FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 24. Februar 2014
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In eigener Sache: Fortführende Besprechungen, Diskussionen und Anpassungen von Szenarien, Einschätzungen und Erwartungshaltungen finden Sie unter:
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Allgemeine Markteinschätzung
Hört man sich im Markt um, scheint eine Meinung Konsens zu sein: die Aktienmärkte sind weiterhin robust und auf dem Weg nach oben. Schwache Konjunkturdaten werden weniger stark gewichtet, gerade im Hinblick auf die US-Wirtschaft wird der harte Winter als Sonderfaktor ins Spiel gebracht und nach dessen Ausklingen wieder Zuwächse im Wirtschaftswachstum in Übersee in Aussicht gestellt. Dies bestätigte am Freitagabend ein Experte aus dem Beratungsunternehmen Beacon Capital Management gegenüber DJNW, in dem er meinte: „Sobald wir den harten Winter hinter uns haben, wird sich die Wirtschaft wieder beleben.“ Im Ergebnis scheuen sich die Investoren weiterhin Kasse zu machen, vielmehr wird darauf spekuliert, dass neue Bewegungshochs noch Unentschlossene zum Einstieg zwingen würden. Und damit stehen Investoren zwischen dem berühmten Baum und dessen Borke: man will auf keinen Fall eine mögliche Hausse verpassen, andererseits will man aber auch nicht der Letzte sein, der sich aus seinen Positionen windet.
Der US-amerikanische Statistiker Nate Silver erklärt in seinem Buch „Die Berechnung der Zukunft“ genau diese psychologische Situation, in der wir uns aktuell im Markt befinden und die derzeit (je nachdem von welcher Seite der Medaille man den Markt auch betrachtet) gute Argumente für beide Seiten liefert. Er weist in seiner Ausgangsprämisse darauf hin, dass diejenigen, welche den Markt nachhaltig bewegen, mit fremden Geld arbeiten (Fonds, Hedge-Fonds u.ä.). Die Akteure sehen sich immer vier Möglichkeiten gegenüber:
(1) Der Händler kauft und die Börse steigt – alles ist gut, alle sind glücklich.
(2) Der Händler verkauft, die Börse fällt – der Händler wird als sehr gut eingestuft, weil er sich meist gegen die Mehrheit durchgesetzt hat und Recht hatte.
Doch jetzt kommen die eher realistischen Fälle:
(3) Der Händler kauft, die Börse fällt allerdings – das ist jetzt kein Spaß mehr, aber der Händler gehört zur Herde. Statistisch gesehen, behält der Händler mit einer 80 prozentigen Wahrscheinlichkeit seinen Job.
(4) Der Händler verkauft, die Börse steigt – diese Entwicklung wäre ein Desaster. Nicht nur hätte er schlechte Arbeit geleistet, er hätte obendrein den offensichtlichen Ruf der Mehrheit ignoriert, welche höhere Kurs-Ziele ausgerufen hatte und damit sogar richtig lag. In einem solchen Falle ist die Wahrscheinlichkeit, aus dem Job heraus eliminiert zu werden, sehr hoch, was ihn von Verkäufen abhält.
Natürlich ist das jetzt sehr überspitzt formuliert und von einem Kollaps im Markt, der die Aktienmärkte ausgeprägt in den Süden schickt, ist ja aktuell keine Rede. Und doch steht z.B. im DAX / FDAX ein jeder Investor jetzt vor der Frage, einen potentiellen Schub von weiteren 400 Punkten auf der Oberseite mitnehmen zu wollen, oder einem gesteigerten Reaktionsrisiko Rechnung zu tragen.
FDAX
(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)
Weiterführende Einschätzung (Tageschart)
Am Freitag der Vorwoche fragte ein Leser, ob ich noch immer optimistisch für den DAX / FDAX sei. Diese Frage kann nur seriös beantwortet werden, wenn wir uns die technischen Fakten ansehen und diese dann gegeneinander abwägen. Beginnen wir mit den Aspekten, welche wir positiv interpretieren und welche somit ein weiteres Festhalten an einer grundsätzlich optimistischen Erwartungshaltung rechtfertigen:
(1) Innerhalb des Tagescharts liegt uns bisher unverändert ein intakter Aufwärtsimpuls vor, welcher noch immer alle Beurteilungskriterien erfüllt. Noch ist der Rhythmus „steigende Hochs und steigende Tiefs“ nicht unterbrochen – er wäre es, wenn heute zu Wochenbeginn z.B. die Notierungen das Tagestief vom Freitag bei 9.600 unterschreiten, im Hoch der FDAX jedoch das Freitaghoch bei 9.671,50 nicht mehr überwinden kann.
