzüberschüsse auf, wollten ihre Währungen gegenüber dem US-Dollar jedoch nicht oder nur graduell aufwerten lassen. „Das bedeutet, dass sie ihre US-Dollar-Reserven weiter aufstocken müssen. In einem Umfeld, wo Rohstoffe und Aktien bereits stolze Bewertungen aufweisen, dürften US-Staatsanleihen die bevorzugte Anlageklasse der Zentralbanken darstellen. Daran ändern auch die aufkommenden Sorgen über die Kreditwürdigkeit der US-Staatsanleihen nichts, erklärt der Sarasin-Ökonom abschließend.
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