Kommentar
23:38 Uhr, 20.02.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 21. Februar 2014

Startet der FDAX jetzt noch einmal in seinen vielleicht vorerst "letzten" Versuch, die 9.710 zu überwinden? Wie stehen die Chancen auf neue Bewegungshochs? Vollendet der FGBL jetzt eine übergeordnete Umkehrformation?

In eigener Sache: Fortführende Besprechungen, Diskussionen und Anpassungen von Szenarien, Einschätzungen und Erwartungshaltungen finden Sie unter:

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Allgemeine Markteinschätzung

Zum Wochenende hin, umreißen wir zunächst das fundamental / konjunkturelle Umfeld, innerhalb dessen sich Aktien und Renten bewegen, um dann den Bogen zur technischen Marktverfassung zu schlagen. Marktbeobachter skizzieren auf Anfrage hin ein aktuell eher kritisch zu bewertendes Rahmenfeld. Aus China kamen gestern früh Indizien für ein erlahmendes Wirtschaftswachstum, die Eurozone veröffentlichte ein eingetrübtes Verbrauchervertrauen im laufenden Monat. Am Mittwochabend ließ sich dem veröffentlichten Fed-Protokoll entnehmen, dass die US-Notenbank ihrem Kurs einer fortgesetzten Reduzierung ihrer Anleihekäufe treu bleiben wird. Aufhorchen ließ die Meldung, dass auch das Thema einer möglichen Zinserhöhung im Offenmarktausschuss angesprochen wurde. Noch sei es eine Minderheit der Vertreter gewesen, welche das Thema aufs Tablett gehoben hatten, aber immerhin.

Gestern zog die Bank of England in diesem Zusammenhang nach. Ein Mitglied im geldpolitischen Rat der BoE, Martin Wale, sagte laut DJNW in einem Interview mit Sky News, dass die englische Notenbank voraussichtlich im Frühjahr 2015 beginnen werde, die Leitzinsen anzuheben.

Neben den technischen Faktoren, auf welche wir im Folgenden noch zu sprechen kommen, werden von den befragten Experten diese Aspekte für die am gestrigen Vormittag gesehenen Abschläge im Aktienmarkt verantwortlich gemacht. Die Aussage von Wale (BoE) soll den Abverkauf der britischen Staatsanleihen ausgelöst haben, worunter auch Bundesanleihen (und damit der FGBL) litten.

Im Laufe des gestrigen späten Nachmittages, zogen die Dividendentitel wieder an, nachdem sich Stunden davor bereits Stabilisierungsansätze abzeichneten. Der Bund-Future gab nach einem festen Start dagegen von der Spitze aus 83 Pips ab (Tagestief bei 143,41) und ging mit 143,57 in den Feierabend.

FDAX

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Weiterführende Einschätzung (Tageschart)

Um die Abfolge der gestern gesehenen Kursbewegung im FDAX besser einordnen zu können und das „Big Picture“ nicht aus den Augen zu verlieren, treten wir zunächst einen Schritt zurück. Unser Szenario für die Grundbewegung des DAX / FDAX sah und sieht noch immer wie folgt aus:

(1) bezogen auf die chart- wie auch markttechnische Ausgangslage, erwarteten wir für den übergeordneten Aufwärtsimpuls des FDAX (ausgehend von der 9.010) eine Zwischenreaktion. Wir unterstellten, dass diese von ihrem Ausmaß her den vorangegangenen Aufwärtsimpuls in seinem Bestand nicht gefährden sollte, womit das errechnete minimale Reaktionspotential bei 9.471 / 9.437 nicht unterschritten werden dürfte.

(2) Nach Erschöpfung der abwärts ausgerichteten Reaktion, sollte der FDAX einen Boden bilden und wieder anziehen, um (a) das bisher mit 9.701 markierte Bewegungshoch zu überwinden und (b) auf die 9.800 Punkte zuzusteuern.

(3) Nach einem neuen Bewegungshoch (oberhalb der 9.700) rechneten und rechnen wir dann mit einer Trend- und Impulserschöpfung.