(2) Der unterlegte Richtungsfilter im Tageschart konnte sich am Freitag wieder aufhellen und erfüllt im Sinne der Definition wieder alle „long-Kriterien“.
(3) Die relative Stärke legte zum Wochenende hin wieder leicht zu und notiert nicht in irgendeinem Extrembereich.
(4) Das jüngste Reaktionsausmaß vom Donnerstag letzter Woche, schöpfte mit seinem Tief bei 9.504,50 das errechnete minimale Reaktionspotential (9.470 / 9.437) nicht aus, womit zumindest zu diesem Zeitpunkt unterstellt werden konnte, dass die Bewegungsdynamik des übergeordneten Aufwärtsimpulses ausreichend stark war, dass mit einem neuen Bewegungshoch (also Kursen über 9.701) gerechnet werden kann.
Solange es hier keine Einschränkungen gibt, ist aus unserer Sicht eine optimistische / positive Erwartungshaltung gerechtfertigt.
Was spricht innerhalb des Tagescharts gegen eine rasche Fortsetzung des Aufwärtsschubes im weiterführenden Bild und tendiert folglich in Richtung einer gesteigerten, weiterführenden Reaktionswahrscheinlichkeit?
(1) Der Widerstand im Bereich um 9.679 bis 9.710 („gequetscht“ auf die Spanne um 9.701 bis 9.710), erwies sich in den letzten Handelstagen mehrfach als eine konsequente Hürde. Das bedeutet zweierlei: (a) im 9.700 Bereich scheinen stattliche Verkaufsorders im Markt zu liegen. Folglich sind hier größere Akteure am Ball, wenn es um einen Positionsabbau geht. Konkret: „hier wird Kasse gemacht“. (b) Das heißt aber auch: wenn diese Hürde herausgenommen wird, wenn die Nachfrage das gesamte Angebot auf diesem Niveau absorbiert, wäre ein erneuter Aufwärtsschub fast folgerichtig. Oberhalb der 9.710 lässt sich bis in Richtung der 9.800 fast nichts mehr an sinnvollen Widerständen herleiten.
(2) Wir werten die Tatsache, dass der FDAX am Freitagnachmittag wieder zurückgefallen ist, nachdem er nach seinem kleinen Verfall die 9.671,50 anhandelte und per Saldo einen schwarzen Körper ausbildete, als kritisch (um es vorsichtig auszudrücken). Nun kann das mit den geringen Handelsvolumina zusammenhängen und mit der Tatsache, dass Freitagnachmittag / -abend niemand mehr am Desk war, um gegenzuhalten. Also wird es sich heute zeigen, ob die Nachfrage in ihrer bisherigen Dominanz wieder zurückkommt.
(3) Die am Freitagnachmittag / -abend gesehene Kursentwicklung im DAX / FDAX hinterließ folgerichtig auch im 30 Minuten- und im Stundenchart ihre Spuren. Nachlassende Schwungkraft und ein kippender Richtungsfilter unterstreicht die Aussagen unter Punkt (2).
Die dominante Nachfrage im Bund-Future lässt zudem die Möglichkeit zu, dass wir am Freitag einen Tausch sahen: raus aus Aktien, rein in Renten. Wir können diese Tatsache nicht mit Bestimmtheit und Nachhaltigkeit unterstreichen, weil das Volumen so aussagelos war, aber es soll an dieser Stelle erwähnt sein.
Was für ein Fazit lässt sich ziehen?
Wägen wir diese Faktoren gegeneinander ab, können wir festhalten: alle strategisch relevanten Aspekte sind unverändert positiv zu interpretieren. Im taktischen Zeitfenster sind wir dagegen eher vorsichtig eingestellt. Die bestehenden Reaktionsrisiken sind nicht von der Hand zu weisen. Folglich werden wir Kursniveaus festlegen, an denen wir uns bestätigt sehen bzw. an denen wir umdenken müssen:
(a) Oberhalb der 9.600 bleiben wir optimistisch und fokussieren vorrangig auf Kauf-Positionierungen.
