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08:25 Uhr, 06.06.2019

Fed sollte auf Inversion der Zinskurve durch Zinssenkung reagieren

Bislang wurde Ostrum-Chefvolkswirt Philippe Waechter zufolge wirklich jede Rezession von einer invertierten Zinskurve angekündigt. Die Fed sollte seiner Meinung nach handeln.

Paris (GodmodeTrader.de) - Seit in den USA eine Inversion der Zinskurve zu beobachten ist – was viele Ökonomen als Signal für eine bevorstehende Rezession werten – gibt es auch wieder die Ansicht zu hören: „Dieses Mal ist alles anders“, wie Philippe Waechter, Chefvolkswirt des französischen Investmenthauses Ostrum Asset Management in einem aktuellen Marktkommentar schreibt. Waechter hält dies für Wunschdenken: „Eine Analyse der Daten zeigt schonungslos, dass wirklich jede Rezession von einer invertierten Zinskurve angekündigt wurde.“

Der Zehnjahreszinssatz liege seit dem 7. Mai unter dem Leitzins der US-Notenbank, und diese Umkehrung sei über alle Laufzeiten bis zu zehn Jahren hinweg zu beobachten – allerdings noch nicht für 30 Jahre. „Die Rendite der 30jährigen US-Staatsanleihen fällt zwar rasch, hat aber noch nicht die Konfiguration erreicht, die in der Vergangenheit zu einer Rezession führte. Die aktuelle 30jährige Rate liegt bei 2,75 Prozent, so dass noch rund 25 Basispunkte Abstand zur Gefahrenzone bleiben“, so Waechter.

Während die Tendenz zur Umkehrung der kurz- und langfristigen Zinssätze bereits im Herbst begonnen habe, seien die Gründe dafür heute andere. „Ursprünglich waren die niedrigen Langfristzinsen Ausdruck starker Prognosen für das Wirtschaftswachstum, die die Fed am kurzen Ende versuchte einzudämmen, um die Entstehung übermäßiger Ungleichgewichte zu vermeiden. Heute deutet die inverse Zinskurve auf schwache Prognosen von Investoren hin, unabhängig von der Politik der Fed“, so Waechter.

Man sehe sehr gut, welche Rolle die Fed bei der Lösung dieses Problems spielen könnte. „Sie könnte ihren Leitzins senken. Doch wenn wir uns das Protokoll der letzten Sitzung ansehen, sind die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses noch nicht ganz davon überzeugt, dass dies erforderlich ist. Aber das Rezessionsrisiko steigt, wenn sich die Erwartungen der Investoren verschlechtern und zu Attentismus führen. Hier besteht Handlungsbedarf“, so Waechter.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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