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Im gestrigen Handelstagebuch führten wir unsere Argumente auf, warum wir mit einer Fortsetzung des bereits am Mittwoch (nach dem Scheitern an der 9.701) gesehenen Abschwungs rechnen. Nach einer Eröffnung mit Kurslücke auf der Unterseite, gab der Future gestern früh bis auf 9.504,50 Punkte nach, bevor sich eine schwankungsintensive Stabilisierung abzeichnete. Im Laufe des frühen Nachmittages formte der FDAX ein „zweites Bein“ im Zuge der Kursstabilisierung aus, wobei das zweite Reaktionstief mit 9.526 Punkten höher ausfiel, als wir das erste bei 9.504,50 sahen. Begleitet wurde dieser Entwicklungsprozess mit einer sich aufhellenden Markttechnik im 30 und 60 Minuten-Chart, was uns veranlasste, mit einem Trigger bei 9.550 Punkten wieder auf steigende Kurse zu setzen.

Ein weiteres Argument für eine erwartete Erholung (welche rein statistisch gesehen mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von über 67 Prozent im laufenden Fraktal sogar auf über 9.701 reichen sollte) war die Tatsache, dass der FDAX die Minimumkorrektur bei 9.471 / 9.437 Punkten nicht erreichte, was ganz übergeordnet (zumindest bisher) noch immer ein gutes Dynamikindiz der übergeordneten Aufwärtsbewegung sein sollte.

Wir definierten für den Fall einer erfolgreichen Überwindung der 9.550 intraday folgende Ziel-Widerstände: die 9.574 Punkte, dann die 9.600 (eigentliches Kurs-Ziel), dann die 9.619 („Super-Kurs-Ziel“) und darüber die 9.650 Punkte.

Bis zur 9.650 reichte es dann nicht mehr, der FDAX markierte gestern im Hoch die 9.627,50 und schloss mit 9.617 Punkten.

Jetzt stellt sich die Frage nach der Chance, dass sich unser Big Picture Szenario fortsetzt und entfaltet. Konkret: wie realistisch ist es, dass der FDAX im laufenden Fraktal die 9.700 erreicht, idealerweise überwindet und das nächste Etappen-Ziel, ein neues Bewegungshoch, auch wirklich erreicht?

Auch hierzu können wir leider keine Kristallkugel befragen, sondern müssen zunächst die Faktoren bewerten, an denen wir eine Wertung der Wahrscheinlichkeiten festmachen können.

(1) Noch einmal wiederholend: die Tatsache, dass der FDAX die große Minimumkorrektur auf der Unterseite gestern nicht ausgeschöpft hat, lässt uns mit 67 Prozent Eintrittswahrscheinlichkeit erwarten, dass der FDAX die 9.700 im laufenden Fraktal erreicht.

(2) Errechnen wir die „kleinen“ Reaktions-Ziele auf der Oberseite, nämlich für die Strecke von 9.701 bis 9.504,50 Punkte, so konnte der FDAX gestern die Minimum- und Normalkorrektur überwinden (Normalkorrektur lag bei 9.602) und erreichte in der Spitze das dritte rechnerische Reaktions-Ziel auf der Oberseite, die 9.625 bis 9.635 Punkte. Das heißt, dass wir zumindest auf der Unterseite einen völligen Abriss der Erholung, mit raschen Kursen unterhalb der 9.504 im laufenden Fraktal nur mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von etwa 37 Prozent erwarten müssten. Die kräftige Erholungsdynamik spricht folglich auch für eine gute Chance auf weiter steigende Kurse.

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(3) Sehen wir uns noch die Markttechnik im 30 und 60 Minuten-Chart des FDAX an, gibt uns diese zumindest „zaghaft“ Hoffnung, dass die Erholung gestern bis an die 9.627 heran noch nicht alles war.

(4) Führen wir noch einen vierten, diskretionären Punkt für einen fortgesetzten Kursanstieg an: der heutige kleine Verfall der Optionen auf den DAX-Index. Da das Sentiment in den letzten Tagen entwaffnend positiv war, könnte Interesse im Markt sein, eine möglichst hohe Abrechnung zu bekommen. Vielleicht hilft es ja.

Was spricht gegen eine unmittelbare Fortsetzung des Aufwärtsimpulses, welcher gestern eingeleitet wurde?

Der Tageschart des FDAX zeigt sich in dieser Hinsicht ambivalent:

(a) Positiv werten wir das Tagesmuster vom gestrigen Donnerstag. Auch wenn eine „Hammer“-Definition nicht mehr ganz „stil-echt“ hinzubekommen ist, werten wir das gestrige Tagesmuster dennoch von seiner Lage und Ausrichtung her positiv.