(b) Unsere Einschätzung wird „noch positiver“, wenn es dem FDAX gelingt, das Hoch vom Freitag bei 9.671,50 zu überwinden. In einem solchen Falle kommen zwar die analytisch wichtigen Widerstände in Reichweite, aber die Markttechnik sollte stützend wirken.
(c) Oberhalb der 9.700 fokussieren wir auf deutlich höhere Kurse, wobei die 9.800 als runde Marke dann das von vielen Akteuren gewollte Kursniveau ist.
(d) Unterhalb der 9.600 werden wir kritisch, unterhalb der 9.580 schließen wir einen erneuten Test der 9.500 nicht mehr aus. In diesem Falle müssen wir uns dann sogar die Frage stellen, ob es nicht sogar zu einer untergeordneten Doppelspitze kommen kann (Nackenlinie bei 9.504,50 Punkten mit einem potentiellen, aus der klassischen Formationslehre heraus abgeleiteten Kurs-Ziel bei 9.300 Punkten).
Bund-Future
(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)
Im Kursverlauf des Bund-Future hatten wir am Donnerstagabend zwei Erschöpfungsmuster im Tageschart in Folge und eine sich deutlich eintrübende Markttechnik (Richtungsfilter stand unmittelbar vor einem set-up-Wechsel auf short und eine fallende Schwungkraft). Auf das nackte Chartbild fokussiert, lagen die Chancen auf einen Bruch der 143,41 / 143,33 auf der Hand und wir rechneten mit Folgeabschlägen bis auf 142,90.
Tatsächlich legte der Bund-Future innerhalb der breit gefassten Konsolidierungszone, welche sich im Tageschart abbildete, wieder auffällig zu und verpasste schlussendlich das 144er Niveau nur um 5 Pips (Schlusskurs am Ende des Tages bei 143,92 Punkten).
Die Markttechnik hellte sich wieder auffällig auf, der Richtungsfilter entging einem set-up-Wechsel, so dass uns im Sinne der markttechnischen Definition im Tageschart noch immer kein Abwärtstrend vorliegt. Ebenso zeigt die relative Stärke des Tagescharts erneut eine Stabilisierung.
Damit definieren wir den FGBL aktuell im weiterführenden Sinne als neutral. Unser im Vorfeld mehrfach diskutiertes Szenario der Ausformung einer Umkehrformation auf Tagesbasis, welches bis Donnerstagabend noch gute Chancen hatte, sich auszuformen, kann aktuell erst einmal nicht mehr als gültiges, sinnvolles Szenario gehalten werden.
Konkret heißt das: wir definieren den FGBL im strategischen Sinne als „trading neutral“ innerhalb der Widerstandsspanne um 144,14 / 144,32 auf der Oberseite und 143,33 / 143,27 auf der Unterseite (im engeren Sinne) bzw. 143,09 im weitesten Sinne.
Der Stunden-Chart zeigt innerhalb des breit gefassten, im Tages-Chart-Zeitfenster neutralen Bereiches eine gültige Aufwärtstendenz, welche im Bereich um 143,95 gedeckelt ist. Gelänge hier die Überwindung, eröffnet sich Aufwärtspotential bis in den Bereich um 144,05, die verlängerte Verbindungslinie (HC) aus den zwei Stundenhochs vom 19.02. bei 144,27 und vom 20.02. bei 144,24 Punkten.
Auf der Unterseite fokussieren wir auf folgende Kursniveaus: die 143,70 aus der LC (Verbindung der Stundentiefs vom 21.02. bei 143,45 und vom selben Tage bei 143,56 Punkten) und darunter das Zwischentief vom Freitag bei 143,56 Punkten. Eine etwas flacher hineinkommende ansteigende Trendbegrenzungslinie leitet sich ebenfalls im Bereich um 143,56 her, jedoch in den Folgestunden stetig ansteigend. Diese leitet sich aus den Tiefs vom 20.02. bei 143,41und wieder vom 21.02. bei 143,45 ab. Darunter käme wieder das „gute Unterstützungsniveau“ bei 143,45 bis 143,41 rein.
Eine klare Formation, welche einen nachhaltigen Bewegungsschub zumindest erwarten lassen würde, liegt uns im Bund-Future zu Wochenbeginn leider nicht vor. Folglich werden wir auf die ersten Bewegungen des Kurses zum heutigen Wochenstart warten müssen und uns weiteren Szenariodiskussionen in unseren intraday-updates nähern.
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