Kommentar
06:40 Uhr, 29.08.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 29. August 2014

Der FDAX klemmt derzeit zwischen viel versprechenden konjunkturellen und geldpolitischen Rahmenbedingungen und einer sich zuspitzenden geopolitischen Ausgangslage.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.462,56 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Euro-Bund Future
    ISIN: DE0009652644Kopiert
    Kursstand: 151,72 % (Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

FDAX

Spielten geopolitische Belastungsfaktoren in den letzten Handelstagen eine eher untergeordnete Rolle, so drängte sich der Ukraine / Russlandeffekt am gestrigen Donnerstag schlagartig wieder in den Vordergrund. Hintergrund dieser Entwicklung waren Meldungen, wonach russische Soldaten in den Reihen der Separatisten kämpfen würden, was bereits zum Status einer laufenden Invasion Russlands eingestuft wurde. Die Aktienmärkte reagierten mit Abschlägen (welche ja auch technisch einmal fällig waren, wir wiesen im Vorfeld darauf hin), es fiel aber auf, dass sich die Abschläge von Ausmaß und Heftigkeit her deutlicher in Grenzen hielten, als wir das noch von vorangegangenen Reaktionen im gleichen Zusammenhang her kennen. Im Markt wurde von einem „Gewöhnungseffekt“ gesprochen. Zudem lassen die konjunkturellen Rahmendaten erneut positive Indikationen zu:

(a) In den USA wurden erneut gute Konjunkturdaten veröffentlicht. Die Statistiker hatten das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal nicht wie erwartet von 4,0 auf 3,8 Prozent herunter-, sondern auf 4,2 Prozent nach oben revidiert. In einem DJNW Begleitkommentar wurde daraufhin ein Händler mit den Worten zitiert: „Damit wird der US-Markt bald wieder auf die gute Konjunktur setzen“.

(b) Die vorläufigen deutschen Inflationsdaten der Europäischen Zentralbank gaben darüber hinaus Spielraum für Wertpapierkäufe. Entgegen ersten Befürchtungen nach den Daten aus einzelnen Bundesländern verharrte die Jahresteuerung im August bei niedrigen 0,8 Prozent. Allerdings war weder bei den Renditen noch beim Euro ein nennenswerter Effekt zu sehen. „Der Markt ist durch die Schlagzeilen einer russischen Invasion in die Ukraine verzerrt worden“, schätzte ein Analyst die Sachlage gegenüber DJNW ein.

Das soll heißen: derzeit einziger Hemmschuh und Bremse im Markt, ist das Konflikt-Thema Russland / Ukraine. Die überwiegend übrigen Rahmendaten tragen aktuell dagegen eher schiebenden Charakter. Diese Konstellation müssen wir im Hinterkopf behalten.

Sehen wir uns den FDAX aus charttechnischer Sicht auf Tagesbasis an. Die rein technische Ausgangslage ist aktuell zumindest kritisch zu betrachten, aber der Reihe nach:

(1) Übergeordnet liegt uns im Tageschart weiterhin ein intakter Aufwärtstrend vor, der per gestern in eine Reaktionsbewegung übergegangen ist und dabei die untere Begrenzung (Low Connection) des jüngst angepassten, steiler verlaufenden Aufwärtstrendkanals (pinke Kanalbegrenzung) temporär unterschritt, per Schlusskurs aber bestätigte.

(2) Der unterlegte Richtungsfilter weist uns noch immer ein intaktes long-set-up aus.

(3) Die Stärkeentwicklung signalisiert nachlassende Stärke, aber auf einem unkritischen Niveau, folglich wollen wir hier noch keine ernsten Alarmindikationen hineininterpretieren.

(4) Kritisch interpretieren wir dagegen das per gestern Abend bestätigt vorliegende potentielle Erschöpfungsmuster auf Dreitagesbasis, welches auch als „Abendstern“ bezeichnet wird und zumindest pauschal einen möglichen Richtungswechsel einleiten könnte. Dieses Muster formt sich aus den letzten drei Tageskerzen im Tages-Chart, bestehend aus einem „weißen Block“ am Dienstag, dem Kreisel vom Mittwoch, den wir bereits gestern Morgen als leichtes negatives Schiebemuster im Vergleich zur Dienstagkerze definiert hatten und der gestern schwarz ausgeprägten Kerze. Eine etwas einschränkende Interpretation liegt vor, da das gestrige Kerzenmuster eine nicht unerheblich ausgeprägte Lunte aufweist, was dem Muster die „Schärfe“ nimmt. Statistische Auswertungen im Kursverlauf des FDAX auf Tagesbasis lassen eine Trefferquote im Hinblick auf weitere Folgeabschläge von mindestens noch einem Prozent mit einer etwa 53 prozentigen Trefferquote zu, je nach Abhängigkeit der Definition der Rahmenbedingungen (also z.B. Lage des Musters im Gesamtkursverlauf).

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Konsequenterweise wollen wir jetzt nicht die große Keule herausholen, wollen aber darauf verweisen, dass das gestrige Tagesmuster zumindest ein technischer Warnschuß im Hinblick auf weitere mögliche Kursabschläge darstellt. Andererseits gilt es zu beachten, dass der Belastungsfaktor, der aktuell auf den Kursen lastet, im Ukraine / Russlandkonflikt zu lokalisieren ist.

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Der intraday-Chart weist uns im Bereich der 9.480 eine Signalbegrenzung aus, deren Überwindung aus unserer Sicht, eine Erholungsindikation einleiten sollte. Wir halten somit fest: Kurse unterhalb der 9.480 betrachten wir noch mit gesteigerter Vorsicht und schließen darunter weitere Kursabschläge nicht aus. Oberhalb der 9.480 sollten Kurszugewinne in Richtung 9.520 durchaus wieder realistisch sein. Damit liegt unser Hauptfokus zumindest heute Vormittag auf der 9.480. Wir werden diese Aussage und ihre Konsequenzen im Stream konkretisieren und auch im Morgen Meeting darauf eingehen.

Bund-Future

Der Bund-Future profitiert sowohl von Zinsfantasien, als auch von Krisenthemen. Das hatte der Renten-Kontrakt per gestern wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit einem erneuten Hoch bei 151,83 beschleunigte der FGBL seine aktuelle Aufwärtsbewegung und ist damit nun ganz eindeutig als „überhitzt“ einzustufen. Hier sollte sich, ungeachtet aller Rahmenbedingungen, nun so allmählich ein nicht unerhebliches Reaktionspotential aufbauen.

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Wie der Tageschart zeigt, liegt uns ein steiler verlaufender Aufwärtstrendkanal vor, markttechnisch wird die hochdynamisch verlaufende Entwicklung bestätigt. Widerstände liegen keine vor, mit Unterstützung rechnen wir in den Bereichen um 151,58, darunter um 151,23 und 151,17.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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