(b) Eine einschränkende Begeisterung erleben wir über die Markttechnik im Tageschart. Die Schwungkraft ist bereits vor drei Handelstagen auf „neutral“ eingeschwenkt, der unterlegte Richtungsfilter liegt ebenfalls „auf der Seite“. Das heißt, von dieser Seite her kann keine schiebende Unterstützung erwartet werden.

Was für ein Fazit lässt sich ziehen?

Wir bleiben optimistisch, aber sind uns folgender Tatsache bewusst: Jetzt darf der FDAX nicht mehr scheitern, jetzt muss er rasch und dynamisch anziehen und das analytisch wichtige, „gehämmert harte“ Widerstandsniveau bei 9.700 / 9.710 überwinden, herausnehmen und platt machen. Scheitert der FDAX an dieser Hürde oder (schlimmer) unterhalb der 9.700, zerrinnen uns besonders die markttechnischen positiven Argumente zwischen den Fingern und für das laufende Impulsfraktal wären Kurse über 9.700 Geschichte.

Praktische Konsequenz:

In der praktischen Konsequenz gilt jetzt (abweichend zu unseren Aussagen der Vortage), dass wir Einstiege auf der Kaufseite suchen, solange der FDAX oberhalb der 9.580, besser der 9.600 notiert. Kurse unter 9.600 bzw. sogar 9.580 schätzen wir dagegen als kritisch ein, da müssen wir uns intraday Gedanken zu machen und kommentieren.

Ein enges Stopp-Kurs-Management ist zwingend. Wir werden zeitnah kommentieren.

Bund-Future

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Im Hinblick auf den Bund-Future, hatten wir gestern früh recht umfassend unser strategisches Szenario der Vortage wiederholend skizziert und ein Erschöpfen der Aufwärtsbewegung oberhalb der144 erwartet. Phase 2 der Fortentwicklung des Kurses des FGBL sollte ein erneuter Fall des Kurses sein, welcher uns weiterführend vielleicht sogar wieder auf 142,90 oder tiefer bringen könnte.

Mit der Ausformung des Erschöpfungsmusters am Mittwoch (shooting star bzw. negativer Doji), sollten die technischen Ausgangsbedingungen für das skizzierte Szenario stehen, für gestern erwarteten wir fallende Kurse. Die schwachen China-Zahlen griffen gestern früh jedoch bereits den US-Anleihe-Futures unter die Arme und blieben folglich für den FDAX nicht unbeachtet.

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Schien es, dass das Negativ-Szenario „platzen“ würde, verwiesen wir intraday auf einen wichtigen Punkt: ein Erschöpfungsmuster wie am Mittwoch gesehen, verliert aus statistischer Bewertungssicht erst dann seine Bedeutung, wenn dessen Hoch überschritten wird. Konkret auf gestern bezogen hieß das: der Bund-Future hätte die 144,29 überwinden müssen, um (rein formal) ein Umdenken zu erzwingen.

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Der FGBL erreichte im gestrigen Tageshoch die 144,24 und verblieb damit knapp unterhalb des Signal-Niveaus. Die sich dann im Tagesverlauf anschließenden Abgaben formten einen bestätigenden shooting-star auf das Vortagesmuster aus, was uns veranlasste, den Fokus wiederholt auf die 143,72 als Verkaufs-Trigger zu legen. Als potentielle Ziel-Unterstützung definierten wir die 143,43, welche knapp erreicht wurde.

Jetzt gilt auch hier die Frage nach dem „Wie weiter“?

Aktuell, Stand heute, hier und jetzt, behält der FGBL übergeordnet eine negative Indikation, abgeleitet aus seinem Chartbild. Der Tageschart weist uns eine wichtige Signalunterstützung bei 143,33 aus, welche es noch zu erreichen, bestenfalls zu unterschreiten gilt.

Die Markttechnik im Tageschart würde eine solche Bewegung zulassen, im Stunden- und 3 Minuten-Chart schränken wir unsere Einschätzung dahingehend jedoch etwas ein. In diesen Zeitfenstern hellt sich die Markttechnik etwas auf und lässt mögliche Kursstabilisierungen erkennen. In der praktischen Konsequenz könnten wir uns (am Chart-Bild orientierend) weitere Kursabschläge vorstellen.

Hierzu werden wir zur Handelseröffnung über ein update nochmals Stellung nehmen.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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